Iridozyklitis – Einleitung

Die Iridozyklitis bezeichnet eine Entzündung der Iris (Regenbogenhaut) und des Ziliarkörpers (Corpus ciliare) des Auges. Der Ziliarkörper ist ein Abschnitt der mittleren Augenhaut, der für die Aufhängung der Linse und deren Akkommodation (Anpassung der Brechkraft) verantwortlich ist.

Synonyme und ICD-10: akute Iridozyklitis; akute Iritis; akute Uveitis anterior; akute Zyklitis; allergische Iridozyklitis; Begleitiritis; chronische Iridozyklitis; chronische Zyklitis; Cyclitis ‒ s.a. Zyklitis; Endogene Iridozyklitis; Entzündung des Uvealtraktes; Fibrinöse Iritis; Fuchs-Heterochromiezyklitis; Fuchs-III-Syndrom [Heterochrome Zyklitis]; Granulomatöse Iridozyklitis; Granulomatöse Iritis; Heterochrome Uveitis; Heterochrome Zyklitis; Heterochromie bei Iritis; Heterochromie bei Uveitis; Hypopyon; Hypopyon der vorderen Augenkammer; Iridozyklitis; Iridozyklitis bei Hypopyon; Iridozyklitis mit Linseninduration; Irisabszess; Iritis; Keratoiritis; Keratouveitis; Nichtgranulomatöse Iridozyklitis; Phakogene Iridozyklitis; Regenbogenhautabszess; Regenbogenhautentzündung; Rezidivierende Iridozyklitis; rezidivierende Iritis; rezidivierende Uveitis anterior; rezidivierende Zyklitis; Seröse Iritis; Strahlenkörperentzündung; Subakute Iridozyklitis; Subakute Iritis; Subakute Uveitis anterior; Subakute Zyklitis; Uveaentzündung a.n.k.; Uveitis; Uveitis anterior; Uveokeratitis; Ziliarkörperabszess; Ziliarkörperentzündung; Zyklitis; ICD-10-GM H20: Iridozyklitis

Anatomie und Funktionen

Die Iris und der Ziliarkörper sind Bestandteile der mittleren Augenhaut (Uvea), welche auch die Aderhaut (Choroidea) umfasst. Die Iris reguliert den Lichteinfall ins Auge durch Anpassung der Pupillenweite. Der Ziliarkörper ist für die Produktion des Kammerwassers und die Akkommodation der Linse zuständig, um eine klare Sicht in verschiedenen Entfernungen zu ermöglichen.

Formen der Iridozyklitis

  • Akute Iridozyklitis: Plötzliches Auftreten mit starken Symptomen wie Schmerzen, Rötung, Lichtempfindlichkeit und verschwommenem Sehen.
  • Chronische Iridozyklitis: Lang anhaltende oder wiederkehrende Entzündung, oft milder in den Symptomen, aber mit einem höheren Risiko für Komplikationen.
  • Granulomatöse Iridozyklitis: Charakterisiert durch das Vorhandensein von Granulomen, oft im Zusammenhang mit systemischen Erkrankungen wie Sarkoidose oder Tuberkulose.
  • Nichtgranulomatöse Iridozyklitis: Ohne Granulombildung, häufig idiopathisch oder im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen.
  • Allergische Iridozyklitis: Durch eine allergische Reaktion hervorgerufen.
  • Phakogene Iridozyklitis: Durch eine Reaktion auf das Linsenmaterial nach einer Augenverletzung oder -operation.
  • Endogene Iridozyklitis: Entzündung ohne externe Ursache, häufig bei systemischen Erkrankungen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Gleichmäßig verteilt zwischen Männern und Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Häufigkeit steigt im mittleren Erwachsenenalter, kann jedoch in jedem Alter auftreten.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die genaue Prävalenz variiert, in Mitteleuropa und den USA beträgt die Inzidenz aller Uveitiden etwa 50 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr, davon sind ca. 70 % Iridozyklitiden.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ungefähr 35 Fälle von Iridozyklitis pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Mitteleuropa und den USA.

Verlauf und Prognose

Wird die Iridozyklitis nicht behandelt, kann sie zu ernsthaften Komplikationen wie einem Katarakt (Grauer Star) oder einem Glaukom (Grüner Star) führen. Daher ist ein frühzeitiger Beginn der Therapie entscheidend.

Verlauf

  • Akuter Verlauf: Die Iridozyklitis tritt häufig akut auf und ist durch Symptome wie Schmerzen, Rötung, Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen gekennzeichnet. Mit entsprechender Behandlung klingen die Symptome in der Regel innerhalb weniger Wochen ab.
  • Chronischer Verlauf: In etwa einem Viertel der Fälle verläuft die Iridozyklitis chronisch und kann zu wiederkehrenden Episoden führen. Chronische Entzündungen erfordern eine langfristige Behandlung und regelmäßige Kontrollen, um Komplikationen zu vermeiden und das Sehvermögen zu erhalten.

Prognose

  • Mit Behandlung: Bei rechtzeitiger und adäquater Therapie ist die Prognose in den meisten Fällen gut. Eine wirksame Behandlung umfasst entzündungshemmende Medikamente und eine sorgfältige Überwachung durch einen Augenarzt. Die meisten Patienten können eine gute Sehqualität bewahren.
  • Ohne Behandlung: Unbehandelt kann die Iridozyklitis zu schweren Komplikationen führen, die das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigen. Mögliche Komplikationen sind Katarakt, Glaukom, Verklebungen der Iris (Synechien) und dauerhafte Schädigungen des vorderen Augenabschnitts.

Internistische Ursachen können der Iridozyklitis zugrunde liegen und müssen weiter abgeklärt werden, um eine umfassende Behandlung sicherzustellen. Dazu gehören systemische Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen oder Infektionen, die eine spezifische Therapie erfordern.

Insgesamt ist die Prognose bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter Behandlung günstig, wobei eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenarzt und Hausarzt oder Internisten wichtig ist, um die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und zu behandeln.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik und antientzündliche Therapie der Uveitis bei juveniler idiopathischer Arthritis. (AWMF-Registernummer: 045 - 012), Mai 2021 Langfassung