Fieber – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Senken der Körpertemperatur
- Wiederherstellung des Wohlbefindens
- Prävention von Komplikationen (Folgeerkrankungen)
- Vermeidung unnötiger Arzneimittelexposition (unnötige Medikamentenbelastung)
Therapieempfehlungen
Fieber: Allgemeine Grundsätze für alle Altersgruppen
- Antipyretika (fiebersenkende Medikamente) sind keine kausale Therapie, sondern dienen der Symptomkontrolle (Linderung der Beschwerden).
- Ziel ist nicht das Erreichen normothermer Werte (Normaltemperatur), sondern die Verbesserung des Allgemeinbefindens.
- Rehydratation (Flüssigkeitsgabe) hat stets hohe Priorität.
- Keine routinemäßige Kombination verschiedener Antipyretika (fiebersenkender Medikamente).
Fieber bei Erwachsenen
- Antipyretika (fiebersenkende Medikamente) ab etwa 39,0 °C oder bei ausgeprägtem Krankheitsgefühl, unabhängig von der Höhe der Temperatur.
- Rehydratationstherapie (Flüssigkeitsgabe) bei Bedarf; bei mittelschwerer bis schwerer Dehydratation (Austrocknung) parenterale Rehydratation (Flüssigkeitsgabe über die Vene), orientiert an:
- klinischer Einschätzung des Flüssigkeitsverlustes
- Vitalparametern (Kreislaufwerten)
- begleitenden Symptomen (siehe Dehydratation/Pharmakotherapie)
Geeignete Antipyretika (fiebersenkende Medikamente) bei Erwachsenen:
- Paracetamol
- Ibuprofen (nicht-steroidale Antirheumatika, entzündungshemmende Schmerzmittel, nur bei fehlenden Kontraindikationen (Gegenanzeigen); kein Routineeinsatz von Acetylsalicylsäure)
Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Fieber bei Kindern
- Antipyretika (fiebersenkende Medikamente) wie Paracetamol oder Ibuprofen nur bei deutlicher Beeinträchtigung, nicht primär anhand eines Grenzwertes.
- Indikation für Antipyretika (fiebersenkende Medikamente):
- sehr hohes Fieber (≥ 40 °C)
- stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden
- verminderte Flüssigkeitsaufnahme
- spezielle Risikosituationen: Schock (akuter Kreislaufkollaps), Erkrankungen mit erhöhtem Energieumsatz, chronische Herz- oder Lungenerkrankungen
- Dosierung gemäß S3-Leitlinie (2025):
- Paracetamol: initial ausreichende Dosierung, konsequent über 24 h; keine Überdosierung
- Ibuprofen: nur bei ausreichender Hydrierung (Flüssigkeitsversorgung), kein Wechsel oder Rotieren zwischen den Wirkstoffen
- Rehydratationstherapie (Flüssigkeitsgabe): bei Kindern oft wichtiger als die Temperaturreduktion (siehe Dehydratation/Pharmakotherapie).
- Behandlung bei Fieberkrämpfen (Krampfanfällen im Rahmen von Fieber): siehe Fieberkrampf/Pharmakotherapie.
Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Besondere Hinweise zu Tumorfieber (Fieber bei Tumorerkrankungen):
- Antipyretische Therapie (fiebersenkende Behandlung) ist rein symptomatisch und beeinflusst nicht die Prognose (Krankheitsverlauf).
- Fokus auf:
- Hydratation (ausreichende Flüssigkeitsgabe)
- Ursachenabklärung (Abklärung der Fieberursache)
- Ausschluss/Behandlung infektiöser Komplikationen (Infektionskomplikationen)
- Kortikosteroide (kortisonhaltige Medikamente) werden nicht zur Routinebehandlung empfohlen.
- NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) können im Einzelfall wirksam sein, jedoch Risikoabwägung (Gastrointestinaltrakt – Magen/Darm, Niere, Thrombozyten – Blutplättchen).
- Hinweis: Sehr spezifisch für Tumorfieber ist der "Naproxen-Test" (nichtsteroidales Antirheumatikum, NSAR). Wenn der Patient innerhalb von 36 Stunden bei zweimal täglicher Gabe von 250 mg Naproxen entfiebert, spricht dies eindeutig für ein Tumor-Fieber.
Wirkstoffe (Hauptindikation)
Antipyretika (fiebersenkende Medikamente)
| Wirkstoffe | Dosierung | Besonderheiten |
| Acetylsalicylsäure (Aspirin) |
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Nicht bei Kindern anwenden! → Risiko für Reye-Syndrom Dosisanpassung bei Nieren-/Leberinsuffizienz (Nieren-/Lebererkrankungen) |
| Metamizol |
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Nebenwirkungen: Agranulozytose (schwerer Abfall der weißen Blutkörperchen; Fieber, Halsschmerzen, Schleimhautveränderungen) Nur Kurzzeitbehandlung empfohlen Dosisanpassung bei Nieren-/Leberinsuffizienz (Nieren-/Lebererkrankungen) |
| Paracetamol |
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Mittel der ersten Wahl bei Kindern Dosisanpassung bei Nieren-/Leberinsuffizienz (Nieren-/Lebererkrankungen) Keine Überschreitung der Tageshöchstdosis (Hepatotoxizität – Leberschädigung) |
| Ibuprofen |
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Bei Kindern unter 2 Jahren hinsichtlich Fiebersenkung nach 4-24 Stunden leicht überlegen gegenüber Paracetamol [1]. Dosisanpassung bei Nieren-/Leberinsuffizienz (Nieren-/Lebererkrankungen) Gastrointestinale Nebenwirkungen (Magen-Darm-Beschwerden) Nicht bei Dehydratation anwenden (Austrocknung; Risiko: akute Nierenschädigung) |
- Wirkweise Acetylsalicylsäure: Hemmung der Cyclooxygenase (entzündungsrelevantes Enzym)
- Nebenwirkungen: gastrointestinal (Übelkeit, Ulzera – Magengeschwüre), Eisenmangelanämie (Blutarmut), Schwindel, Tinnitus (Ohrensausen), Wasserretention (Wassereinlagerung), Aspirin-Asthma (Asthmareaktion), Hemmung der Uteruskontraktionen (Wehenhemmung)
- Wirkweise nichtsaure Analgetika (Paracetamol): reversible Hemmung der Cyclooxygenase → analgetisch, antipyretisch (nicht antiphlogistisch – nicht entzündungshemmend)
- Nebenwirkungen: hepato-/nephrotoxisch (Leber- und Nierenschädigung), selten gastrointestinal, allergische Reaktionen
- Wirkweise Ibuprofen: Hemmung der Cyclooxygenase
- Nebenwirkungen: gastrointestinal (Übelkeit, Erbrechen, Ulzera – Magengeschwüre), Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus (Ohrensausen), selten Leber-/Nierenfunktionsstörungen, Wasserretention (Wassereinlagerung)
Weitere Hinweise
- In einer Metaanalyse zeigte sich bei Kindern unter 2 Jahren in der Kurzzeitbehandlung von Fieber oder Schmerzen eine leichte Überlegenheit von Ibuprofen gegenüber Paracetamol [1].
- Eine kurzfristige Kombinationstherapie mit Ibuprofen (5-10 mg/kg) und Paracetamol (10-15 mg/kg) senkt Fieber von Kindern offenbar wirksamer, als es die einzelnen Substanzen allein vermögen; während hoch dosiertes Ibuprofen hinsichtlich des Anteils fieberfreier Kinder nach der vierten Stunde vergleichbar sein könnte [2].
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
- Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
- Weitere Vitalstoffe (probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Tan E et al.: Comparison of Acetaminophen (Paracetamol) With Ibuprofen for Treatment of Fever or Pain in Children Younger Than 2 Years: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Network Open 2020;3(10):e2022398 .doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.22398
- De la Cruz-Mena JE et al.: Short-term Dual Therapy or Mono Therapy With Acetaminophen and Ibuprofen for Fever: A Network Meta-Analysis Pediatrica 2024;154(4): e2023065390. https://doi.org/10.1542/peds.2023-065390
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen. (AWMF-Registernummer: 027 - 074) Mai 2025 Langfassung