Fieber – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

Temperaturmessung mit einem Fieberthermometer – am genauesten ist die rektale Messung, d. h. im After (Messdauer: 5 min.) (Goldstandard); die Messung kann auch oral, d. h. unter der Zunge, axillär, d. h. unter der Achsel (Messdauer: 10 min.) oder aurikulär, d. h. im Ohr (Messfehler möglich durch Ohrenschmalz), erfolgen; wiederholte Fiebermessungen: 6-mal/Tag, ggf. Fieberprotokoll.

  • Die standardisierte Messung der Körperkerntemperatur ist bei allen Altersgruppen essenziell und muss altersabhängig mit geeigneten Messverfahren erfolgen.
  • Die genaueste Bestimmung der Körperkerntemperatur erfolgt rektal mit einem Digitalthermometer (Goldstandard).
  • Alternativen, wenn eine rektale Messung nicht möglich oder nicht praktikabel ist:
    • Oral (unter der Zunge, Messdauer: ca. 5 min.) – abhängig von Mitarbeit und Messtechnik fehleranfällig.
    • Axillär (unter der Achsel, Messdauer: ca. 10 min.) – störanfällig und für kritische klinische Entscheidungen weniger geeignet.
    • Aurikulär (im Ohr, Infrarot-Trommelfellthermometer) – Messgenauigkeit kann durch Cerumen (Ohrenschmalz) beeinträchtigt sein.

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Sonographie (Ultraschalluntersuchung)
    • Abdomensonographie (Gelenkultraschall) – Standarddiagnostik bei unklarer Ursache des Schüttelfrosts; bei Fieber nach Aufenthalt den Tropen oder Subtropen insbesondere in Hinblick auf einen Amöbenleberabszess
    • Arthrosonographie (Ultraschalluntersuchung von Gelenken) – dabei können sowohl die Weichteile als auch oberflächliche Bereiche der Knochen eines Gelenkes dargestellt werden (Durchführung z. B. bei unklaren Gelenkschwellungen); ggf. Punktion des Gelenkes unter sonographischer Sicht
    • Pleurasonographie (Ultraschalluntersuchung der Pleura (Rippenfell) und des Pleuraraums) – zur Detektion (Nachweis) eines Pleuraergusses
  • Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – bei Verdacht auf Infektionen der Atemwege [pulmonales Infiltrat?]
  • Röntgen der Nasennebenhöhlen, Zähne
  • Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT) – bei Verdacht auf systemische Erkrankungen bzw. Tumorerkrankungen oder Fieber unklarer Ursache (FUU)
  • Computertomographie des Abdomens (Abdomen-CT) – z. B. zum Ausschluss von intraabdominalen Abszessen oder retroperitoneale Lymphknoten; bei unklarem Fieber
  • Magnetresonanztomographie (MRT) – z. B. bei V. a. Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
  • Positronenemissionstomographie-Computertomographie (PET-CT) – diagnostischer Schritt der dritten Phase; Fluordesoxyglukose-PET-Verfahren hat eine Sensitivität  (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) von 92 % und eine Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) von 78 % bei der Abklärung von Fieber unklarer Ursache (FUU) [[1]
  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) – bei Verdacht auf infektiöse Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
  • (Transösophageale) Echokardiographie (TEE; Echo; Herzultraschall) – zum Nachweis von evtl. Klappenvegetationen und Klappendestruktionen

Fiebermanagement bei Neugeborenen, Säuglingen, Kindern und Jugendlichen [S3-Leitlinie: 1]

Fieber bei sehr jungen Kindern wird körperkernnah erfasst. Bei Neugeborenen und Säuglingen ist die rektale Temperaturmessung mit einem Digitalthermometer die verlässlichste Methode. Ab dem 2. Lebenshalbjahr bleibt die rektale Messung präzise; bei Kindern ab einem Jahr und Jugendlichen kann alternativ tympanisch (Trommelfell, Ohr) mittels Infrarotmessung gemessen werden, sofern keine Störfaktoren wie Cerumen, Otitis oder eine falsche Sondenlage vorliegen.

Diagnostische Grundsätze

  • Eine rektal gemessene Temperatur von 38,0 °C oder höher bei Kindern unter 3 Monaten stellt stets einen Anlass dar, differenzialdiagnostisch eine schwere bakterielle Infektion auszuschließen, unabhängig vom Ausprägungsgrad klassischer Begleitsymptome.
  • In dieser Altersgruppe kann eine relevante Infektion auch ohne Fieber verlaufen; entscheidend ist der klinische Gesamteindruck (Inspektion, Vigilanz, Hautkolorit, Tonus, Trinkverhalten, Reaktionsmuster).
  • Fieber wird immer im Zusammenhang mit der systemischen Belastung des Kindes bewertet; Hinweise wie reduzierter Kontakt, Apathie, ausgeprägte Irritabilität, periphere Zirkulationsstörung oder schlechtes Trinkverhalten erhöhen den Verdacht auf eine ernsthafte Infektion.

Verlaufskontrollen der Körpertemperatur

  • Wiederholte Temperaturkontrollen bis zu 6-mal innerhalb von 24 Stunden.
  • Die strukturierte Dokumentation im Sinne eines Fieberprotokolls unterstützt die Beurteilung des Verlaufs.
  • Die Messfrequenz wird an die klinische Situation angepasst, insbesondere bei kritischer Dynamik oder instabilem Allgemeinzustand.

Einordnung von Fieber bei Kleinkindern und Jugendlichen

  • Fieber ist kein isolierter Einzelbefund, sondern wird in Verbindung mit dem aktuellen Allgemeinzustand des Kindes interpretiert (Energie, Regulationsfähigkeit, Interaktion, Leidensdruck).
  • Warnzeichen, anamnestische Faktoren (z. B. Frühgeburtlichkeit, Begleiterkrankungen, Immundefekte, Impfstatus, Exposition, kürzliche Infekte) und die Sorge bzw. Unsicherheit der Bezugspersonen werden in die Bewertung einbezogen.
  • Kinder unter 3 Monaten mit erhöhter rektaler Temperatur werden immer zeitnah ärztlich untersucht; die Therapieentscheidung basiert nicht allein auf dem Messwert, sondern auf der klinischen Gesamtsituation.

Weitere Hinweise

  • Die meisten stationär aufgenommenen Patienten mit Bakteriämie (Anwesenheit von Bakterien im Blutkreislauf) hatten Körpertemperaturen unter 38 °C. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bakteriämie auftrat, stieg mit hohen Temperaturen an [2].
  • Bei Patienten mit Fieber unklarer Ursache (FUU) – mit erhöhtem CRP (> 6 mg/dl) und hoher Leukozytenzahl (> 18.000/µl) sowie niedrigem Hämoglobin (< 13 g/dl) – führte die Ganzkörper-CT in 55 Prozent der Fälle zu einer Diagnose [3].
    Unter den oben beschriebenen Konstellationen ist eine Ganzkörper-Computertomographie (CT) sinnvoll, wenn eine FDG-PET/CT nicht verfügbar ist.

Literatur

  1. Bleeker-Rovers CP, Vos FJ, de Kleijn EMHA et al.: A prospective multicenter study on fever of unknown origin. Medicine (Baltimore) 2007;86(1):26-38 doi: 10.1097/MD.0b013e31802fe85
  2. Speaker SL et al.: Relationship Between Oral Temperature and Bacteremia in Hospitalized Patients. J Gen Intern Med 2023; https://doi.org/10.1007/s11606-023-08168-6
  3. Miller JD et al.: The yield of total body CT in the workup of fever of unknown origin in hospitalized medical patients. Eur J Intern Med 2024; https://doi.org/10.1016/j.ejim.2024.01.027

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen. (AWMF-Registernummer: 027 - 074) Mai 2025 Langfassung