Nahrungsergänzung und Doping – legale vs. verbotene Substanzen
Nahrungsergänzungsmittel sind im Freizeit- wie im Leistungssport fest etabliert. Sie dienen überwiegend dazu, die Ernährung zu optimieren, die Regeneration zu unterstützen oder spezifische Nährstoffdefizite auszugleichen. Gleichzeitig überschneiden sich manche Präparate in Wirkung und Risiko mit pharmakologischen Substanzen, die auf der Dopingliste der World Anti-Doping Agency (WADA) stehen. Für Sporttreibende entsteht dadurch ein Spannungsfeld zwischen legaler Leistungsoptimierung und verbotenen Methoden, das ein gutes Grundverständnis erfordert.
Nahrungsergänzungsmittel im Sport – Nutzen und Grenzen
Nahrungsergänzungen können die sportliche Leistungsfähigkeit unterstützen, insbesondere wenn ein nachgewiesener Mangel besteht oder der Bedarf durch intensives Training erhöht ist.
- Freizeitsport: Klassischer Einsatz zur Basisversorgung (z. B. Vitamin D, Magnesium, Omega-3), Stabilisierung der Regeneration und Reduktion von Muskelkrämpfen.
- Leistungssport: Präziser Einsatz evidenzbasierter Supplemente (z. B. Kreatin, Beta-Alanin, Koffein), häufig eng durch sportmedizinische Betreuung gesteuert.
Wichtig ist: Nahrungsergänzungsmittel haben keine pharmakologischen Wirkungen wie klassische Dopingmittel und unterliegen anderen gesetzlichen Vorgaben. Dennoch können einzelne Präparate Risiken bergen – etwa bei Verunreinigungen oder nicht deklarierten Zusätzen.
Wo beginnt Doping? – Die WADA-Regelung
Die WADA definiert Doping über klar formulierte Substanzklassen und Methoden. Verboten sind Substanzen, die entweder die Leistung auf nicht natürliche Weise steigern, gesundheitliche Risiken bergen oder gegen den sportlichen Ethos verstoßen.
Wichtige Substanzgruppen der WADA-Liste:
- Anabole Wirkstoffe (z. B. Steroide)
- Stimulanzien (z. B. Amphetamine)
- Peptidhormone und Wachstumsfaktoren (z. B. EPO)
- Beta-2-Agonisten in supratherapeutischer Dosis
- Narkotika und Cannabinoide (sportartspezifische Regelungen)
- Glukokortikoide – abhängig von Applikationsform und Dosierung
- Methoden wie Blutdoping oder chemische Manipulationen
Für Freizeitsportler sind diese Aspekte meist weniger relevant. Für Leistungssportler jedoch können bereits geringe Spuren verbotener Substanzen – auch aus verunreinigten Supplements – zu positiven Tests führen.
Grenzfälle: Wenn legale Nahrungsergänzung riskant wird
Verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel
Studien zeigen, dass weltweit ein relevanter Anteil nicht zertifizierter Supplemente mit dopingrelevanten Substanzen kontaminiert ist. Besonders betroffen: Präparate aus dem Ausland, „Fatburner“, „Muskelbooster“ und Produkte aus Online-Marktplätzen.
- Freizeitsport: Risiko geringer, aber relevant bei unkontrollierten Internetkäufen.
- Leistungssport: Strikte Auswahl zertifizierter Produkte unabdingbar (z. B. Kölner Liste).
Graubereich einzelner Substanzen
Einige Stoffe sind grundsätzlich erlaubt, aber nur bis zu einer bestimmten Konzentration oder in spezifischen Darreichungsformen:
- Koffein: Legal, aber hohe Plasmawerte können kontrolliert werden.
- Beta-2-Agonisten: Inhalativ teils erlaubt, oral verboten.
- Glukokortikoide: Orale oder intramuskuläre Gabe verboten; topische Anwendung unter Umständen erlaubt.
Pseudoephedrin und andere Erkältungswirkstoffe
Viele frei verkäufliche Medikamente enthalten Substanzen, die im Wettkampf verboten sind. Die Einnahme kurz vor Wettkämpfen kann zu positiven Tests führen.
Sichere Supplementation: Was Sporttreibende beachten sollten
Um Nahrungsergänzung gezielt und sicher einzusetzen, sind folgende Schritte sinnvoll:
- Klare Zieldefinition: Bedarf ausgleichen, Regeneration verbessern, Leistungsfähigkeit optimieren.
- Rücksprache mit sportmedizinischen Fachpersonen im Leistungssport.
- Verwendung geprüfter Produkte (z. B. unabhängig zertifizierte Chargen).
- Vorsicht bei Produkten mit extremen Leistungsversprechen.
- Strikte Orientierung an den WADA-Regeln im professionellen Umfeld.
Für Freizeitsportler genügt meist ein Fokus auf Basis-Mikronährstoffe ohne leistungsmanipulative Effekte. Leistungssportler hingegen benötigen ein individuelles, kontrolliertes Vorgehen.
Fazit
Nahrungsergänzungsmittel können im Sport sinnvoll und sicher eingesetzt werden – insbesondere zur Optimierung der Ernährung und zur Unterstützung der Regeneration. Gleichzeitig existieren klare Grenzen: Verbotene Substanzen und riskante Graubereiche gehören in den Bereich des Dopings und bergen erhebliche gesundheitliche und sportrechtliche Risiken. Eine informierte, differenzierte Verwendung ist entscheidend – für Freizeit- wie Leistungssporttreibende.
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