Digitale Volumentomographie (DVT) der Nasennebenhöhlen
Die Digitale Volumentomographie (DVT) der Nasennebenhöhlen ist ein hochauflösendes, dreidimensionales Röntgenverfahren, das primär in der HNO-Heilkunde, Zahnmedizin und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zur Darstellung der knöchernen Strukturen der Nasennebenhöhlen eingesetzt wird. Im Vergleich zur herkömmlichen Computertomographie (CT) zeichnet sich die DVT durch eine niedrigere Strahlenbelastung, eine exzellente Knochendarstellung und eine schnelle Untersuchungszeit aus. Sie ermöglicht die differenzierte Beurteilung der Nasennebenhöhlen bei chronisch-entzündlichen Veränderungen, anatomischen Varianten und präoperativen Fragestellungen.
Synonyme
- 3D-Röntgen der Nasennebenhöhlen (dreidimensionales Röntgen)
- Kieferhöhlen-DVT
- Digitale Volumentomographie des Gesichtsschädels
Beurteilbare Strukturen
- Nasennebenhöhlen: Sinus maxillaris (Kieferhöhle), Sinus frontalis (Stirnhöhle), Sinus ethmoidales (Siebbeinzellen), Sinus sphenoidalis (Keilbeinhöhle)
- Nasenhaupthöhle und Nasenseptum (Nasenscheidewand)
- Ostiomeatale Einheit (Verbindung zwischen Nasennebenhöhlen und Nasenhaupthöhle)
- Nasenmuscheln (Conchae)
- Knöcherne Orbitawände (Augenhöhlenwände), insbesondere das Dach der Kieferhöhle und Lamina papyracea (dünne Knochenplatte zur Augenhöhle)
- Zahnwurzeln und Beziehung zu den Kieferhöhlen (z. B. bei dentogenen Sinusitiden)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Chronische oder rezidivierende Rhinosinusitis (anhaltende oder wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündung; z. B. zur OP-Planung bei endonasaler Sinuschirurgie)
- Verdacht auf dentogene Sinusitis (Entzündung der Kieferhöhle durch Zahnprobleme) oder Fremdkörper in der Kieferhöhle
- Anatomische Varianten wie Septumdeviation (Verkrümmung der Nasenscheidewand), bullöse Mittelmuschel (luftgefüllte Nasenmuschel), Haller-Zellen (knöcherne Zellvarianten)
- Frakturen des Mittelgesichts mit Beteiligung der Nasennebenhöhlen
- Tumorverdacht oder Raumforderungen in den Nebenhöhlen (nur zur knöchernen Abklärung)
- Präimplantologische Planung (z. B. Sinusbodenaugmentation – Anhebung des Kieferhöhlenbodens für Zahnimplantate)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwangerschaft (relative Kontraindikation, abhängig von Risiko-Nutzen-Abwägung)
- Unzureichende Indikation bei primär Weichteilfragestellungen (z. B. Entzündungen der Schleimhaut) – hier ist ggf. die Magnetresonanztomographie (MRT, bildgebendes Verfahren mit Magnetfeldern) vorzuziehen
Das Verfahren
Technik
- Hochauflösende Volumendatensätze mit isotropen Voxeln (würfelförmige Bildpunkte mit gleicher Kantenlänge; meist 0,1-0,3 mm)
- Aufnahmevolumen: typischerweise 6-15 cm (abhängig von Gerät und Fragestellung)
- Niedrigere Strahlendosis im Vergleich zur CT (Dosis ca. 10-30 % einer Sinus-CT)
- Gute Differenzierung knöcherner Strukturen, jedoch eingeschränkte Weichteildarstellung
Ablauf der Untersuchung
- Aufklärung und Einwilligung des Patienten
- Lagerung im Sitzen oder Stehen mit Fixierung des Kopfes
- Aufnahmezeit: ca. 10-20 Sekunden
- Bildrekonstruktion in allen Ebenen (axial – quer, koronar – frontal, sagittal – seitlich) sowie 3D-Volumenrendering (dreidimensionale Darstellung)
Mögliche Befunde
- Schleimhautverdickungen, Zysten, Polypen (gutartige Schleimhautwucherungen)
- Okklusionen des Sinusostiums (Verengung des Ausführungsganges der Nasennebenhöhle, z. B. durch Koncha bullosa)
- Septumdeviation, Spornbildungen
- Dentogene Veränderungen mit Durchbruch in die Kieferhöhle
- Frakturen mit knöcherner Dislokation (Verschiebung)
- Ossäre Raumforderungen (knöcherne Neubildungen) oder Destruktionen bei Tumorverdacht
Postinterventionelle oder präoperative Anwendung
- Operationsplanung vor funktioneller endoskopischer Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS – minimalinvasive Operation)
- Beurteilung des knöchernen Heilungsverlaufs nach Trauma oder operativen Eingriffen
- Abklärung persistierender Beschwerden nach erfolgter Sinuschirurgie
Vorteile der DVT
- Hohe räumliche Auflösung bei geringer Strahlenexposition
- Sehr gute Darstellung ossärer Strukturen und anatomischer Details
- Schnelle Durchführung und Verfügbarkeit in HNO- und zahnärztlichen Praxen
- Kostengünstiger als CT, insbesondere im niedergelassenen Bereich
Einschränkungen
- Keine zuverlässige Beurteilung von Weichteilgewebe, Schleimhautkontrast und Tumorinfiltration (Eindringen eines Tumors in das Gewebe)
- Keine dynamischen Kontrastmitteluntersuchungen möglich
- Eingeschränkte Aussagekraft bei primär entzündlich-weichteiligen Fragestellungen