Creatinkinase

Die Creatinkinase (CK) (Synonyme: Creatinphosphokinase [CPK], Kreatinphosphokinase [KPK], Adenosin-5'-triphosphat-creatinin-phosphotransferase) ist ein Enzym (Eiweißstoff), das eine zentrale Rolle im muskulären Energiestoffwechsel (Energieproduktion der Muskeln) spielt. Es katalysiert die Regeneration von Adenosintriphosphat (ATP) (Energieträger der Zellen) aus Adenosindiphosphat (ADP) mithilfe von Kreatinphosphat als Energiespeicher.

Isoenzyme

CK besteht aus zwei Untereinheiten, M (muscle – Muskel) und B (brain – Gehirn), die sich zu folgenden Isoenzymen (verschiedenen Enzymformen) kombinieren:

  • CK-BB – vorwiegend im Gehirn (Zentralnervensystem), erhöht bei schweren neurologischen oder malignen Erkrankungen (bösartige Erkrankungen).
  • CK-MB – spezifisch für den Herzmuskel (Myokard), ca. 6 % der Gesamtkonzentration.
  • CK-MM – überwiegend im Skelettmuskel (willkürlich bewegte Muskulatur).

Zusätzlich werden Makro-CK Typ 1 und Typ 2 beschrieben, bei denen es sich um Hochmolekülvarianten (große Enzymkomplexe) handelt, die eine CK-Erhöhung vortäuschen können, ohne pathologischen Substratverlust (ohne tatsächlichen Gewebeschaden).

Physiologie und klinische Bedeutung

Hauptaufgabe:

  • Schnelle Energiebereitstellung durch ATP-Recycling, insbesondere in Muskel- und Nervenzellen.

Diagnostischer Stellenwert:

  • Diagnostik und Verlaufsbeurteilung von Skelettmuskelerkrankungen (Muskelkrankheiten).
  • Myokardinfarktdiagnostik (Diagnose eines Herzinfarkts, medizinisch: Myokardinfarkt).

Zeitlicher Verlauf bei Myokardinfarkt:

  • Anstieg: 3-12 Stunden nach Symptombeginn.
  • Peak: 12-24 Stunden.
  • Normalisierung: CK insgesamt nach 3-6 Tagen, CK-MB nach 2-3 Tagen.

Halbwertszeit CK-MM: ca. 17 Stunden.

Das Verfahren

Benötigtes Material:

  • Blutserum (flüssiger Anteil des Blutes).

Patientenvorbereitung:

  • Belastungskarenz (körperliche Ruhe) empfohlen, da körperliche Aktivität Werte stark erhöhen kann.

Störfaktoren:

  • Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) kann zu falsch hohen Werten führen.
  • Ethnische Unterschiede: Personen afrikanischer Abstammung können CK-Werte bis zu 1,5-fach erhöht zeigen.
  • Schwere Muskelarbeit, intramuskuläre Injektionen (Spritzen in den Muskel) und Schwangerschaft beeinflussen die Werte.

Referenzbereiche

Gruppe Neuer Referenzbereich (U/l) Alter Referenzbereich (U/l)
Frauen 10-70 0-145
Männer 0-170 0-170
Kinder ≤ 370

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Skelettmuskelerkrankungen (Verdacht auf Muskelkrankheiten).
  • Verlaufsdiagnostik (Überwachung des Krankheitsverlaufs) von Myokardinfarkten (Herzinfarkten).
  • Abklärung von Muskelbeschwerden unter medikamentöser Therapie (z. B. bei Einnahme von Statinen [Cholesterinsenkern]).

Interpretation

Erhöhte Werte:

  • Muskelerkrankungen
    • Genetische Myopathien (erblich bedingte Muskelerkrankungen, z. B. Duchenne-Muskeldystrophie).
    • Dermato-/Polymyositis (entzündliche Muskelerkrankungen).
    • Glykogenosen (Stoffwechselstörungen des Zuckerabbaus), insbesondere Typ V – McArdle-Krankheit.
    • Infektiöse Myositiden (Muskelentzündungen durch Infektionen).
    • Muskelnekrosen (Absterben von Muskelzellen), Rhabdomyolyse (Zerfall von Muskelgewebe, auch Crush-Syndrom genannt; CK-Wert > 40-fache Norm).
    • Belastungsmyopathien (Muskelkrankheiten durch Überanstrengung, z. B. Marathonlauf).
  • Herzmuskelbeteiligung
    • Myokardinfarkt (Herzinfarkt).
    • Myokarditis (Herzmuskelentzündung).
    • Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut), Perikarditis (Herzbeutelentzündung).
    • Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit (KHK – Durchblutungsstörung des Herzens).
  • Andere Ursachen
    • Denervierung (Entnervung durch Nervenschädigungen, z. B. Polyneuropathie).
    • Schwangerschaft (v. a. nach Kaiserschnitt).
    • Alkoholintoxikation (Alkoholvergiftung).
    • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion).
    • Medikamente (z. B. Statine → statinassoziierte Muskelsymptome [SAMS], Chloroquin).
    • Schwere Muskelarbeit.

Erniedrigte Werte:

  • Nicht klinisch relevant (ohne Krankheitsbedeutung).

Falsch hohe Werte:

  • Makro-CK (große CK-Komplexe) – insbesondere bei neurologischen Erkrankungen und Krebserkrankungen.

CK und Statintherapie

Empfehlung (gemäß AWMF-Leitlinie 030-115, ESC 2024):

  • Vor Beginn und unter Therapie CK bestimmen.
  • CK > 4- bis < 10-fach erhöht: Bei hohem kardiovaskulären Risiko (hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) kann die Therapie fortgeführt werden, sonst Dosisreduktion oder Absetzen.
  • CK > 10-fach erhöht: Therapie pausieren; mögliche andere Ursachen (z. B. körperliche Belastung) abklären.

Wichtig: Viele Patienten berichten über muskuläre Beschwerden unter Statinen, obwohl die CK normal ist.

Laborparameter bei Myokardinfarkt

Primär empfohlen:

  • High-sensitivity Troponin T (hs-TnT) oder Troponin I (hs-TnI)Goldstandard (wichtigster Laborwert).
  • CK – heute optional zur Verlaufskontrolle.
  • CK-MBnur zur Reinfarktdiagnostik (Diagnose eines erneuten Herzinfarkts) bei dauerhaft erhöhtem Troponin.

Zusätzliche Marker (zur Differenzialdiagnose oder Prognose):

  • BNP/NT-proBNP (Herzhormon zur Einschätzung einer Herzschwäche).
  • D-Dimere (bei Verdacht auf Lungenembolie).
  • CRP (C-reaktives Protein, Entzündungsmarker).
  • Nierenfunktionsparameter (Kreatinin, Harnstoff – Bewertung der Nierenfunktion).

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik von Myopathien. (AWMF-Registernummer: 030-115), Juni 2021 Langfassung