Chlamydien – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Nukleinsäureamplifikationstest (NAAT, meist PCR – genetisches Verfahren) – direkter Nachweis von Chlamydia trachomatis (Chlamydien) aus geeigneten Probenmaterialien
- Männer: Erststrahlurin (erster Urinanteil)
- Frauen: Vaginalabstrich (Abstrich aus der Scheide, selbst gewonnen oder durch Arzt), Cervixsekret (Gebärmutterhals-Sekret), ggf. Rektalabstrich (Abstrich aus dem Enddarm)
- HIV-Test (AIDS-Test) – bei unbekanntem HIV-Status
- Antikörperdiagnostik (Chlamydia trachomatis IgM, IgG, IgA – Abwehrstoffe gegen Chlamydien) – nur bei speziellen Fragestellungen (chronisch-invasive oder systemische Infektionen, z. B. bei Verdacht auf reaktive Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung))
- Mikroskopischer Nachweis durch Immunfluoreszenztest (IFT – spezielles Färbeverfahren) – heute nur noch von historischer Bedeutung, deutlich geringere Sensitivität/Spezifität als NAAT
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Bakterien
- Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhoe – Tripper) – Genitalabstrich; kultureller Nachweis mit Resistenztestung empfohlen
- Treponema pallidum (Syphilis – Geschlechtskrankheit) – serologischer Antikörpernachweis (TPHA, VDRL o. ä.)
- Ureaplasma urealyticum (Ureaplasmen) – ggf. Abstrich/Nachweis bei persistierender Symptomatik
- Viren
- HIV (AIDS-Virus) – wenn nicht bereits erfolgt
- Herpes simplex-Virus Typ 1/2 (HSV-1/2 – Herpes) – bei genitalen Ulzera (Geschwüre) oder Vesikeln (Bläschen)
- Humanes Papilloma-Virus (HPV – Warzenvirus) – insbesondere bei Condylomata acuminata (Feigwarzen) oder zervikalen Dysplasien (Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals)
- Mykosen/Parasiten
- Candida albicans (Hefepilz) und andere Candida-Arten – Genitalabstrich, ggf. Resistenztestung
- Trichomonas vaginalis (Trichomoniasis – Infektion mit Geißeltierchen, Kolpitis – Scheidenentzündung) – Antigennachweis oder Mikroskopie
Chlamydien-Screening
Unter dem Chlamydien-Screening versteht man die Untersuchung einer Urinprobe mittels eines Nukleinsäure-amplifizierenden Tests (NAT).
Dieses erfolgt in Deutschland im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge und vor Interruptiones (Schwangerschaftsabbrüchen). Des Weiteren hat jede Frau unter 25 Jahren seit dem Beschluss des G-BA im Jahr 2008 Anspruch auf eine Untersuchung pro Jahr.
Eine Metaanalyse zum Chlamydien-Screening zeigte, dass die Rate stationärer Diagnosen von entzündlichen Beckenerkrankungen deutlich (40 Prozent) niedriger bei Gescreenten als bei Nicht-Gescreenten lag; ein signifikanter Zusammenhang zwischen Chlamydien-Screening und Epididymitis (Nebenhodenentzündung) konnte nicht nachgewiesen werden [1].
Die Sensitivität des Chlamydientest war abhängig vom Ort der Entnahme [1]:
- Frauen: endocervicale ("aus dem Gebärmutterhalskanal") Proben (89-100 Prozent) und Vagina/Scheide (90-100 Prozent)
- Männer: Meatus/innere und äußere Mündung der Harnröhre (100 Prozent), urethral ("aus der Harnröhre) (99 Prozent) und rektal (92 Prozent).
Bei Männern, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM)), lag bei der Probeentnahme im Pharynx (Rachen) die Sensitivität bei 69 %.
Literatur
- Cantor A et al.: Screening for Chlamydial and Gonococcal Infections Updated Evidence Report and Systematic Review for the US Preventive Services Task Force JAMA. 2021;326(10):957-966. doi:10.1001/jama.2021.10577
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung