Haut – Unterhaut

Nachfolgend werden unter "Haut – Unterhaut" Krankheiten beschrieben, die gemäß ICD-10 dieser Kategorie zuzuordnen sind (L00-L99). Der ICD-10 dient der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten sowie verwandter Gesundheitsprobleme (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und ist weltweit anerkannt.

Haut – Unterhaut

Die Haut (Cutis) ist das größte menschliche Organ (Flächenorgan) und hat vielfältige Aufgaben zu bewältigen. Zudem prägen eine gesunde und schöne Haut, natürlich-schönes Haar und feste Nägel in besonderem Maß das Eigenbild vom "Ich" und damit das Selbstbewusstsein.

Anatomie

Die Haut ist ca. ein bis zwei Millimeter dick. Im Alter nimmt die Dicke der Haut ab. Sie hat eine durchschnittliche Gesamtfläche von ca. 1,8 m2.

Die Haut besteht aus drei Schichten:

  • Epidermis (Oberhaut) – besteht vor allem aus Keratinozyten (hornbildende Zellen)
    • sie erneuert sich ständig; dabei schieben die neuen Zellen die alten Zellen nach oben, diese verhornen, sterben ab und werden abgeschilfert
    • sie enthält folgende Zellarten:
      • Melanozyten: produzieren und speichern Melanin (schwarzer Farbstoff); beim Bräunen bilden die Melanozyten mehr Melanin zum Schutz vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne, daher wird die Haut dunkler
      • Lymphozyten und Langerhans-Zellen: Teil des körpereigenen Abwehrsystems
      • Merkel-Zellen: Nervenzellen, die der Druckwahrnehmung dienen
  • Dermis (Lederhaut) (Synonym: Corium) – besteht aus straffem Bindegewebe
    • sie leitet überschüssige Wärme ab
  • Subcutis (Unterhaut) – besteht aus lockerem Bindegewebe und enthält vor allem Körperfett
    • das Fett schützt die Knochen und Gelenke vor äußeren Einwirkungen wie Schläge und Stöße und dient als Wärmepolster
    • in den Fettzellen werden Hormone gebildet
    • unter dem Einfluss von Sonnenlicht wird Vitamin D gebildet

Zur Haut gehören auch die Anhangsgebilde Haare und Nägel sowie Schweiß- und Talgdrüsen.

Physiologie

Die Aufgaben der Haut sind vielfältig:

  • Reflektion und Absorption von Sonnenlicht, unter dessen Einwirkung Vitamin D gebildet wird. Strahlen, die tiefer eindringen werden vom Melaninpigment absorbiert und in Wärme umgewandelt.
  • Antimikrobielle Wirkung (gegen Bakterien und Pilze) des Säureschutzmantels der Haut, der aus Schweiß und Talg gebildet wird.
  • Absonderung eines geringen Teils harnpflichtiger Substanzen über die Schweißdrüsen der Haut, z. B. Kochsalz
  • Schutzfunktion vor:
    • schädigenden Umwelteinflüssen und Krankheitserregern
    • Dehydratation, d. h. zu große Wasserverluste des Organismus/Flüssigkeitsmangel durch Verdunstung
    • Verletzungen innerer Strukturen bei Stößen oder Schlägen
  • Teil des körpereigenen Abwehrsystems – bei Verletzungen der Haut werden u. a. Blutzellen (Thrombozyten/Blutplättchen, Zytokine/Proteine, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen) zur betroffenen Region geschickt, um die Wunde zu verschließen (= Blutstillung) und vor Entzündungen zu schützen
  • Regulierung der Körpertemperatur – durch Kontraktion (Zusammenziehen) der Hautgefäße (Vasokonstriktion) wird eine zu große Wärmeabgabe des Körpers verhindert; andersherum wird die Wärmeabgabe durch Vasodilatation (Gefäßerweiterung) gefördert, sodass z. B. bei körperlicher Betätigung kein Hitzestau entsteht
  • Sinnesorgan – wichtiger Ort des Tastsinns sowie des Empfindens für Schmerz, Druck, Juckreiz, Wärme und Kälte

Die wichtigsten Risikofaktoren für Hauterkrankungen

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

Ernährung

  • Kohlenhydratreiche Ernährung – Übermäßiger Konsum von Mono- und Disacchariden (Einfach- und Zweifachzucker) kann die Sebumproduktion (Talgproduktion) steigern und entzündliche Hauterkrankungen wie Akne vulgaris (gewöhnliche Akne) fördern.
  • Fettreiche Ernährung – Ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren und Trans-Fettsäuren steht mit einem erhöhten Risiko für proinflammatorische Prozesse (entzündungsfördernde Vorgänge) und Hautalterung in Zusammenhang.
  • Mikronährstoffmangel – Defizite an Zink, Vitamin A, Vitamin E, Vitamin C, Niacin und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) begünstigen Barrierestörungen (Schädigungen der Hautschutzbarriere), trockene Haut und verzögerte Wundheilung.
  • Chronischer Flüssigkeitsmangel – Unzureichende Flüssigkeitszufuhr beeinträchtigt die Hautturgor (Hautspannung) und kann zu Xerosis cutis (trockene Haut) führen.

Genussmittelkonsum

  • Alkoholkonsum – Regelmäßiger Alkoholkonsum führt zu Vasodilatation (Gefäßerweiterung), Hautrötungen, Immunmodulation (Beeinflussung des Immunsystems) und begünstigt u. a. Rosazea (Kupferrose), Psoriasis (Schuppenflechte) und Ekzeme (Hautentzündungen).
  • Tabakkonsum – Nikotin und toxische Substanzen im Rauch beschleunigen die Hautalterung, fördern oxidativen Stress (zellschädigender Stress durch Sauerstoffradikale) und sind mit einem erhöhten Risiko für Psoriasis (Schuppenflechte), chronisch-entzündliche Hautveränderungen und verzögerte Wundheilung assoziiert.

Psycho-soziale Situation

  • Chronischer Stress – Psychosozialer Stress erhöht die Freisetzung von Kortisol (Stresshormon) und proinflammatorischen Zytokinen (entzündungsfördernde Botenstoffe), was entzündliche Hauterkrankungen wie Neurodermitis (atopische Dermatitis), Psoriasis (Schuppenflechte) und Akne verschlimmern kann.
  • Schlafmangel – Reduzierte Schlafqualität oder chronische Insomnie (Ein- und Durchschlafstörungen) schwächen die Hautbarriere, erhöhen transepidermalen Wasserverlust (Wasserverlust über die Haut) und begünstigen die Entstehung von Ekzemen (Hautentzündungen) und Hautinfektionen.

Übermäßige UV- und IR-Exposition

  • Übertriebenes Sonnenbaden – Intensive oder wiederholte Exposition gegenüber UV- und Infrarotstrahlung (IR-A) führt zur DNA-Schädigung (Erbgutschädigung), beschleunigten Hautalterung (Photoaging), aktinischen Keratosen (Frühformen von Hautkrebs) und erhöhtem Hautkrebsrisiko.
  • Unzureichender Sonnenschutz – Fehlende oder falsche Anwendung von Lichtschutzmitteln (z. B. kein Lichtschutzfaktor oder zu niedriger SPF [Sonnenschutzfaktor]) steigert die Hautschädigung durch UVB- und UVA-Strahlung, insbesondere im Sommer.

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus (Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2) – kann u. a. zu Wundheilungsstörungen, Diabetischer Fuß, Pruritus (Juckreiz) führen

Medikamente

  • Cortison
  • Zytostatika – Wirkstoffe in der Onkologie (Krebstherapie)

Röntgenstrahlen

  • Radiatio (Strahlentherapie)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Umweltgifte

Bitte beachten Sie, dass die Aufzählung nur einen Auszug der möglichen Risikofaktoren darstellt. Weitere Ursachen finden Sie unter der jeweiligen Krankheit.

Häufige Hauterkrankungen

Durch den ständigen Kontakt mit der Umwelt nehmen parallel zu den steigenden Umweltbelastungen Hauterkrankungen ständig zu. Auch Sonnenstrahlen, Erkrankungen und Störungen des Wohlbefindens können Spuren auf der Haut hinterlassen. Für die Betroffenen sind diese teils extrem belastend.

Zu den häufigsten Hauterkrankungen zählen:

In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen an malignen (bösartigen) Hauttumoren in Europa fast verdoppelt. Etwa 2-3 % der Deutschen sind jährlich neu davon betroffen.

Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen für Hauterkrankungen

Labordiagnostik

  • Hautabstrich und mikrobiologische Diagnostik – Erregernachweis aus Hautproben zum Nachweis bakterieller, viraler oder mykotischer Erreger (z. B. Staphylococcus aureus bei Impetigo contagiosa [ansteckende Eiterflechte], Dermatophyten bei Tinea corporis [Hautpilz]).
  • Pilzdiagnostik – Direkter Nachweis und Kultur von Hautpilzen mittels KOH-Präparation (mikroskopische Aufbereitung mit Kalilauge), Wood-Licht-Untersuchung (Untersuchung unter UV-Licht) und Anzucht auf speziellen Nährböden.
  • Allergologische TestverfahrenEpikutantest (Patch-Test) bei Verdacht auf allergisches Kontaktekzem (Hautreaktion durch Kontaktallergene), Pricktest bei atopischer Diathese (Neigung zu allergischen Erkrankungen, z. B. Neurodermitis).
  • Blutuntersuchungen (Laborchemie, Serologie) – Nachweis von Autoantikörpern bei Autoimmunerkrankungen (z. B. antinukleäre Antikörper [ANA] bei kutanem Lupus [Hautform des Lupus erythematodes]), Entzündungsparametern (z. B. C-reaktives Protein [CRP], Blutsenkungsgeschwindigkeit [BSG]), Vitaminstatus, Hormonstatus bei Haarausfall sowie Immunglobulin E (IgE) bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis).

Medizingerätediagnostik

  • Klinische Inspektion der Hautveränderungen – Ärztliche Betrachtung der Hautveränderungen mit Beurteilung nach Morphologie (Form), Verteilung, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit und Ausdehnung.
  • Einsatz standardisierter Scores – Anwendung validierter Bewertungssysteme, z. B. Psoriasis Area and Severity Index (PASI) bei Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte).
  • Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie) – Diagnostik pigmentierter und nicht-pigmentierter Läsionen (Hautveränderungen) zur Früherkennung von malignen Hauttumoren (bösartigen Hautgeschwülsten), z. B. malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs), Basalzellkarzinom (weißer Hautkrebs).
  • Biopsie und histologische Untersuchung – Gewebeentnahme und mikroskopische Begutachtung zur Differenzierung unklarer Dermatosen (Hautkrankheiten), z. B. Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung), Lichen planus (Knötchenflechte), und zur Sicherung der Diagnose bei Verdacht auf Hauttumoren oder entzündliche Dermatosen.
  • Trichogramm oder Trichoscan – Haarwurzelanalyse bei Alopezie (Haarausfall) oder Haarstrukturstörungen zur quantitativen Beurteilung der Haarwurzeln.
  • Fotopatch-Test/Lichttestung – Diagnostik lichtinduzierter Dermatosen (lichtbedingte Hauterkrankungen), z. B. polymorphe Lichtdermatose (Sonnenallergie).

Welcher Arzt hilft Ihnen?

Der Verdacht auf eine Erkrankung der Haut, Haare oder Nägel wird häufig zunächst vom Hausarzt (Allgemeinmediziner oder Internist) festgestellt. Für die weiterführende Diagnostik und Therapie ist der Facharzt für Dermatologie (Hautarzt) zuständig.

Bei speziellen Fragestellungen – wie z. B. autoimmunologischen Hauterkrankungen, anhaltendem Haarausfall oder chronischen Nagelveränderungen – kann die zusätzliche Mitbetreuung durch Rheumatologen, Endokrinologen oder Mykologen erforderlich sein.