Plötzlicher Kindstod – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des plötzlichen Kindstodes dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Fälle von plötzlichem Kindstod?
- Gibt es in Ihrer Familie Erbkrankheiten, die das Herz oder das Atmungssystem betreffen (z. B. Long-QT-Syndrom, Stoffwechselstörungen)?
- Gibt es bei Familienangehörigen (Eltern, Geschwister, Großeltern) eine Häufung von Epilepsie (Krampfanfällen), plötzlichen Todesfällen oder unklaren Bewusstlosigkeiten?
Sozialanamnese
- Leben Sie in stabilen sozialen Verhältnissen?
- Bestehen familiäre oder psychosoziale Belastungen?
- Gibt es Hinweise auf Überforderung oder depressive Verstimmungen bei den Eltern?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wann und von wem wurde das Kind zuletzt lebend gesehen?
- Wie wurde das Kind aufgefunden (genaue Position, Umgebung)?
- In welcher Umgebung schlief das Kind (Zimmer, Raumtemperatur, Luftqualität)?
- Wo schlief das Kind? Eigenes Bett im Elternschlafzimmer, elterliches Bett (Co-Sleeping) oder eigenes Zimmer?
- In welcher Position wurde das Kind schlafen gelegt, und in welcher Position wurde es aufgefunden (Rücken-, Bauch- oder Seitenlage)?
- Wie war das Kind bekleidet? Wurde eine Mütze getragen? War der Kopf bedeckt?
- Welche Art von Decken, Kissen oder Nestchen wurden verwendet? Wurde ein Schlafsack verwendet?
- Gab es einen plötzlichen Temperaturanstieg oder -abfall im Raum (z. B. durch Heizung, Zugluft)?
- Gab es Besonderheiten bei der Atmung des Kindes in den letzten Tagen (Atempausen, Röcheln, Schnarchen)?
- Kam es bereits früher zu Situationen mit Atemaussetzern oder Bewusstlosigkeit?
- Hatte das Kind kürzlich Infekte, Fieber oder Impfungen?
- Hat das Kind in den letzten Tagen Nahrung verweigert oder weniger getrunken?
- Wurde das Kind gestillt oder mit Flaschennahrung ernährt?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Wurde das Kind regelmäßig gestillt? Wenn ja, wie lange?
- Bekam das Kind Muttermilch oder Formulanahrung?
- Wie häufig wurde das Kind nachts gefüttert?
- Wurde das Kind in Rückenlage zum Schlafen gelegt?
- Rauchen Sie oder Ihr Partner? Wenn ja, wie viele Zigaretten täglich?
- Haben Sie während der Schwangerschaft geraucht?
- Konsumieren Sie regelmäßig Alkohol? Wenn ja, welche Mengen?
- Haben Sie während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert?
- Nehmen Sie oder Ihr Partner Drogen (z. B. Cannabis, Kokain, Opiate)? Wenn ja, welche, wie häufig, und wurde dies auch während der Schwangerschaft getan?
- Bestehen Schlafprobleme oder starker Erschöpfungszustand der Eltern?
- Wird ein Schnuller verwendet (vor allem beim Einschlafen)?
- Wie ist die nächtliche Betreuung organisiert?
Eigenanamnese
- Gab es während der Schwangerschaft Auffälligkeiten (z. B. Schwangerschaftsdiabetes, Infektionen, Frühgeburt)?
- War die Geburt komplikationslos oder erschwert (z. B. per Kaiserschnitt, Hypoxie (Sauerstoffmangel) unter der Geburt)?
- Wurde bei Ihrem Kind jemals eine chronische Erkrankung festgestellt (z. B. Herzfehler, neurologische Entwicklungsstörungen)?
- Gab es vorangegangene Krankenhausaufenthalte oder Notfälle?
- Wurde Ihr Kind in den letzten 14 Tagen geimpft?
- Bestehen Allergien gegen Nahrungsmittel, Medikamente oder Umweltstoffe?
Medikamentenanamnese
- Erhielt Ihr Kind regelmäßig Medikamente (z. B. gegen Infekte, Schmerzen, Krämpfe)?
- Welche Medikamente nahmen Sie während der Schwangerschaft und Stillzeit ein?
- Wurden kürzlich fiebersenkende Mittel oder andere Arzneien verabreicht?
Umweltanamnese
- Besteht eine Schimmelbelastung in der Wohnung?
- Wurde das Kind Zigarettenrauch oder anderen Schadstoffen (z. B. Lösungsmittel, Chemikalien) ausgesetzt?
- Gibt es Haustiere mit engem Kontakt zum Kind?
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.