Labordiagnostische Basis- und Spezialuntersuchungen bei Kinderwunsch – Frau

Die labordiagnostische Abklärung bei Kinderwunsch der Frau ist ein zentrales Instrument zur Erkennung hormoneller Dysbalancen, ovarieller Funktionsstörungen sowie metabolischer und endokrinologischer Begleiterkrankungen als mögliche Ursachen von Fertilitätsstörungen oder Sterilität.  Die Laboruntersuchungen liefern objektive, messbare Parameter, die richtungsweisende Hinweise auf subklinische oder manifeste Ursachen der Fertilitätsstörung geben. Sie unterstützen sowohl die Primärdiagnostik als auch die Verlaufskontrolle während einer reproduktionsmedizinischen Behandlung.

Das diagnostische Spektrum gliedert sich in die folgenden Hauptbereiche:

Ovarielle Reserve und Zyklusdiagnostik

Hypothalamisch-hypophysäre Achse

Androgene und adrenale Funktion

  • Androstendion – Erkennung von Hyperandrogenämie
  • Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS) – Adrenale Androgensynthese
  • 17-Hydroxy-Progesteron – Screening bei Verdacht auf adrenogenitales Syndrom (AGS)
  • Dexamethason-Suppressionstests (Kurztest, Langtest) – Abklärung adrenaler Hyperandrogenämie
  • Dihydrotestosteron (DHT) – Analyse des stärksten Androgens; sinnvoll bei klinischer Virilisierung oder therapieresistenter Hyperandrogenämie
  • Freier Androgenindex (FAI) – Quotient aus Testosteron und SHBG, zur Abschätzung der freien Androgenfraktion
  • 11-Ketotestosteron, 11-OH-Androgene – Neue Marker der Nebennierenfunktion mit Relevanz bei PCOS

Schilddrüsenfunktion

Metabolische Diagnostik

  • Insulin – Erweiterte Diagnostik bei Verdacht auf PCOS
  • HOMA-Index – Berechnung der Insulinresistenz bei V. a. metabolisches Syndrom

Gerinnungs- und Autoimmunstatus (bei habituellem Abort, IVF-Versagen, familiärer Thromboseanamnese)

  • Faktor-V-Leiden – Genetische Thrombophiliediagnostik
  • Prothrombin-Mutation (G20210A) – Thromboserisiko bei Schwangerschaft
  • Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel – Kongenitale Gerinnungsstörungen
  • Lupus-Antikoagulans (LA) – Teil des Antiphospholipid-Syndroms
  • Anticardiolipin-Antikörper, β2-Glykoprotein 1-Antikörper, Phospholipid-Antikörper – Nachweis eines Antiphospholipid-Syndroms, relevant bei Implantationsversagen oder habituellen Aborten

Weitere relevante Marker

Mit diesem umfassenden, aber indikationsgeleiteten Laborspektrum lassen sich die häufigsten endokrinologischen und metabolischen Ursachen weiblicher Fertilitätsstörungen erkennen. Die Kennzeichnung (*) markiert die Parameter der Basisdiagnostik, die in der Primärabklärung in der Regel empfohlen werden.

 Übersicht der labordiagnostischen Parameter bei Kinderwunsch – Frau

Diagnostikbereich Parameter Bedeutung
Ovarielle Reserve und Zyklusdiagnostik Anti-Müller-Hormon (AMH)* Abschätzung der ovariellen Reserve (Eizellreserve)
  Follikelstimulierendes Hormon (FSH)* Beurteilung der Follikelreifung (Reifung der Eibläschen)
  Östradiol (E2) Zyklustag 2-5 zur Einschätzung der Follikelaktivität (Eibläschenaktivität)
  Progesteron* Zyklustag 21 zur Lutealphasenbeurteilung (Gelbkörperphase des Zyklus)
  PCO-Syndrom Frühmarker Klinisch-laborchemisches Syndrom: Hyperandrogenämie, Anovulation, polyzystisches Ovar
Hypothalamisch-hypophysäre Achse (Hormonsteuerung der Eierstöcke) Luteinisierendes Hormon (LH)* Beurteilung der Ovulationsbereitschaft (Eisprungbereitschaft)
  Prolaktin (Milchhormon)* Ausschluss einer Hyperprolaktinämie (erhöhter Prolaktinspiegel)
  GnRH-Test Funktionstest bei Verdacht auf zentrale Dysfunktionen (Hormonsteuerung im Gehirn)
Androgene und adrenale Funktion (männliche Hormone und Nebennierenfunktion) Androstendion Erkennung von Hyperandrogenämie (erhöhte männliche Hormonwerte)
  Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS) Adrenale Androgensynthese (männliche Hormonproduktion in der Nebenniere)
  17-Hydroxy-Progesteron Screening bei Verdacht auf adrenogenitales Syndrom (Nebennierenfunktionsstörung)
  Dexamethason-Suppressionstests Abklärung adrenaler Hyperandrogenämie (erhöhte männliche Hormone durch Nebennierenstörung)
  Freier Androgenindex (FAI) Berechnung der freien Androgenfraktion (Testosteron/SHBG)
  11-Ketotestosteron, 11-OH-Androgene Nebennieren-Androgene mit Relevanz bei PCOS
Schilddrüsenfunktion Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)* Basisparameter zur Erkennung von Schilddrüsenfunktionsstörungen (Unter- oder Überfunktion)
  Thyreoglobulin-Antikörper (Tg-AK) Autoimmunthyreoiditis (z. B. Hashimoto)
  Freies T3 (fT3) und freies T4 (fT4) Erweiterte Funktionsanalyse (frei verfügbare Schilddrüsenhormone)
Metabolische Diagnostik (Stoffwechseluntersuchungen) Insulin Erweiterte Diagnostik bei Verdacht auf PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom)
  HOMA-Index Berechnung der Insulinresistenz
Gerinnungs- und Autoimmunstatus Faktor-V-Leiden Genetische Thrombophilie
  Prothrombin-Mutation Genetische Prädisposition für Thrombosen
  Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel Angeborene Gerinnungsstörungen
  Lupus-Antikoagulans (LA)  Teil des APS (Antiphospholipid-Syndrom)
  Anticardiolipin-Antikörper, β2-Glykoprotein 1-Antikörper, Phospholipid-Antikörper Immunologische Ursachen habitueller Aborte
Weitere relevante Marker Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) Einschätzung der bioverfügbaren Sexualhormone (frei verfügbare Hormonanteile)
  Gesamt-Testosteron Erkennung von Hyperandrogenämie (erhöhte männliche Hormonwerte)

Legende

*Parameter der Basisdiagnostik