Digitale Volumentomographie (DVT) des Felsenbeins

Die Digitale Volumentomographie (DVT; engl. Cone Beam Computed Tomography, CBCT) des Felsenbeins ist ein hochauflösendes, dreidimensionales Bildgebungsverfahren zur präzisen Darstellung knöcherner Strukturen des Schläfenbeins (Knochen im Bereich des Ohrs) mit besonderem Fokus auf das Innenohr, Mittelohr und angrenzende anatomische Strukturen. Sie wird insbesondere in der otologischen Diagnostik (Untersuchung des Ohrs) und Operationsplanung eingesetzt und bietet im Vergleich zur konventionellen Computertomographie (CT; Röntgenschichtaufnahme) eine geringere Strahlenexposition bei gleichzeitig exzellenter Auflösung der knöchernen Komponenten.

Synonyme

  • DVT des Schläfenbeins
  • DVT des Os temporale
  • CBCT des Felsenbeins
  • DVT Ohr

Beurteilbare Strukturen

  • Knochenstrukturen des Schläfenbeins (Os temporale)
  • Felsenbein (Pars petrosa ossis temporalis)
  • Äußerer Gehörgang (äußere Ohröffnung)
  • Paukenhöhle (Hohlraum des Mittelohres)
  • Gehörknöchelchen (kleinste Knochen im Mittelohr: Hammer, Amboss, Steigbügel)
  • Mastoidzellen (luftgefüllte Knochenräume hinter dem Ohr)
  • Bogengänge und knöchernes Labyrinth (Teile des Gleichgewichtsorgans)
  • Vestibulum labyrinthi (Vorhof des Innenohrs)
  • Promontorium tympani (Vorsprung in der Paukenhöhle)
  • Canalis facialis (Knochenkanal des Gesichtsnervs)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Diagnostik bei chronischer oder rezidivierender Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Abklärung von Cholesteatomen (eingewachsene Haut im Mittelohr)
  • Planung von Tympanoplastiken (Mittelohrrekonstruktionen) oder Mastoidektomien (Operation am Warzenfortsatz)
  • Fehlbildungen des Mittel- und Innenohrs (z. B. Mondini-Dysplasie)
  • Lagekontrolle von Cochlea-Implantaten (CI; Hörprothese im Innenohr)
  • Evaluierung ossärer Tumoren (Knochentumoren) oder Frakturen des Felsenbeins
  • Diagnostik bei Verdacht auf knöcherne Veränderungen des Gleichgewichtsorgans
  • Abklärung einer Otosklerose (Verknöcherung des Steigbügels)
  • Beurteilung von knöchernen Verläufen des Nervus facialis (Gesichtsnerv)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwangerschaft (relative Kontraindikation bei nicht dringlicher Indikation)
  • Unkooperabilität bei fehlender Lagerungsfähigkeit oder starker Bewegung
  • Absolute Kontraindikation: Keine (da keine Kontrastmittelgabe erforderlich ist)

Das Verfahren

Technik

  • Erzeugung eines kegelförmigen Röntgenstrahls mit rotierendem Detektor
  • Hochauflösende 3D-Bildgebung mit isotropen Voxelgrößen bis zu 0,08 mm (feinste räumliche Bildpunkte)
  • Aufnahme im Sitzen, Stehen oder Liegen (je nach Gerät)
  • Keine intravenöse Kontrastmittelgabe notwendig
  • Strahlenexposition deutlich geringer als bei der Computertomographie (CT)

Ablauf der Untersuchung

  • Lagerung des Patienten in stabiler Kopfposition
  • Dauer der Bildakquisition: 10-20 Sekunden
  • Postprozessierung mit multiplanarer Rekonstruktion (MPR; Bilddarstellung in mehreren Ebenen) und 3D-Renderings (dreidimensionale Rekonstruktionen)
  • Auswertung durch HNO-Arzt oder Radiologen in axialer (querer), koronarer (frontaler) und sagittaler (seitlicher) Ebene

Mögliche Befunde

  • Destruktive Läsionen (zerstörende Veränderungen) im Rahmen eines Cholesteatoms
  • Sklerosierung (Verhärtung) oder Pneumatisationsstörungen (Belüftungsstörungen) der Mastoidzellen
  • Ossikuläre Diskontinuität (Trennung der Gehörknöchelchenkette) z. B. nach Trauma
  • Otosklerotische Herde an der Fenestra vestibuli (Bereich des Steigbügels)
  • Anomalien des knöchernen Labyrinths (z. B. dehiszenter Bogengang = fehlende Knochendeckung)
  • Dysplasie oder Aplasie der Cochlea (Hörschnecke) oder des Vestibulums (Gleichgewichtsorgan)
  • Frakturverläufe bei Schädelbasisverletzungen
  • Missbildungen des Canalis facialis (Knochenkanal des Gesichtsnervs) oder anderer knöcherner Nervenkanäle

Nach der Untersuchung

  • Bildauswertung durch den Arzt in Verbindung mit der klinischen Fragestellung
  • Besprechung der Befunde im Rahmen des HNO-Befundgesprächs
  • Ggf. Einleitung operativer Planung oder weiterführender Diagnostik (z. B. Audiometrie, MRT)