Urobilinogen (Urin)

Urobilinogen ist ein farbloses Zwischenprodukt des Bilirubinabbaus (Abbau des Gallenfarbstoffs), das im Rahmen des enterohepatischen Kreislaufs (Rücktransport von Gallebestandteilen zwischen Darm und Leber) entsteht. Es wird in geringen Mengen über den Urin ausgeschieden und dient in der klinischen Labordiagnostik zur Beurteilung der Leberfunktion, des Galleflusses und hämolytischer Prozesse (vermehrter Abbau roter Blutkörperchen).

Synonyme

  • UBG
  • Urin-Urobilinogen
  • Urobilinogenurie

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Spontanurin (vorzugsweise Mittelstrahlurin)
    • 24-Stunden-Urin (seltener, bei Verlaufskontrollen)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
    • Möglichst frische Urinprobe verwenden (licht- und sauerstoffempfindlich)
  • Störfaktoren
    • Lichteinfluss – rascher Abbau zu Urobilin
    • Oxidation durch Luftkontakt
    • Verzögerte Analyse (Instabilität von Urobilinogen in Urin)
    • Antibiotika (Veränderung der Darmflora, reduzierte Bildung)
    • Nitrit im Urin kann den Test stören (falsch-negative Ergebnisse)
    • Kolonresektion (operative Entfernung eines Teils des Dickdarms) – gestörte bakterielle Umwandlung und Rückresorption
  • Methode
    • Teststreifenmethode (semiquantitativ)
    • Ehrlich-Reaktion (bei älteren Verfahren, heute selten)
    • Spektralphotometrie (in Spezialfällen)

Normbereiche (je nach Labor)

Subgruppe / Matrix Referenzbereich
Spontanurin (Teststreifen) <1 mg/dl bzw. negativ
24-Stunden-Urin <4 mg/24 h

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Diagnostik bei Verdacht auf Leberfunktionsstörungen (gestörte Entgiftungs- und Stoffwechselleistung der Leber)
  • Differenzierung von Ikterusformen (Gelbsuchtformen)
  • Verdacht auf Hämolyse (vermehrter Abbau roter Blutkörperchen)
  • Verlaufskontrolle bei bekannten Leber- oder Gallenerkrankungen (z. B. Hepatitis, Gallenstau)

Interpretation

  • Erhöhte Werte
    • Hämolytische Anämien (Blutarmut durch vermehrten Zerfall roter Blutkörperchen)
    • Hepatitis, Leberzirrhose (entzündliche oder narbige Lebererkrankungen)
    • Frühe Stadien des Leberversagens
    • Erhöhte enterohepatische Rezirkulation (verstärkter Rücktransport von Gallebestandteilen)
  • Erniedrigte oder fehlende Werte
    • Verschlussikterus (Gallenstau durch Verlegung der Gallenwege)
    • Schwere Leberschädigung
    • Antibiotikatherapie – verringerte Bakterienbesiedlung des Darms
    • Kolonresektion (Entfernung von Dickdarmabschnitten) – reduzierte Bildung und Rückresorption
  • Spezifische Konstellationen (optional)
    • Fehlendes Urobilinogen bei gleichzeitig hohem Bilirubin im Urin – Hinweis auf cholestatische Erkrankung (Gallenstau)
    • Urobilinogen↑ + Bilirubin negativ – typisch bei hämolytischem Ikterus

Weiterführende Diagnostik

  • Serum-Bilirubin (Blutwert des Gallenfarbstoffs)
  • Leberenzyme (ALT, AST, γ-GT, AP) – Laborwerte zur Beurteilung der Leberfunktion
  • Hämolyseparameter (z. B. LDH, Haptoglobin, Retikulozyten)
  • Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Leber und Gallenwege
  • Hepatitisserologie (Virusdiagnostik im Blut)