PCO-Syndrom: Stufendiagnostik

Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) ist eine endokrin-metabolische Erkrankung (hormonelle und stoffwechselbezogene Erkrankung) der Frau im reproduktiven Alter, die durch chronische Anovulation (ausbleibender Eisprung), klinische und/oder biochemische Hyperandrogenämie (männliche Hormonüberproduktion) sowie polyzystische Ovarien (Eierstöcke mit vielen kleinen Eibläschen) gekennzeichnet ist. Die Diagnosestellung erfolgt nach den Rotterdam-Kriterien, wobei zwei der drei Hauptkriterien erfüllt sein müssen. Neben reproduktiven Beschwerden wie Zyklusstörungen und unerfülltem Kinderwunsch ist das PCO-Syndrom häufig mit metabolischen Begleiterkrankungen (Insulinresistenz, Übergewicht, Fettstoffwechselstörung) assoziiert.

Stufendiagnostik beim PCO-Syndrom

1. Labordiagnostik – Basis- und weiterführende Parameter

Basisdiagnostik (Zyklustag 2–5):

  • LH, FSH – LH/FSH-Quotient >2 spricht für PCO-Syndrom
  • Gesamttestosteron – erhöht bei Hyperandrogenämie
  • SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) – erniedrigt bei Hyperinsulinämie
  • Freier Androgenindex (FAI) – erhöht bei funktioneller Androgendominanz
  • DHEAS (Dehydroepiandrosteronsulfat) – zum Ausschluss adrenaler Hyperandrogenämie
  • 17-OH-Progesteron – zum Ausschluss adrenaler Enzymdefekte (z. B. late-onset AGS)
  • Prolaktin – zum Ausschluss einer Hyperprolaktinämie (vermehrte Bildung des Milchhormons)
  • TSH – zum Ausschluss einer Schilddrüsenerkrankung

Metabolische Zusatzdiagnostik:

  • Nüchterninsulin, Nüchternblutzucker
  • HOMA-Index – Abschätzung der Insulinresistenz (verminderte Wirkung von Insulin)
  • oraler Glukosetoleranztest (oGTT) – bei Risikokonstellation
  • Lipidprofil – Gesamtcholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride (Blutfettwerte)
  • Leberenzyme (GGT, ALT, AST) – Ausschluss NAFLD (nichtalkoholische Fettleber)

2. Medizingerätediagnostik – bildgebende Verfahren

  • Transvaginale Sonographie der Ovarien (Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke)
    • Erhöhte Zahl von Antralfollikeln (≥20 pro Ovar) oder vergrößertes Ovarvolumen (>10 mL)
    • Typisches "perlschnurartiges" Erscheinungsbild
    • Beurteilung im frühen Follikelstadium (Zyklustag 2–5)
  • Elastographie der Leber (Messung der Lebersteifigkeit per Ultraschall)
    • Beurteilung der Lebersteifigkeit bei Verdacht auf nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD)
  • Körperfettanalyse/Bioimpedanzanalyse (BIA) (Messung des Körperfettanteils)
    • zur Beurteilung der Viszeraladipositas (vermehrtes Bauchfett) bei erhöhtem metabolischem Risiko

Weiterführende Diagnostik bei Differentialdiagnosen

  • ACTH-Stimulationstest – bei Verdacht auf kongenitale adrenale Hyperplasie (CAH; angeborene Nebennierenrindenstörung)
  • Dexamethason-Suppressionstest – bei Verdacht auf Cushing-Syndrom (krankhafte Kortisolüberproduktion)
  • Karyotypisierung – bei ausgeprägter Virilisierung (Vermännlichung) oder Zykluspersistenz in der Adoleszenz (Jugend)

Literatur

  1. Teede HJ, Misso ML, Costello MF et al.: Recommendations from the international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome. Hum Reprod. 2018;33(9):1602-1618. https://doi.org/10.1093/humrep/dey256
  2. Azziz R, Carmina E, Chen Z et al.: Polycystic ovary syndrome. Nat Rev Dis Primers. 2016;2:16057. https://doi.org/10.1038/nrdp.2016.57