Immunglobulin M (IgM)

Das Immunglobulin M (IgM) ist der Antikörper der primären Immunantwort (erste Abwehrreaktion des Körpers). Es wird früh nach Erstkontakt mit einem Antigen (Fremdstoff) gebildet und spielt eine zentrale Rolle bei der initialen Abwehr von Infektionserregern (Krankheitserregern) sowie bei der Aktivierung des Komplementsystems (Bestandteil des Immunsystems).

Neben den infektiösen IgM-Antikörpern gibt es auch nichtinfektiöse IgM-Antikörper. Dies sind unter anderem AB0-Blutgruppen-Isohämagglutinine (natürliche Blutgruppenantikörper), Rhesus-Antikörper (Antikörper gegen den Rhesusfaktor) und Kälteagglutinine (kälteabhängige Antikörper).

Synonyme

  • IgM
  • Immunglobulin M

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum

Vorbereitung des Patienten

  • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich

Störfaktoren

  • Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen): kann zu falsch erhöhten Messwerten führen
  • Lipämie (stark fetthaltiges Blut) und Ikterus (Gelbsucht): methodenabhängige Interferenzen möglich
  • Kälteagglutinine (kälteabhängige Antikörper): können in einzelnen Immunoassays Messartefakte verursachen
  • Polyklonale Immunglobulinvermehrung (unspezifische Antikörpervermehrung) bei akuten Entzündungen: kann IgM unspezifisch erhöhen

Methode

  • Immunnephelometrie oder Immunturbidimetrie
  • Alternativ: Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA)

Normbereiche (je nach Labor)

Alter Normwert in mg/dl Normwert in IU/ml
Neugeborene 6-21 0,69-2,41
3. Lebensmonat 17-66 1,95-7,59
6. Lebensmonat 26-100 2,99-11,5
9. Lebensmonat 33-125 3,79-14,37
 
1 Jahr 37-143 40-150 4,71-16,44 4,6-17,25
> 18 Jahre 40-230 40-280 4,6-26,45 4,6-32,2

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.

Indikationen

  • Abklärung akuter Infektionen im Rahmen der Basisimmunologie
  • Diagnostik primärer Immundefekte (angeborene Störungen des Immunsystems), insbesondere Antikörpemangelsyndrome (Antikörpermangel-Erkrankungen)
  • Verlaufskontrolle bei bekannten Immundefekten
  • Diagnostik monoklonaler Gammopathien (Erkrankungen mit krankhafter Antikörpervermehrung), insbesondere IgM-Plasmozytom/Waldenström-Makroglobulinämie (seltene bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems)
  • Abklärung chronisch-entzündlicher und autoimmuner Erkrankungen (Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet)
  • Beurteilung der humoralen Immunantwort (antikörpervermittelte Abwehr) bei Lebererkrankungen

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Akute Infektionen und frühe Infektionsphase
  • Chronische Infektionen, akuter Schub
  • Autoimmunerkrankungen (Fehlsteuerung des Immunsystems) mit polyklonaler B-Zell-Aktivierung
  • Leberzirrhose (narbiger Umbau der Leber)
  • Monoklonale Gammopathien: IgM-Plasmozytom, Waldenström-Makroglobulinämie
  • Hyper-IgM-Syndrom (angeborene Immundefekterkrankung): typischerweise IgM erhöht bei gleichzeitig vermindertem IgG und IgA

Interpretation erniedrigter Werte

  • Primäre IgM-Antikörpermangelsyndrome wie die X-chromosomale Hypogammaglobulinämie (angeborener schwerer Antikörmangel)
  • Sekundäre Antikörpermangelsyndrome (erworbener Antikörmangel) durch vermehrten Verlust oder verminderte Bildung

Weiterführende Diagnostik

  • Bestimmung von IgG und IgA
  • Serum-Elektrophorese und Immunfixation
  • Spezifische Erreger-IgM-Antikörper
  • Lymphozytensubpopulationen und genetische Diagnostik

Literatur

  1. Bonilla FA et al.: Practice parameter for the diagnosis and management of primary immunodeficiency. J Allergy Clin Immunol. 2015;136:1186-1205. https://doi.org/10.1016/j.jaci.2015.04.049
  2. Tangye SG, Al-Herz W, Bousfiha A et al.: Human Inborn Errors of Immunity: 2022 Update on the Classification from the International Union of Immunological Societies Expert Committee. J Clin Immunol. 2022;42(7):1473-1507. https://doi.org/10.1007/s10875-022-01289-3
  3. Dimopoulos MA, Tedeschi A, Trotman J et al.: Phase 3 Trial of Ibrutinib plus Rituximab in Waldenström’s Macroglobulinemia. N Engl J Med. 2018;378(25):2399-2410. https://doi.org/10.1056/NEJMoa1802917