Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – Klassifikation
Unter hyperkinetischer Störung (ICD-10-GM F90.-) versteht man nach ICD-10-GM eine Störung mit Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität mit:
- frühen Beginn, meist in den ersten fünf Lebensjahren
- einen Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die kognitiven Einsatz verlangen, und eine Tendenz, von einer Tätigkeit zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende zu bringen
- Beziehung zu Erwachsenen, die oft von einer Distanzstörung und einem Mangel an normaler Vorsicht und Zurückhaltung geprägt ist. Bei anderen Kindern sind sie unbeliebt und können isoliert sein.
- häufiger Beeinträchtigung kognitiver Funktionen; spezifische Verzögerungen der motorischen und sprachlichen Entwicklung kommen überproportional oft vor.
- dissozialen Verhalten und niedrigen Selbstwertgefühl als sekundäre Komplikationen.
Wender-Utah-Kriterien
Die Utah-Kriterien speziell wurden speziell für ADHS-Patienten im Erwachsenenalter entwickelt (modifiziert nach [1, 2]):
Kriterien | Symptome |
1. Aufmerksamkeitsstörung bei fehlender Stimulation | Unvermögen, Gesprächen zu folgen; Ablenkbarkeit; Schwierigkeiten, sich auf Schriftliches zu konzentrieren; Vergesslichkeit; häufiges Verlieren von Gegenständen |
2. Motorische Hyperaktivität | Gefühl innerer Unruhe; Unfähigkeit, sich zu entspannen, oder sitzende Tätigkeiten durchzuhalten; dysphorische Stimmungslage bei Inaktivität |
3. Affektlabilität | Häufige und schnelle Stimmungswechsel innerhalb von Stunden und Tagen |
4. Desorganisiertes Verhalten | Unzureichende Planung und Organisation von Aktivitäten im Bereich Arbeit, Schule oder Haushalt; planloses Wechseln von einer Aufgabe zur nächsten ohne, dass eine Aufgabe tatsächlich abgeschlossen wurde; Probleme beim Zeitmanagement |
5. Gestörte Affektkontrolle | Permanente Reizbarkeit; geringe Frustrationstoleranz; Wutausbrüche |
6. Impulsivität | Dazwischenreden; Ungeduld; kaum überdachte Handlungen |
7. Emotionale Überreagibilität | Kein adäquater Umgang mit alltäglichen Stressoren; überschießende oder ängstliche Reaktion |
Die Diagnose wird nach den Utah-Kriterien gestellt, wenn:
- 1. und 2. + zwei Kriterien aus 3. bis 7. erfüllt sind
Die Utah-Kriterien berücksichtigen die bei ADHS häufig ausgeprägten Stimmungsschwankungen wesentlich stärker als ICD-10-GM oder DSM-IV.
Schweregradeinteilung der ADHS [3]
Die Schweregradeinteilung (leichtgradig, mittelgradig und schwergradig) wurde in Anlehnung an DSM-5 vorgenommen. Dabei wird sowohl die Symptomausprägung als auch der Grad der Funktionsbeeinträchtigung zur Definition des Schweregrades herangezogen.
Schweregrad | Definition |
Leichtgradig |
|
Mittelgradig |
|
Schwergradig |
|
Literatur
- Wender PH (1995) Attention-deficit hyperactivity disorder in adults. Oxford Univ Press, New York Oxford
- Ebert D, Krause J, Roth-Sackenheim C et al.: ADHS im Erwachsenenalter – Leitlinien auf der Basis eines Expertenkonsensus mit Unterstützung der DGPPN. Nervenarzt 2003; 939-45
- S3-Leitlinie: ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. (AWMF-Registernummer: 028-045), Mai 2017 Kurzfassung Langfassung