Melatonin

Melatonin (N-acetyl-5-Methoxytryptamin) ist ein Hormon, welches in der Epiphyse (Zirbeldrüse) im Gehirn aus Tryptophan über die Zwischenstufe Serotonin synthetisiert wird.

Melatonin steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Dabei wird es nur nachts synthetisiert. Das Maximum der Produktion liegt zwischen zwei und vier Uhr. Tageslicht hemmt die Produktion, es wird also pulsatil ausgeschüttet.

Melatonin wird in der Leber metabolisiert und im Urin ausgeschieden. Im Urin wird der Metabolit 6-Hydroxymelatoninsulfat gemessen, der eng mit dem Melatonin-Serumspiegel korreliert.

Die Melatonin-induzierte Tiefschlafphase ist ein Stimulans für die Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropes Hormon (STH) (Synonyme: Somatotropin, engl. Human Growth Hormone (hGH)).

Die Konzentration des Melatonins ändert sich im Alter. Junge Säuglinge haben geringe Werte und eine kontinuierliche Freisetzung, Kleinkinder haben hohe Normwerte. Danach vermindert sich die Sekretion zunehmend.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Nächtlicher Sammelurin mit Morgenurin

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht bekannt

Störfaktoren

  • Nicht bekannt

Normwerte

Alter Normwerte
Kleinkinder 1.400 pmol/l
Erwachsene 260 pmol/l

Indikationen

  • Verdacht auf Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Leberzirrhose – bindegewebiger Umbau der Leber mit Funktionseinschränkung
  • Medikamentöse Therapie mit Antidepressiva (MAO-Hemmer und trizyklische Antidepressiva)
  • Pinealom – von der Zirbeldrüse ausgehender Tumor

Interpretation erniedrigter Werte

  • Alkoholabhängigkeit
  • Depression
  • Jet-Lag
  • Medikamentöse Therapie mit Betablockern (Antihypertensiva – Bluthochdruckmedikamente)
  • Mammakarzinom (Brustkrebs)
  • Querschnittsyndrom
  • Schichtarbeit
  • Schizophrenie
  • Schlafstörungen
  • Winterdepression

Weitere Hinweise

  • Eine verminderte nächtliche Melatoninsynthese, bestimmt als Verhältnis von 6-Hydroxymelatoninsulfat zu Kreatinin im ersten Morgenurin, ist möglicherweise vor allem bei übergewichtigen Frauen ein Indikator für einen drohenden Myokardinfarkt (Herzinfarkt) [1].
  • Melatonin wird in Studien auch therapeutisch, beispielsweise beim Jet-Lag eingesetzt.

Literatur

  1. McMullan CJ et al.: A nested case-control study of the association between melatonin secretion and incident myocardial infarction. Heart 2016; 103 647-648 Published Online First: 07 Dec 2016. doi: 10.1136/heartjnl-2016-310689