Membranoproliferative Glomerulonephritis – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der membranoproliferativen Glomerulonephritis dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Nierenerkrankungen (z. B. Glomerulonephritiden, nephrotisches Syndrom, chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche))?
- Gibt es familiäre Häufungen von Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis)?
- Liegen in Ihrer Familie genetisch bedingte Komplementdefekte oder andere erbliche Immundefekte vor (z. B. C3-Defizienz, Properdin-Defizienz, Mutationen im CD46-Gen)?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie beruflich mit toxischen oder nierenschädigenden Substanzen in Kontakt gekommen (z. B. Lösungsmittel, Schwermetalle)?
- Haben Sie in den letzten Monaten unter psychosozialem Stress gestanden, der Ihr allgemeines Wohlbefinden beeinflusst hat?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie Veränderungen des Urins bemerkt (z. B. schäumender Urin, dunkle Verfärbung, sichtbares Blut)?
- Ist Ihre Urinmenge in letzter Zeit verändert (z. B. deutlich weniger oder mehr Urin)?
- Leiden Sie unter nächtlichem Harndrang?
- Haben Sie Wasseransammlungen bemerkt (z. B. an den Augenlidern, Beinen oder Knöcheln)?*
- Haben sich Ihr Gesicht oder Ihre Extremitäten sichtbar verändert (z. B. „aufgeschwemmtes“ Aussehen)?*
- Leiden Sie unter morgendlichen Kopfschmerzen, Schwindel oder Nasenbluten ´[Hinweise auf Hypertonie (Bluthochdruck)]?*
- Haben Sie Fieber, Nachtschweiß? [Hinweise auf Infektionen oder Malignome (Krebserkrankungen)]
- Bestehen Gelenk- oder Muskelschmerzen?
- Haben Sie Hautveränderungen oder Hautausschläge bemerkt?
- Leiden Sie unter Übelkeit, Erbrechen oder allgemeiner Abgeschlagenheit?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie Ihren Appetit als verändert wahrgenommen?
- Haben Sie in letzter Zeit Gewicht verloren oder zugenommen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Haben Sie ein Durstgefühl, das deutlich gesteigert ist?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Hatten Sie in der Vergangenheit schon einmal eine Nierenerkrankung?
- Bestehen bei Ihnen bekannte Autoimmunerkrankungen?
- Leiden Sie unter chronischen Infektionen (z. B. Hepatitis B oder C, HIV)?
- Gab es in der Vergangenheit Hinweise auf ein nephrotisches oder nephritisches Syndrom?
- Bestehen chronische Entzündungen (z. B. chronische Bronchitis, Parodontitis)?
- Wurden bei Ihnen Komplementdefekte oder andere Immundefekte diagnostiziert?
- Liegt eine Krebserkrankung in Ihrer Vorgeschichte?
- Haben Sie in der Vergangenheit Bluttransfusionen erhalten?
Medikamentenanamnese
Folgende Medikamente können eine nephrotoxische (nierenschädigende) Wirkung haben:
- ACE-Hemmer und AT1-Rezeptorantagonisten (Arzneimittel zur Therapie des Bluthochdrucks; Nebenwirkungen – akut: Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR), verbunden mit einem Kreatinin-Anstieg: ACE-Hemmer ebenso wie AT1-Rezeptorantagonisten heben die Vasokonstriktion im Vas efferens auf, und es resultieren ein Abfall der GFR und ein Kreatinin-Anstieg im Serum. Bis 0,1 bis 0,3 mg/dl ist dies in der Regel tolerierbar.
Bei einer hämodynamisch relevanten Nierenarterienstenose (bei Patienten mit Atherosklerose/Arteriosklerose/Arterienverkalkung nicht selten) wird die GFR aber ausgeprägt Angiotensin-II-abhängig, und die Gabe eines ACE-Hemmers oder AT1-Rezeptorantagonisten kann ein akutes Nierenversagen/ANV zur Folge haben!) - Antiphlogistische und antipyretische Analgetika (Schmerzmittel; Non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAID), nichtsteroidale Entzündungshemmer) bzw. Nicht-Steroidale Antirheumatika (Rheumamittel; NSAR):
- Acetylsalicylsäure (ASS)
- Diclofenac
- Ibuprofen/Naproxen
- Indometacin
- Metamizol oder Novaminsulfon ist ein Pyrazolon-Derivat und Analgetikum aus der Gruppe der nichtsauren Nichtopioid-Analgetika (höchste analgetische und antipyretische Wirkung. Nebenwirkungen: Kreislaufschwankungen, Überempfindlichkeitsreaktionen, sowie sehr selten eine Agranulozytose.
- Paracetamol
- Phenacetin (Phenacetin-Nephritis)
- Selektive COX-2-Hemmer wie Rofecoxib, Celecoxib (Nebenwirkungen: verringerte Natrium- und Wasserausscheidung, Blutdruckanstieg sowie periphere Ödeme. Damit einher geht in der Regel eine Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss)!)
- Antibiotika:
- Aminoglykoside wie Amikacin, Gentamycin (Gentamicin), Netilmicin, Streptomycin, Tobramycin, Vancomycin
- Ampicillin (Gruppe der β-Lactam-Antibiotika)
- Cephalosporine wie Cefuroxim, Cefotiam
- Amoxicillin
- Carbenicillin
- Ethambutol (Tuberkulostatikum)
- Fenoprofen
- Gyrasehemmer (extrem selten: akute interstitielle Nephritis nach Ciprofloaxin, Ofloxacin und Norfloxacin)
- Glykopeptidantibiotika wie Vancomycin
- Methicillin (penicillinasefestes Penicillin)
- Oxacillin
- Rifampicin (bakterizides Antibiotikum aus der Gruppe der Ansamycine)
- Sulfonamdie wie Sulfadiazin, Cotrimoxazol
- Virostatika (Arzneimittel, die die Wirkung von Viren hemmen):
- Aciclovir
- Cidofovir
- Foscarnet
- Ganciclovir
- Valaciclovir
- Amphotericin B
- Allopurinol
- Ciclosporin (Cyclosporin A)
- Colchicin
- D-Penicillamin
- Gold
- Interferon
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.