Mittelohrentzündung (Otitis media) – Einleitung

Eine Otitis media (Synonym: Mittelohrentzündung; ICD-10-GM H66.-: Eitrige und nicht näher bezeichnete Otitis media) bezeichnet die Entzündung des Mittelohrs (lat. Auris media). Es handelt sich um eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter und tritt nur selten bei Erwachsenen auf.

Ätiologie (Ursachen)

Die Otitis media wird meist durch eine bakterielle Infektion mit den folgenden Erregern verursacht:

  • Streptococcus pneumoniae
  • Haemophilus influenzae
  • Moraxella catarrhalis
  • Streptococcus pyogenes
  • Staphylococcus aureus

Sie kann jedoch auch viral bedingt sein, wobei folgende Viren eine Rolle spielen können:

  • Respiratory Syncytial Viren (RSV, 74 %)
  • Parainfluenzaviren (52 %)
  • Influenzaviren (42 %)
  • Enteroviren (11 %)

Formen der Otitis media

  • Otitis media acuta (OMA; akute Otitis media, AOM) – akute Mittelohrentzündung
    • akute Otitis media purulenta (akute eitrige Otitis media)
    • akute virale Otitis media
  • Otitis media catarrhalis – Tuben-Mittelohrkatarrh mit starkem Erguss, nur geringer Schwellung
  • Otitis media purulenta – eitrige Mittelohrentzündung
  • Otitis media chronica (chronische Otitis media) – chronische Mittelohrentzündung

Eine rezidivierende (wiederkehrende) AOM liegt vor bei mindestens drei Episoden einer AOM innerhalb der vergangenen sechs Monate oder mindestens

Epidemiologie

Jahreszeitliche Häufung: Die Otitis media acuta tritt vermehrt in den Wintermonaten auf, oft nach Erkältungen.

Häufigkeitsgipfel: Vorwiegend zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 4. Lebensjahr.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) 

  • Etwa 80 % der unter Dreijährigen sind betroffen.
  • Im 8. Lebensjahr sinkt die Prävalenz auf 2 %.
  • Die 12-Monats-Prävalenz einer AOM bei Kindern und Jugendlichen (0-17 Jahre) beträgt im Durchschnitt 11 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Eine Otitis media kann ein- oder beidseitig auftreten und beginnt meistens mit pulsierenden Ohrenschmerzen, Fieber, pochenden Ohrgeräuschen und einer Hörminderung. Die Entzündungsphase dauert ein bis zwei Tage. Bei bakteriellen Infektionen kommt es häufig zu einer spontanen Trommelfellperforation (Trommelfelldurchbruch), bei der Eiter austritt und die Schmerzen sowie das Fieber abklingen. Die vollständige Abheilung dauert zwei bis vier Wochen.

Eine spontane Besserung der Symptome tritt in ca. 60 % der Fälle innerhalb der ersten 24 Stunden, in 80-85 % innerhalb der ersten 2-3 Tage und in 90 % nach 4-7 Tagen auf.

Prognose

Nach zwei Wochen haben noch 60-70 % der Kinder, nach vier Wochen 40 % und nach drei Monaten noch bis zu 25 % einen Paukenerguss (Seromukotympanon), was die Gefahr einer Verzögerung der Sprachentwicklung birgt.

Auf eine Antibiotikagabe kann verzichtet werden, wenn:

  • Eine unkomplizierte Mittelohrentzündung vorliegt
  • Keine Komplikationen auftreten
  • Eine gute ärztliche Kontrolle innerhalb der ersten drei Tage gewährleistet ist

Prävention

Empfehlung der Schutzimpfungen gegen Pneumokokken und Haemophilus influenzae, da diese Erreger zu den häufigen Auslösern der Otitis media gehören.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Chronisch mesotympanale Otitis media (CMOM). (AWMF-Registernummer: 017 - 074), September 2020 Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Ohrenschmerzen. (AWMF-Registernummer: 053-009), November 2014. Langfassung
  3. S1-Leitlinie: Seromukotympanum. (AWMF-Registernummer: 017-004), Oktober 2018. Langfassung