Leistenschmerzen – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Vermeidung körperlicher Inaktivität (Bewegungsmangel) – regelmäßige moderate Bewegung fördert die lokale Durchblutung, Muskelbalance und Regeneration.
  • Vermeidung körperlicher Überbelastung (Überanstrengung) – insbesondere bei sportlich aktiven Patienten (z. B. Läufer, Fußballer) sollten Trainingsintensität und -umfang kontrolliert werden; schrittweise Belastungssteigerung.
  • Korrektur muskulärer Dysbalancen (Ungleichgewicht der Muskulatur) – z. B. gezieltes Dehnungs- und Stabilisationstraining der Adduktoren (Muskelgruppe an der Oberschenkelinnenseite), Bauch- und Rückenmuskulatur.
  • Optimierung des Körpergewichts – Reduktion eines erhöhten BMI (Körpermasse-Index) senkt das Risiko für chronische Leistenschmerzen durch mechanische Überlastung.
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  • Beachtung der Schlafqualität und Stressbelastung – psychosoziale Belastungen (seelische Belastungen) und Schlafmangel verstärken myofasziale Schmerzsyndrome (Muskelschmerzsyndrome).
  • Überprüfung der Dauermedikation (regelmäßig eingenommene Medikamente) – ggf. Reduktion oder Wechsel von Arzneimitteln, die myotoxische (muskelschädigende) oder muskelkaterähnliche Nebenwirkungen haben (z. B. Statine (Cholesterinsenker)).
  • Aufklärung über ergonomische Bewegungsabläufe – Fehlhaltungen und asymmetrische Bewegungsmuster vermeiden.

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Infiltrationstherapie (Injektionsbehandlung) – lokale Injektionen mit Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel) ± Glukokortikoiden (Kortisonpräparate) bei Adduktorentendinopathie (Sehnenreizung der Adduktoren) oder ilioinguinaler Neuralgie (Nervenschmerz in der Leistenregion).
  • Stoßwellentherapie (ESWT; extrakorporale Stoßwellentherapie) – extrakorporale Stoßwellenbehandlung bei chronischen Sehnenreizungen oder Insertionstendinopathien (Sehnenansatzentzündungen).

Operative Therapie

  • Indiziert bei therapieresistenten Fällen über mindestens sechs Monate konservativer Behandlung oder bei strukturellen Läsionen (Gewebeveränderungen).
  • Typische Verfahren:
    • Adduktorentenotomie (operative Durchtrennung der Adduktorensehne) – bei chronischer Adduktorentendinopathie.
    • Hernienreparation (operative Bruchreparation) – laparoskopisch (TAPP/TEP; minimalinvasive Verfahren) oder offen bei Leisten- oder Schenkelhernie (Bruch).
    • Neurolyse bzw. Neurektomie (operative Nervenfreilegung oder -durchtrennung) – bei persistierender Neuralgie (Nervenschmerz) (z. B. N. ilioinguinalis (Leistennerv)).
    • Osteitis-pubis-Debridement (operative Reinigung des Schambeinastes) – in Ausnahmefällen.
  • Postoperative Rehabilitation (Wiederaufbautherapie nach Operation) – Physiotherapie, progressive Belastungssteigerung, Muskelaufbau.

Impfungen

  • Keine spezifischen Impfungen erforderlich.
  • Allgemein empfohlene Impfungen gemäß STIKO (Ständige Impfkommission): Influenza- (Grippe-), COVID-19- und Tetanus-Auffrischimpfungen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Verlaufskontrolle alle 4-6 Wochen bei konservativer Therapie.
  • Kontrolle der Schmerzintensität, Beweglichkeit und muskulären Balance.
  • Bei Sportlern – Reevaluation (Neubewertung) der Trainingsbelastung.
  • Nach Operation – Nachuntersuchung nach 6 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten.

Ernährungsmedizin

  • Gewichtsoptimierung – normales Körpergewicht anstreben (BMI 20-25).
  • Entzündungsmodulierende Ernährung (entzündungshemmende Kost) – Reduktion proinflammatorischer Nahrungsbestandteile (z. B. gesättigte Fettsäuren, Zucker).
  • Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) – entzündungshemmende Wirkung bei myofaszialen und tendinösen Schmerzsyndromen.
  • Magnesium, Kalium – Unterstützung der neuromuskulären Funktion (Muskel- und Nervenfunktion).
  • Eiweißreiche Kost – Förderung der Muskelregeneration (≥ 1,2 g Protein/kg Körpergewicht).
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – mindestens 30 ml/kg Körpergewicht/Tag.
  • Vermeidung exzessiven Alkoholkonsums – da alkoholinduzierte Myopathien (Muskelerkrankungen) Leistenschmerzen verstärken können.

Sportmedizin

  • Individuell angepasstes Rehabilitationsprogramm – Beginn mit Beweglichkeits- und Core-Stabilisationsübungen (Rumpfstabilisierung); Steigerung zu Ausdauertraining (Radfahren, Schwimmen, Walking); anschließend sportartspezifisches Krafttraining.
  • Aerobes Training (Ausdauertraining) – verbessert Durchblutung und Schmerztoleranz.
  • Intervalltraining – vorteilhaft bei muskulären Ursachen zur Aktivierung der Kapillardichte (Feinverzweigung der Blutgefäße).
  • Dehnprogramme (Stretching) – Adduktoren, Hüftbeuger, Quadrizeps (vordere Oberschenkelmuskulatur), ischiocrurale Muskulatur (hintere Oberschenkelmuskulatur).
  • Trainingsplanerstellung durch Sportarzt oder Physiotherapeut.

Psychotherapie

  • Psychosomatische Mitbeteiligung (seelisch-körperliche Wechselwirkung) – häufig bei chronifizierten Leistenschmerzen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT; verhaltenstherapeutisches Verfahren) – zur Schmerzbewältigung und Reduktion maladaptiver Verhaltensmuster (ungünstige Denkmuster).
  • Entspannungsverfahren – progressive Muskelrelaxation (Muskelentspannung) nach Jacobson, Achtsamkeits- oder Atemtraining.
  • Stressmanagement (Umgang mit Stress) – zur Reduktion vegetativer Schmerzverstärkung (körperliche Stressreaktion).

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Physiotherapie (Bewegungsbehandlung) – manualtherapeutische Techniken, Dehnung der Adduktoren, Mobilisation der Hüftgelenke, Faszientechniken, Kräftigung der Rumpfmuskulatur.
  • Physikalische Therapie (Behandlung mit physikalischen Maßnahmen) – Wärme-, Kälte- oder Ultraschallbehandlung zur Muskelentspannung und Schmerzlinderung.
  • Elektrotherapie/TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) – zur Analgesie (Schmerzhemmung) und Muskelrelaxation (Muskelentspannung).
  • Kinesiotaping (elastisches Tape zur Muskelunterstützung) – kann die lokale Mikrozirkulation verbessern und propriozeptive Reize setzen.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Akupunktur (Nadeltherapie) – kann ergänzend zur konventionellen Schmerztherapie eingesetzt werden.
  • Manuelle Triggerpunkt-Behandlung (Behandlung schmerzhafter Muskelpunkte) – Verbesserung myofaszialer Spannungen.
  • Low-Level-Lasertherapie (Behandlung mit schwachem Laserlicht) – mögliche schmerzlindernde Wirkung bei muskuloskelettalen Beschwerden (Erkrankungen von Muskeln und Skelett).
  • Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) – z. B. Anwendung von Arnika- oder Capsaicin-Salben zur lokalen Schmerzreduktion.
  • Supplementierung (Ergänzung) mit antioxidativen Mikronährstoffen (z. B. Vitamin C, E) – bei erhöhtem oxidativem Stress (vermehrter Bildung freier Radikale).

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Deutsche Schmerzgesellschaft e. V.
    Alt-Moabit 101b, D-10559 Berlin
    Tel.: 030 – 39409689, E-Mail: info@dgss.org, Internet: www.dgss.org
  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)
    Straße des 17. Juni 106–108, D-10623 Berlin
    Tel.: 030 – 3406036-00, Internet: www.dgou.de
  • Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP)
    Heilsbachstraße 32, D-53123 Bonn
    Internet: www.dgsp.de