Medizingerätediagnostik bei Haut- und Haarerkrankungen – moderne Verfahren, Anwendungen und bildgebende Systeme in Dermatologie und Trichologie

Die Medizingerätediagnostik der Haut und Haare umfasst ein breites Spektrum konventioneller und hochspezialisierter Verfahren zur Beurteilung entzündlicher, infektiöser, neoplastischer (bösartiger), autoimmunologischer (durch das Immunsystem verursachter) und altersassoziierter (altersbedingter) Veränderungen. Sie dient der frühzeitigen Erkennung, Differenzierung und Verlaufskontrolle dermatologischer (hautärztlicher) und trichologischer (die Haare betreffender) Erkrankungen – insbesondere im Kontext der Hautkrebsfrüherkennung, der Autoimmunerkrankungen und der Anti-Aging-Medizin (medizinische Altersvorsorge).

Die eingesetzten Methoden lassen sich systematisch in funktionelle Gruppen gliedern:

Oberflächenbildgebung und mikroskopische Verfahren

  • Auflichtmikroskopie (Dermatoskopie)
    Beurteilung pigmentierter und nicht-pigmentierter Hautveränderungen mit polarisiertem oder unpolarisiertem Licht. Standardverfahren zur Abklärung von Naevi (Muttermalen), Basalzellkarzinomen (heller Hautkrebs), aktinischen Keratosen (Vorstufen von Hautkrebs) und Melanomen (schwarzer Hautkrebs).
  • Konfokale Laserscanmikroskopie
    In-vivo-Mikroskopie (Mikroskopie direkt am Körper) mit zellulärer Auflösung zur nicht-invasiven Diagnostik epidermaler (obere Hautschicht) und kutaner (die Haut betreffender) Strukturen. Anwendung bei pigmentierten Läsionen (Veränderungen), Basalzellkarzinomen und zur Tumorrandkontrolle (Abgrenzung des Tumors).
  • Optische Kohärenztomographie (OCT)
    Laserbasiertes Schichtbildverfahren zur Beurteilung von Epidermis (Oberhaut) und oberer Dermis (Lederhaut). Indiziert bei aktinischen Keratosen, frühen Basaliomen und inflammatorischen Dermatosen (entzündlichen Hauterkrankungen).
  • UV-Fotographie (Ultraviolett-Fotographie)
    Visualisierung subklinischer (nicht sichtbarer) Pigmentverschiebungen und Lichtschäden. Diagnostischer Nutzen bei Photodermatosen (Lichtunverträglichkeit), aktinischen Keratosen und zur Anti-Aging-Beratung.

Funktionelle und physikalische Diagnostik

  • Fluoreszenzdiagnostik
    Nutzung endogener (körpereigener) oder applizierter (aufgetragener) Fluorophore (leuchtender Farbstoffe) zur Darstellung pathologischer (krankhafter) Strukturen (z. B. Tumoren, Infektionen). Relevanz in der Tumorfrüherkennung und in der photodynamischen Therapie (lichtaktivierte Krebstherapie, PDT).
  • Thermographie (Wärmebildkamera)
    Infrarotmessung der Hautoberflächentemperatur zur Erkennung lokaler Entzündungsprozesse oder metabolisch aktiver (stoffwechselaktiver) Tumorareale. Noch überwiegend experimentell eingesetzt.
  • Hautelastizitätsmessung
    Quantifizierung der mechanischen Hautparameter mittels z. B. Cutometer (Messgerät für Hautelastizität). Anwendung in der Anti-Aging-Medizin, bei Narbenbeurteilung, Fibrosen (Bindegewebsvermehrungen) und sklerosierenden Erkrankungen (verhärtende Krankheiten).

Trichologische Diagnostik

  • Haarwurzelstatus (Trichogramm)
    Mikroskopische Analyse epilierter (ausgerissener) Haare zur Bestimmung des Anteils an Anagen- (Wachstumsphase), Katagen- (Rückbildungsphase) und Telogenhaaren (Ruhephase). Diagnostisch bei androgenetischer Alopezie (erblich bedingtem Haarausfall), Effluvium (vermehrtem Haarausfall) und Alopecia areata (kreisrundem Haarausfall).

Mikrovaskuläre Diagnostik

  • Kapillarmikroskopie
    Darstellung der Kapillargefäße (feinste Blutgefäße) im Bereich des Nagelfalzes. Differenzierung zwischen primärem und sekundärem Raynaud-Phänomen (Durchblutungsstörung der Finger) sowie Diagnose und Verlaufsbeurteilung bei Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen, z. B. systemische Sklerose, Lupus erythematodes).

Lymphknotendiagnostik bei Hauttumoren

  • Ultraschall der Lymphknoten (Lymphknotensonographie)
    B-Bild- und Farbduplexsonographie (Ultraschalluntersuchung mit Farbdarstellung des Blutflusses) zur Beurteilung von Lymphknotenmetastasen (Tochtergeschwülsten in Lymphknoten), v. a. bei malignem Melanom (schwarzem Hautkrebs), Plattenepithelkarzinom (eine Form des hellen Hautkrebses) oder Merkelzellkarzinom (seltenem Hauttumor).

Molekulare und metabolische Bildgebung

Vergleich der Verfahren zur Medizingerätediagnostik bei Haut und Haar

Verfahren Technik Zielstruktur Indikationen Invasivität
Auflichtmikroskopie (Dermatoskopie) Lichtoptik (polarisiert/unpolarisiert) Epidermis, Papillarschicht Naevi, Melanome, Basaliome, aktinische Keratosen Nicht-invasiv
Konfokale Laserscanmikroskopie Laser-Scanning-Mikroskopie Epidermis, obere Dermis Pigmentierte Läsionen, Basalzellkarzinome Nicht-invasiv
Optische Kohärenztomographie (OCT) Interferometrische Schichtbildgebung Epidermis, obere Dermis Aktinische Keratosen, frühe Basaliome, inflammatorische Dermatosen Nicht-invasiv
UV-Fotographie Ultraviolett-Fotografie Oberflächenpigmentierung Lichtschäden, Pigmentverschiebungen, Anti-Aging-Analytik Nicht-invasiv
Fluoreszenzdiagnostik UV- oder Blaulicht + Fluorophore Tumorzellen, bakterielle Areale PDT, Basalzellkarzinome, Infektionen Nicht-invasiv
Thermographie Infrarotkamera Hautoberfläche (Temperaturverteilung) Entzündungen, Tumorverdacht (experimentell) Nicht-invasiv
Hautelastizitätsmessung Mechanische Saug- oder Druckmessung (z. B. Cutometer) Dermis Anti-Aging, Narbenbeurteilung, Fibrosen Nicht-invasiv
Haarwurzelstatus (Trichogramm) Mikroskopie nach Epilation Haarfollikel Alopezieformen, Effluvium, Alopecia areata Minimale Invasivität
Kapillarmikroskopie Lichtmikroskopie am Nagelfalz Kapillaren der Nagelmatrix Kollagenosen, Raynaud-Syndrom Nicht-invasiv
Ultraschall der Lymphknoten B-Bild, Farbduplex Lymphknoten Tumorstaging bei malignem Melanom, Plattenepithelkarzinom Nicht-invasiv
Positronenemissionstomographie (PET) Radiopharmakon + Detektorsystem Tumorzellen (metabolisch aktiv) Metastasen-Suche, Staging bei Hauttumoren Gering invasiv (Tracer)
Positronenemissionstomographie/CT (PET-CT) Kombination PET + Computertomographie Tumor, Lymphknoten, Fernmetastasen Onkologisches Staging, Therapieplanung, Verlaufskontrolle Gering invasiv (Tracer + Strahlenexposition)

Schlussbetrachtung

Die Vielfalt medizingerätediagnostischer Verfahren in der Dermatologie und Trichologie erlaubt eine differenzierte, frühzeitige und schonende Abklärung verschiedenster Erkrankungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde (z. B. Haare, Nägel, Schweißdrüsen). Durch den gezielten Einsatz morphologischer, funktioneller und molekularer Bildgebung können Diagnosesicherheit, Therapieplanung und Verlaufskontrolle erheblich verbessert werden. Der interdisziplinäre Zugang – insbesondere in der Tumordiagnostik, der Immundermatologie und der ästhetischen Medizin – verdeutlicht den hohen Stellenwert dieser Technologien in der modernen klinischen Praxis.