Fieber – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit Fieber auftreten:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Fieber und werden oft zuerst bemerkt:

  • Vasokonstriktion (Verengung der Blutgefäße) an Händen und Füßen: Hände und Füße fühlen sich kalt an, da der Körper versucht, Wärme zu speichern.
  • Frieren
  • Muskelzittern
  • Schwitzen
  • Vasodilatation (Erweiterung der Blutgefäße): Nach dem Fieberanstieg weiten sich die Blutgefäße, um die Wärme abzugeben

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Fieber:

  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Appetitlosigkeit (Anorexie)
  • Kopfschmerzen*: Besonders bei Virusinfektionen; in etwa 50 % der Fälle
  • Gliederschmerzen*: vor allem bei Virusinfektionen; ca. 40 % der Fälle
  • Muskelschmerzen: vor allem bei Virusinfektionen; ca. 40 % der Fälle
  • Fieberkrämpfe: Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schüttelfrost
  • Schwächegefühl

*Vor allem bei Virusinfektionen

Tumorfieber

Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein Tumorfieber hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein Tumorfieber und werden oft zuerst bemerkt:

  • Tägliches Fieber > 38,3 °C
  • Persistierendes Fieber, das länger als zwei Wochen trotz empirischer antibiotischer Therapie über fünf bis sieben Tage anhält
  • Fehlende Zeichen einer Infektion bei umfassender Diagnostik
  • Fehlende Hinweise für eine allergische Reaktion (Transfusion, Medikamente)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Gewichtsverlust: Häufig wird das Tumorfieber von einem unbeabsichtigten Gewichtsverlust begleitet
  • Müdigkeit und Schwäche: Ein ständiges Gefühl der Erschöpfung und Kraftlosigkeit tritt häufig auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Starkes Schwitzen: insbesondere in der Nacht

Warnzeichen (red flags)

  • Anamnestische Angaben:
    • Bei Zuwanderern aus Afrika, Südostasien und der westlichen Pazifikregion sowie bei Obdachlosen an eine Tuberkulose denken.
    • Bei unklarem Fieber nach einer Fernreise in exotische Regionen frühzeitig überweisen an ein Institut für Tropenmedizin*.
    • Bei Fieber und Asplenie* (Nichtvorhandensein der Milz) bedenken, dass unbehandelt eine letale Sepsis (tödliche Blutvergiftung) möglich ist!
    • Bei Fieber und Neutropenie (Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut; dieses geht einher mit einer deutlich reduzierten Infektabwehr) ist unbehandelt eine rasche Progression (Fortschreiten) zu erwarten. Eine prophylaktische Antibiotikatherapie ist hier unabdingbar.
    • Fieber unter Immunsuppression* (Immunsuppressiva) (z. B. Maßnahmen zur Unterdrückung der Abwehrreaktionen des Empfängerorganismus gegen ein körperfremdes Spenderorgan) ist potentiell gefährlich, auch opportunistische Erreger (Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten) sind möglich.
    • Fieber bei Patienten > 60 Lebensjahre geht einher mit einer erhöhten Mortalität (Sterberate).
    • Fieber bei Patienten mit Herzklappenfehlern/-prothesen*
    • Fieber bei Patienten bei Zust. n. Chemotherapie mit Verdacht auf Mukositis (Schleimhautentzündung)*
    • I. V. Drogenkonsum*
  • Bei Schüttelfrost und Fieber an eine Bakteriämie (Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf) oder Endotoxinämie (Endotoxine sind Zerfallsprodukte von Bakterien, die zu Entzündungen und Fieber führen) denken. "Frösteln" dagegen ist bei Fieberanstieg häufig, auch bei viralen Infekten (Virusinfekten).
  • Bei Erwachsenen mit Fieber > 40 °C an eine schwere bakterielle Infektion denken. Extremwerte auch bei einem Hitzschlag oder einer malignen Hyperthermie (eine sehr seltene, lebensbedrohliche Komplikation einer Narkose).
  • Eine Hypothermie (< 36 °C) ist bei älteren Patienten ein prognostisch schlechtes Zeichen bei einer bakteriellen Infektion.
  • Das Kardinalsymptom einer bakteriellen Infektion, Fieber, ist bei älteren Patienten in über 30 % der Fälle nicht vorhanden [1].
  • Fieber bei Dyspnoe (Atemnot) + Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute)*
  • Bei Fieber mit folgenden Symptomen an SIRS* (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom) denken:
    • Respiratorische Insuffizienz (Einschränkung der Atmung) mit einem der folgenden Kriterien:
      • Arterieller Sauerstoffpartialdruck < 70 mmHg bei Spontanatmung
      • Horowitz-Index (Oxygenierungs-Index; paO2/FiO2 < 175 mmHg) – Index, der über die Lungenfunktion Aufschluss gibt
      • Hyperventilation
      • Tachypnoe (> 20 Atemzügen/min)
    • Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute)
    • Temperatur < 36 °C oder > 38 °C
    • Veränderung der Leukozytenzahl (Anzahl der weißen Blutkörperchen) – < 4.000/μl oder > 12.000/μl oder ≥ 10 % unreife neutrophile Granulozyten (z. B. stabkernige Granulozyten/Stabkernige)
  • Bei Fieber und Meningismus* (schmerzhafte Nackensteifigkeit) an eine Meningitis denken (Kardinalsymptom).
  • Das Auftreten von ZNS-Symptomen* (ZNS, zentrales Nervensystem/im Gehirn und Rückenmark gelegenen Nervenstrukturen) wie beispielsweise Bewusstseinsstörungen, oder Krampfanfällen sind Warnzeichen für eine Enzephalitis/Gehirnentzündung (prognostisch ungünstiger Faktor).
  • Bei Patienten mit anhaltendem Fieber und Herzgeräusch eine infektiöse Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) in Erwägung ziehen.
  • Bei anhaltendem Fieber und Pruritus (Juckreiz) an eine Leukämie (Blutkrebs) oder ein Lymphom (bösartige Erkrankung, die ihren Ursprung im lymphatischen System hat) denken.
  • Eine Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) kann ein Baby* und einen älteren Patienten* schnell töten!
  • Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen bis zu einem Alter von 12 Wochen mit schlechter peripherer (Haut‑)Durchblutung, Zyanose (Blausucht) Tachypnoe (erhöhte Atemfrequenz: Neugeborene: 40-45/min;
    Säuglinge: 35-40/min.) niedrigem Blutdruck, Petechien (flohstichartige Haut- oder Schleimhautblutungen) und einer Rektaltemperatur über 40 °C → danken an: schwere bakterielle Infektion

Red Flags (Warnzeichen) bei Fieber – Frühgeborene, Neugeborene und junge Säuglinge (≤ 12 Wochen) [S3-Leitlinie]

Frühgeborene, Neugeborene und junge Säuglinge

  • Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen bis zu einem Alter von 12 Wochen mit schlechter peripherer (Haut-)Durchblutung (schlechter Haut-Durchblutung), Zyanose (blauer Hautfarbe), Tachypnoe (schneller Atmung), Hypotonie (niedrigem Blutdruck), Petechien (punktförmigen Hautflecken durch Einblutungen) und einer rektalen Temperatur > 40 °C denken an: schwere bakterielle Infektion (ernste bakterielle Krankheit).
  • Achtung: Die Höhe des Fiebers korreliert im Allgemeinen nicht mit der Schwere einer Erkrankung. Säuglinge (Babys) im Alter von unter 3 Monaten stellen eine Ausnahme dar. Alarmgrenzen:
    • Säugling < 3 Monate: rektale Temperatur > 38,0 °C
    • Säugling 3-6 Monate: rektale Temperatur > 39,0 °C
  • Ein plötzlicher Abfall der peripheren Temperatur mit anschließendem erneutem Temperaturanstieg ist ein deutliches Warnzeichen für eine bakterielle Infektion/Sepsis (Blutvergiftung).

Warnzeichen einer schweren Infektion*

  • Bewusstseinsstörung (Apathie, reduzierte Reaktion auf Reize, auffällige Schläfrigkeit) (ungewöhnliche Teilnahmslosigkeit/Benommenheit)
  • Berührungsempfindlichkeit (Schmerz bei Berührung), starke Schmerzen (starke Beschwerden)
  • schrilles, anhaltendes oder qualitativ verändertes Schreien (ungewöhnlich schrill/anhaltendes Weinen)
  • Petechien (punktförmige Hauteinblutung), Purpura (großflächige Hautflecken durch Einblutung)
  • Austrocknung (Dehydratation) (Flüssigkeitsmangel) mit trockenen Schleimhäuten (trockenem Mund), eingesunkener Fontanelle (weicher Stelle am Kopf), Oligurie (wenig Urin), Trinkschwäche (wenig/nicht trinken)
  • Atemnot (Luftnot) mit Stöhnen (Brummen), Nasenflügeln (Nasenflügelbewegung), thorakalen Einziehungen (Einziehen der Haut zwischen den Rippen)
  • Kapillarfüllungszeit (Hautdurchblutungszeit-Test) > 3 Sekunden
  • sehr blasse, graue oder blaue Haut (sehr blasses/graues/bläuliches Hautbild), Marmorierung (marmorierte Haut), kalte Extremitäten (kalte Arme/Beine)
  • Tachykardie (schneller Herzschlag), Kreislaufinstabilität (instabiler Kreislauf), Schockzeichen (Kollaps)
  • Fieberdauer > 3 Tage ohne erkennbare klinische Besserung (> 72 h ohne Besserung)
  • ein insgesamt schwerkrank wirkendes Kind (sehr krankes Baby)

Risikokonstellationen und Vorerkrankungen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für schwere bakterielle Infektionen

  • Frühgeborene (über 3 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin), Neugeborene (Neonaten, Babys in den ersten 4 Wochen des Lebens)
  • Autoimmun-/autoinflammatorische Erkrankungen (z. B. systemischer Lupus erythematodes)
  • Malignome (Krebserkrankungen im Kindesalter)
  • Kongenitale Herzvitien (angeborene Herzfehler)
  • Hämatologische Erkrankungen (Bluterkrankungen) und Einschränkung der Milzfunktion
  • Anatomische oder funktionelle Asplenie (keine/wenig Milzfunktion)
  • Angeborene oder erworbene Immundefekte (Abwehrschwäche)
  • Zustand nach Stammzelltransplantation (Blut-Stammzell-Übertragung)
  • Immunsuppressive Therapie (das Immunsystem dämpfende Behandlung)
  • Harntraktanomalien (Fehlbildungen der Harnwege)
  • Zentralvenöser Katheter (dünner medizinischer Schlauch in einer großen Vene zur Medikamenten-/Flüssigkeitsgabe).
  • Shunt-Systeme (Schlauchsysteme zur Ableitung von Hirnwasser), inklusive Shunt-Systeme wie ventrikulo-peritonealer oder ventrikulo-atrialer Shunt (Operations-Schlauchsystem vom Kopf in den Bauch oder ins Herz).

Infektiologische Besonderheiten in dieser Altersgruppe

  • Schwere bakterielle Infektionen (ernste bakterielle Krankheiten) gehen in dieser Altersgruppe oft mit wenig spezifischen Zeichen einher; auch Hypothermie (Untertemperatur, zu kalter Körper) kann ein Zeichen einer Sepsis (Blutvergiftung) sein.
  • Typische Zeichen wie Fieber, Trinkschwäche (wenig/nicht trinken), muskuläre Hypotonie (schlaffer Muskeltonus) und/oder verändertes Hautkolorit (Veränderung der Hautfarbe) können fehlen.
  • Alle Kinder jünger als drei Monate sollen bei einer rektalen Temperatur von > 38,0 °C ärztlich auf Zeichen einer schweren bakteriellen Infektion (ernste bakterielle Krankheit) untersucht werden; besonders Früh- und Neugeborene in den ersten Lebenswochen sind gefährdet.
  • Zusätzlich können eine disseminierte Herpesinfektion (im ganzen Körper verbreitete Herpes-Virus-Infektion) oder eine schwere Enterovirusinfektion (ernste Infektion durch Enteroviren) sepsisähnliche Verläufe (Verläufe wie bei einer Blutvergiftung) nehmen.

Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf Neugeboreneninfektion oder schwere bakterielle Infektion*

  • Rasche ärztliche Vorstellung (sofort zum Kinderarzt/ins Krankenhaus) bei allen Warnzeichen.
  • Basisdiagnostik:
    • Blutentnahme (Blutabnahme), Blutkultur (Erreger-Züchtung aus Blut)
    • Urinstatus (Urin-Schnelltest), Urinkultur (Urin-Züchtung)
    • Liquorpunktion (Entnahme von Nervenwasser durch eine Punktion im unteren Rückenkanal) zur Liquorkultur (Nervenwasser-Züchtung)
    • Stuhlprobe (Stuhltest) bei GI-Fokus (Magen-/Darminfekt-Fokus)
    • Elektrolyte – Calcium (Salzwerte im Blut)
  • Je nach klinischer Konstellation kalkulierte (empirische) antibiotische Therapie (vermutungsbasierte Behandlung mit Antibiotikum) und/oder antivirale Therapie (vermutungsbasierte Behandlung gegen Viren).

Therapie und Handlungsdringlichkeit

  • Fieber > 38,0 °C bei jedem Säugling (Baby) < 12 Wochen ist ein Notfallgrund zur Untersuchung.
  • Bei vitaler Verschlechterung (Atmung, Kreislauf, Bewusstsein) (ernsthafte Verschlechterung der Lebenszeichen) sofort stationär einweisen:

* Stationäre Einweisung in Begleitung eines Notarztes wegen vitaler Gefährdung (akute Lebensgefahr/Verschlechterung der Lebenszeichen).

Weitere Hinweise

  • Bakteriämie (Bakterien in der Blutbahn)Nur bei 45 % Patienten mit einer Bakteriämie wurde eine Temperatur von 38,0 °C oder höher verzeichnet; bei 25 % mit Influenza und 11 % mit Infektionen der Haut sowie des Weichteilgewebes (gemessen wurde die Oraltemperatur/Temperatur im Mund).
    Beachte: Ab dem Alter von 65 Jahren lag trotz Bakteriämie häufig kein Fieber vor.
    Temperaturen von ≤ 36,9 °C sind beruhigend, insbesondere bei jüngeren Patienten [2],

Literatur

  1. Norman DC: Fever in the elderly. Clin Infect Dis. 2000 Jul;31(1):148-51.
  2. Speaker SL et al.: Relationship Between Oral Temperature and Bacteremia in Hospitalized Patients. J Gen Intern Med 2023; https://doi.org/10.1007/s11606-023-08168-6

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Ambulantes Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen. (AWMF-Registernummer: 027 - 074), in Bearbeitung