Immunelektrophorese

Die Immunelektrophorese ist ein kombiniertes Verfahren aus Eiweiß-Elektrophorese (Trennung von Bluteiweißen) und Immunpräzipitation (Antikörperreaktion), das zur qualitativen Beurteilung von Plasmaproteinen (Bluteiweißen) eingesetzt wird. Sie dient dem Nachweis monoklonaler oder oligoklonaler Gammopathien (krankhafte Vermehrung bestimmter Antikörper) und ermöglicht eine orientierende Einordnung pathologischer Proteinmuster.

Synonyme

  • Immun-Elektrophorese
  • Immunfixations-Elektrophorese (verwandtes Verfahren)
  • Serum-Immunelektrophorese

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Blutserum (flüssiger Anteil des Blutes ohne Gerinnungsfaktoren)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
  • Störfaktoren
    • Keine relevanten Störfaktoren bekannt
  • Methode
    • Kombination aus Serumproteinelektrophorese (Trennverfahren für Bluteiweiße) und Antikörper-getriebener Immunpräzipitation (Antikörperreaktion auf spezielle Eiweiße) auf einem festen Trägermedium
    • Ergebnisdarstellung in Form von Präzipitatbögen, die mit spezifischen Antiseren gegen einzelne Proteinfraktionen erzeugt werden

Normbereiche (je nach Labor)

Für die Immunelektrophorese bestehen keine quantitativen Referenzwerte. Sie ist ein qualitatives Verfahren (nur Nachweis, keine Messung). Aussagen zur Konzentration sind nur bedingt möglich:

  • Albumin, Transferrin, Gammaglobulin (Transport- und Abwehrstoffe) – fehlen diese Fraktionen vollständig, ist dies auch visuell erkennbar
  • Alpha- und Beta-Fraktionen – Veränderungen nur begrenzt interpretierbar

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf monoklonale Gammopathie (bösartige Erkrankung der Plasmazellen) – z. B. beim Multiplen Myelom (Plasmazellkrebs) oder Morbus Waldenström (seltene Lymphomerkrankung)
  • Unklare Hypergammaglobulinämie oder Dysproteinämie (zu viele oder veränderte Bluteiweiße)
  • Abklärung erhöhter BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit – Entzündungswert)
  • Nachweis von IgA-Neoplasien (Tumoren des Immunglobulins A) oder anderen seltenen Plasmazellerkrankungen
  • Verlaufskontrolle bei bereits diagnostizierter monoklonaler Gammopathie

Interpretation

  • Erhöhte Werte
    • Monoklonale Gammopathien (krankhafte Antikörperbildung) – typisches scharf begrenztes Band bei den Gammaglobulinen (Abwehrstoffen) („monoklonales Band“)
    • Oligoklonale Bandenmuster – Hinweis auf chronisch-entzündliche Prozesse (langwierige Entzündungen), z. B. bei Autoimmunerkrankungen (Krankheiten mit fehlgeleitetem Immunsystem)
    • Plasmozytom (Multiples Myelom) – Nachweis eines monoklonalen Immunglobulins (Antikörpertyps) (M-Gradient)
    • Hyperproteinämie (zu viele Eiweiße im Blut) – auffällig bei vermehrter Antikörperproduktion
  • Erniedrigte Werte
    • Keine spezifischen Aussagen möglich – da kein quantitatives Verfahren
    • Bei vollständigem Fehlen bestimmter Fraktionen (z. B. Gammaglobuline) Hinweis auf Hypogammaglobulinämie (Antikörpermangel)
  • Spezifische Konstellationen (optional)
    • Fehlen von Beta-1-Transferrin (Transportprotein im Liquor) in der Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) kann zur Differenzierung von Liquorrhoe (Austritt von Hirnflüssigkeit) verwendet werden – hierfür wird jedoch meist die Immunfixation genutzt

Weiterführende Diagnostik

  • Immunfixation (spezielle Form der Antikörperdiagnostik) – zur präzisen Identifikation und Subtypisierung von monoklonalen Antikörpern
  • Serum-Protein-Elektrophorese (SPEP) – als quantitativer Vorbefund
  • Freie Leichtketten (Serum-FLC) – zur Beurteilung einer Leichtkettenerkrankung
  • Quantitative Immunglobulinbestimmung (IgG, IgA, IgM)
  • Knochenmarkdiagnostik, Bildgebung, Urinelektrophorese