Oberflächliche Venenentzündung (Thrombophlebitis) – Einleitung

Die Thrombophlebitis ist eine Entzündung oberflächlicher Venen, die zur Bildung eines Thrombus (Blutgerinnsel) führt. Diese Erkrankung wird häufig als oberflächliche Venenthrombose (OVT) bezeichnet und zählt zum Spektrum der venösen Thromboembolien (Blutgerinnsel in den Venen).

Synonyme und ICD-10: akute Thrombophlebitis; Beinphlebitis; Beinphlebothrombose; Beinthrombophlebitis; Brustdrüsenphlebitis; chronische Phlebitis; chronische Thrombophlebitis; eitrige Phlebitis; oberflächliche Phlebitis des Oberschenkels; oberflächliche Thrombophlebitis der unteren Extremität; oberflächliche Thrombophlebitis des Beins; oberflächliche Thrombophlebitis des Oberschenkels; oberflächliche Thrombophlebitis des Unterschenkels; oberflächliche Thrombose des Oberschenkels; oberflächliche Thrombose des Unterschenkels; oberflächliche thrombotische Venenentzündung der unteren Extremität; oberflächliche ulzeröse Phlebitis des Beins; oberflächliche Unterschenkelphlebitis; oberflächliche Venenentzündung; oberflächliche Venenthrombose einer nichtvarikösen Vene; Oberschenkelphlebitis; Periphlebitis; Phlebitis der unteren Extremität; Phlebitis der Vena saphena; Thrombophlebitis; Thrombophlebitis der unteren Extremität; Thrombophlebitis des Oberschenkels; Thrombophlebitis des Unterschenkels; Thrombophlebitis femoralis; tiefe ulzeröse Phlebitis des Beins; tiefliegende Phlebitis des Beins; tiefliegende Phlebitis des Oberschenkels; tiefliegende Phlebitis des Unterschenkels; tiefliegende Thrombophlebitis des Oberschenkels; tiefliegende Thrombophlebitis des Unterschenkels; ulzeröse Beinphlebitis; ulzeröse Phlebitis; Unterschenkelphlebitis; Unterschenkelphlebothrombose; ICD-10-GM I80.-: Thrombose, Phlebitis und Thrombophlebitis

Die Venen der Arme sind häufig betroffen, ebenso die Vena saphena magna/parva am Bein.

Formen der Thrombophlebitis

Die Thrombophlebitis kann in verschiedene Formen unterteilt werden:

  • Thrombophlebitis der unteren Extremität: Betrifft häufig die Vena saphena magna oder parva.
  • Thrombophlebitis der Vena femoralis: Betroffen ist die tiefe Oberschenkelvene.
  • Varikophlebitis: Thrombophlebitis einer varikösen Vene (Krampfader), am häufigsten vorkommend.
  • Thrombophlebitis saltans/migrans: Wiederkehrende Thrombophlebitis an verschiedenen Lokalisationen, häufig assoziiert mit systemischen Erkrankungen wie Malignomen (Tumorerkrankungen).
  • Oberflächliche sklerosierende Phlebitis (Morbus Mondor): Strangförmige Phlebitis (Venenentzündung), häufig an den Brustdrüsen (0,35 %)

Weitere Unterteilung

  • Varikophlebitis (= OVT einer Varize) ((66-)91 %)
  • Thrombophlebitis vulgaris superficialis (8,5 %)
  • Thrombophlebitis saltans /migrans (1,8 %)

Häufig tritt eine Thrombophlebitis bei länger liegenden intravenösen Kanülen oder bei varikösen (krampfaderartigen) Veränderungen der Vene auf. In einer Untersuchung wurde bei 22 % der Patienten mit Varikose (Krampfadern) eine akute oder durchgemachte Thrombophlebitis (= Varikophlebitisdiagnostiziert.

Oberflächliche Venenthrombosen (OVT) werden wie folgt unterteilt:

  • Thrombophlebitis in gesunden Venen (z. B. nach intravenöser Infusion)
  • Varikophlebitis in Varizen (Krampfadern)
  • Transfasziale Phlebitis, die in die tiefen Venen einwächst (bei mündungsnaher OVT der Vena saphena oder großer Astvenen mit weniger als drei Zentimeter Crossenabstand → Risikofaktoren für venöse Thromboembolien (VTE) → Vollkoagulation erforderlich)

Ursachen

  • Primäre Ursachen:
    • Länger liegende intravenöse Kanülen
    • Variköse Veränderungen der Venen
    • Hyperkoagulabilität (z. B. bei Thrombophilien/Thromboseneigung)
  • Sekundäre Ursachen:
    • Traumen (Verletzungen)
    • Infektionen
    • Tumorerkrankungen (insbesondere bei Thrombophlebitis saltans/migrans)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer (Verhältnis 2:1).

Häufigkeitsgipfel: Tritt überwiegend ab dem 60. Lebensjahr auf.

Prävalenz:(Krankheitshäufigkeit)

  • Frauen: 2,7-17 %
  • Männer: 1-7,4 %

Inzidenz: Geschätzt auf 3-11 % pro Jahr, mit etwa 80 % betroffenen Frauen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Eine oberflächliche Thrombophlebitis beginnt typischerweise mit Schmerzen, Schwellung und Rötung entlang der betroffenen Vene. Diese Symptome sind häufig begleitet von einer fühlbaren Verhärtung (Knotenbildung) der Vene. In den meisten Fällen ist der Verlauf akut und selbstlimitierend, insbesondere wenn die Thrombophlebitis in gesunden Venen oder varikösen Venen auftritt.

Unbehandelt kann sich eine Thrombophlebitis nach proximal ("näher zur Körpermitte hin") oder distal ("weiter von der Körpermitte") ausdehnen, was das Risiko einer tiefen Venenthrombose (TVT) erhöht. Bei einer Ausdehnung in die tiefen Venen besteht die Gefahr einer Embolie (plötzlicher Verschluss eines Blutgefäßes durch einen Thrombus/Blutpfropf), insbesondere einer Lungenembolie (Verlegung bzw. Verengung einer Lungenarterie oder einer Bronchialarterie durch einen Embolus/wandernder Thrombus), was eine erhebliche klinische Bedrohung darstellt.

Komplikationen

  • Bakterielle Infektion: Eine bakterielle Besiedlung der betroffenen Vene kann zu einer eitrigen Phlebitis führen, die mit Abszessbildung und in seltenen Fällen Sepsis einhergehen kann.
  • Ausbreitung in tiefe Venen: Eine transfasziale Phlebitis, bei der die Entzündung auf tiefer liegende Venensysteme übergreift, erfordert eine intensive therapeutische Intervention.

Eine Thrombophlebitis kann auch ein Indikator für systemische Erkrankungen wie Malignome oder Thrombophilie sein. Besonders die Thrombophlebitis saltans/migrans ist oft mit malignen Erkrankungen assoziiert und sollte Anlass für eine gründliche diagnostische Abklärung geben.

Prognose

Die Prognose der oberflächlichen Thrombophlebitis ist in der Regel gut, insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Therapie. Die meisten Fälle heilen innerhalb von wenigen Wochen vollständig aus, ohne langfristige Folgen.

Allerdings hängt die Prognose stark von der rechtzeitigen und effektiven Behandlung sowie der Identifikation und Kontrolle von Risikofaktoren ab. Eine nicht behandelte oder schlecht kontrollierte Thrombophlebitis kann zu erheblichen Komplikationen führen:

  • Tiefe Venenthrombose (TVT): Bei 6-36 % der Patienten mit Thrombophlebitis kommt es zu einer gleichzeitigen tiefen Venenthrombose, die das Risiko einer symptomatischen Lungenembolie erhöht.
  • Lungenembolie: Bei 2-13 % der Patienten kann eine asymptomatische Lungenembolie auftreten, was die Mortalität (Sterberate) signifikant erhöht. Bei Vorliegen einer symptomatischen Lungenembolie liegt die Mortalitätsrate bei 2-4 % (bei TVT: 15 %).

Mortalität

  • Die 3-Monatsmortalität (3-Monatssterberate) beträgt für eine Thrombophlebitis ca. 1 % (für eine TVT: 5 %). Dies verdeutlicht die Unterschiede im Schweregrad und der potenziellen Gefahr zwischen oberflächlichen und tiefen Venenthrombosen.

Beachte: Oberflächliche Venenthrombosen werden heutzutage dem Spektrum der venösen Thromboembolien hinzugerechnet. Eine Thrombophlebitis gilt als phlebologischer Notfall!

Zusammenfassung

Eine oberflächliche Thrombophlebitis hat eine gute Prognose, wenn sie frühzeitig erkannt und adäquat behandelt wird. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind essenziell, um das Risiko von Komplikationen wie TVT und Lungenembolie zu minimieren. Die Behandlung umfasst in der Regel nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), Kompressionstherapie und gegebenenfalls eine Antikoagulationstherapie bei hohem Risiko für venöse Thromboembolien.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie. (AWMF-Registernummer: 065-002), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung