Herzmuskelantikörper (HMA)
Beim Herzmuskelantikörper (HMA) handelt es sich um Autoantikörper (Abwehrstoffe gegen körpereigenes Gewebe), die gegen Antigene (Erkennungsmerkmale) des Herzmuskels (Herzmuskelgewebe) gerichtet sind. Sie können bei verschiedenen entzündlichen und strukturellen Erkrankungen des Myokards (Herzmuskels) auftreten. Ihr Nachweis dient vorrangig der Unterstützung in der Diagnostik (Untersuchung zur Krankheitsbestimmung) immunvermittelter Myokardschäden (durch das Immunsystem verursachte Herzmuskelschäden), insbesondere im Rahmen einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung).
Das Verfahren
Benötigtes Material
-
Blutserum (flüssiger Bestandteil des Blutes)
Vorbereitung des Patienten
-
Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
Störfaktoren
- Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen) kann unspezifische Störungen verursachen
- Kreuzreaktionen (Reaktionen mit ähnlichen Strukturen) bei bestimmten Autoimmunerkrankungen (krankhafte Abwehrreaktionen gegen eigenes Gewebe) möglich
- Keine weiteren relevanten Störfaktoren bekannt
Normwert
-
Negativ (kein Nachweis der Antikörper)
Indikationen
- Verdacht auf Myokarditis (Herzmuskelentzündung), insbesondere bei unklarer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
- Abklärung immunologischer Ursachen von Herzmuskelschäden (Abwehrreaktionen des Körpers gegen das Herzmuskelgewebe)
- Differentialdiagnostik (Unterscheidung ähnlicher Krankheiten) bei unklaren Erhöhungen von Troponin (Herzmuskelenzym) oder CK-MB (Muskel-Enzym) ohne ischämische Ursache (ohne Durchblutungsstörung)
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Akute oder chronische Myokarditis (Herzmuskelentzündung), insbesondere autoimmun vermittelte Formen (durch das Immunsystem ausgelöst)
- Herzmuskelschäden nach Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
- Postinfektiöse Autoimmunreaktionen (Abwehrreaktionen nach Infektionen), z. B. nach Streptokokken-, Coxsackievirus-, Adenovirus-, Influenza- (Grippe-), Epstein-Barr-Virus- oder Toxoplasmose-Infektionen
- Begleitautoantikörper bei systemischen Autoimmunerkrankungen (krankhafte Abwehrreaktionen im gesamten Körper) wie systemischer Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung mit Beteiligung vieler Organe)
Interpretation negativer Werte
- Kein Hinweis auf nachweisbare Autoantikörper gegen Herzmuskelgewebe (Herzmuskel)
- Ein negativer Befund schließt eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) jedoch nicht aus (Sensitivität [Treffsicherheit] begrenzt)
Weitere Hinweise
- Kein Routinetest (nicht für allgemeine Untersuchungen vorgesehen) – Die Bestimmung der HMA erfolgt in spezialisierten Laboren (Fachlabors), meist im Rahmen einer erweiterten immunologischen Diagnostik (Untersuchung des Abwehrsystems).
- Evidenzlage (wissenschaftliche Daten) – HMA können die Diagnose einer Autoimmunmyokarditis (durch das Immunsystem verursachte Herzmuskelentzündung) unterstützen, besitzen jedoch keine ausreichende Spezifität (Treffsicherheit für die Krankheit) oder Sensitivität (Trefferquote) für Screening (Vorsorgeuntersuchungen) oder Verlaufskontrollen [European Society of Cardiology, ESC 2023; Caforio ALP et al., Heart, 2020].
- Ergänzende Diagnostik (zusätzliche Untersuchungen) – Bei Verdacht auf Myokarditis (Herzmuskelentzündung): Troponin (Herzmuskelenzym), CK-MB (Muskel-Enzym), Magnetresonanztomographie (MRT, bildgebendes Verfahren mit Magnetfeldern) des Herzens mit Late Gadolinium Enhancement (spezieller Bildgebungsmarker), ggf. Endomyokardbiopsie (Gewebeprobe aus dem Herzmuskel).
Literatur
- European Society of Cardiology (ESC) Guidelines on Myocarditis. Eur Heart J. 2023. https://academic.oup.com/eurheartj/article/44/37/3503/7283362