Sollte in der Stillzeit zusätzlich Jod eingenommen werden?

Durch das Abtauen der Gletscher in der letzten Eiszeit ist es in Deutschland zu einer starken Jodausspülung aus den Böden gekommen. Die Folgen sind jodarme, pflanzliche und tierische Nahrungsmittel sowie jodarmes Grundwasser. Beides macht Deutschland zu einem klassischen Jodmangelgebiet mit schlechter Jodversorgung der Bevölkerung und Auftreten einer Jodmangelstruma.

Unter einer Jodmangelstruma versteht man eine gutartige Vergrößerung der Schilddrüse, bedingt durch Jodmangel. Jeder fünfte Säugling hat eine vergrößerte Schilddrüse und jede zweite Wöchnerin weist eine Schilddrüsenvergrößerung auf.

Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine ausreichende Jodversorgung der Wöchnerin und auch des Säuglings über die Ernährung gegenwärtig nicht gewährleistet werden kann. Die Verwendung von jodiertem Speisesalz im Haushalt, insbesondere aber bei der Herstellung von Fertignahrungsmitteln wie Brot, Wurstwaren und Konserven, verbessert die Jodversorgung. Diese reicht jedoch insbesondere in der Stillzeit nicht aus, um dem erhöhten Jodbedarf in dieser so wichtigen Lebensphase gerecht zu werden.

Die Jodunterversorgung des mütterlichen und kindlichen Organismus hat schwerwiegende Folgen:

  • Etwa zwei Drittel aller Schwangeren im letzten Drittel der Schwangerschaft und alle Wöchnerinnen weisen eine Jodmangelstruma auf.
  • Das mütterliche Schilddrüsenvolumen verdoppelt sich.
  • Jeder fünfte Säugling hat eine vergrößerte Schilddrüse.
  • Werden die Säuglinge ausschließlich von ihrer „jodunterversorgten“ Mutter gestillt, so verschlechtert sich deren Jodversorgung erheblich und es kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion des Säuglings kommen.

Eine ausreichende Jodversorgung beugt nicht nur einer Jodmangelstruma vor, sondern schützt auch vor der Entstehung einer Unterfunktion der Schilddrüse. Ihr betreuender Arzt wird Ihnen auf Wunsch Jod-Tabletten verordnen.

Hinweis zum Versorgungszustand (ohne Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz)
97-99 % der Frauen in der Altersgruppe von 19-50 J. erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Den am schlechtesten mit Jod versorgten Frauen von 19-50 J. fehlen 151 µg Jod.
DGE-Empfehlungen: Frau 19-50 J. 200 µg/Tag, Stillende 260 µg/Tag

Hinweis zum Versorgungszustand (unter Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz)
55-74 % der Frauen in der Altersgruppe von 19-50 J. erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Den am schlechtesten mit Jod versorgten Frauen von 19-50 J. fehlen 92 µg Jod.
DGE-Empfehlungen: Frau 19-50 J. 200 µg/Tag, Stillende 260 µg/Tag