Sonnenschutz – wie Sie Haut und Augen effektiv vor UV-Strahlung schützen
Die wichtigste Maßnahme zur Prävention UV-bedingter Hautschäden ist ein konsequenter, kombinierter Sonnenschutz bestehend aus Meidung intensiver Sonnenexposition (Sonnenbestrahlung), textilem Schutz, Sonnenschutzmitteln und Augenschutz [S3-Leitlinie].
Gewöhnung der Haut an Sonnenstrahlung
Im Frühjahr sollte die Haut durch kurze Aufenthalte im Freien langsam an die Sonne gewöhnt werden.
Die Mittagssonne ist zu meiden, hautbedeckende Kleidung und Kopfbedeckung sind zu tragen, und unbedeckte Hautstellen sollten durch Sonnencreme geschützt werden.
Ebenfalls erforderlich ist der Augenschutz mit einer UV-sicheren Sonnenbrille (siehe unten).
Bedeutung des UV-Index (UVI)
Der UV-Index (UVI) ist ein international standardisiertes Maß für die sonnenbrandwirksame solare Bestrahlungsstärke (Ultraviolettstrahlung).
Er beschreibt die maximale UV-Intensität des Tages, in der Regel um die Mittagszeit.
Empfehlungen nach UVI:
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UVI 3-7 (mittel bis hoch): Aufenthalt im Schatten, hautbedeckende Kleidung, Sonnenbrille tragen.
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UVI ≥ 8 (sehr hoch bis extrem): Aufenthalt im Freien – insbesondere zwischen 11 und 15 Uhr – möglichst vermeiden.
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Sonnenschutzmittel: Anwendung ab UVI 3-5, ab UVI ≥ 8 ist Lichtschutz obligat [S3-Leitlinie].
Einwirkdauer und Art der Sonnenschutzfilter
Chemische (organische) Filter:
Beispiele: Octocrylen, Avobenzon, Oxybenzon.
Diese benötigen 20-30 Minuten, um sich gleichmäßig in die Hornschicht der Haut einzulagern.
→ Auftragen mindestens 30 Minuten vor Sonnenexposition (Sonnenbestrahlung).
Physikalische (mineralische) Filter:
Beispiele: Titandioxid, Zinkoxid.
Wirken sofort nach dem Auftragen, da sie UV-Strahlen reflektieren.
Kombinationspräparate:
Enthalten chemische und physikalische Filter – empfohlen wird ebenfalls eine Auftragungszeit von 20-30 Minuten vor Sonnenexposition.
Wichtiger Anwendungshinweis:
Sonnenschutzmittel dürfen nicht einmassiert werden.
Ein kräftiges Verreiben verringert den Oberflächenschutz, da UV-Filter überwiegend auf der Hautoberfläche wirken.
Nach einer intensiven Massage ist die Haut nahezu so ungeschützt wie ohne Sonnenschutzmittel.
Haltbarkeit:
UV-Filter in Sonnenschutzmitteln bleiben im Allgemeinen mindestens drei Jahre stabil, vorausgesetzt, sie werden kühl und lichtgeschützt (z. B. im Kühlschrank) gelagert.
UV-Schutz für die Augen
Ab einem UV-Index ≥ 3-5 ist ein Schutz gegen UV-A- und UV-B-Strahlen erforderlich.
Langfristige UV-Exposition kann zu Katarakt (Linsentrübung), altersbedingter Makuladegeneration (Netzhauterkrankung), chronischer Konjunktivitis (Bindehautentzündung) und Retinopathie (Netzhautschädigung) führen.
Empfohlen werden Brillengläser mit UV-Schutz 400 und Blaudämpfung zwischen 400-500 nm (ca. 95 %) [S3-Leitlinie].
Achtung:
In Europa gilt die Kennzeichnung „100 % UV-Schutz“ bereits bei 380 nm, obwohl die menschliche Linse bis zu 78 % der Strahlung zwischen 380-400 nm absorbiert.
Daher sollte der UV-Schutz 400 (US-Norm) bevorzugt werden.
Kleidung als Sonnenschutz
Sonnendichte Kleidung (langärmeliges Oberteil, lange Hose, breitkrempiger Hut) bietet einen wichtigen physikalischen Basisschutz.
Ab einem UV-Index ≥ 8 empfiehlt die WHO, zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten oder in Gebäuden zu bleiben.
Auch im Schatten sollte geeignete Kleidung getragen werden, da bis zu 50 % der UV-Strahlung indirekt reflektiert werden können (z. B. durch Sand oder Wasser).
Systemische Absorption von Sonnenschutzwirkstoffen
In einer randomisierten klinischen Studie konnten Avobenzon, Oxybenzon, Octocrylen und Ecamsul nach topischer Anwendung im Blut in Konzentrationen > 0,5 ng/mL nachgewiesen werden – eine Schwelle, ab der theoretisch systemische Effekte (Wirkungen im Körper) möglich sind.
Eine klinische Relevanz wurde bisher nicht bestätigt [1].
Nanopartikel (Zinkoxid, Titandioxid):
Aktuelle Studien zeigen, dass Zinkoxid-Nanopartikel die Haut kaum penetrieren (durchdringen) und kein systemisches Risiko darstellen [2].
Besondere Schutzbedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen
Sonnenschutz muss bereits im Kindesalter beginnen.
Die Haut von Säuglingen und Kindern reagiert deutlich empfindlicher auf UV-Strahlung.
Eine Stunde Sonnenexposition wirkt bei einem Kind stärker schädigend als bei einem Erwachsenen.
Achtung:
- Babys < 6 Monate: dürfen nicht direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden.
- Kinder: sollten Sonnenschutzmittel mit LSF ≥ 30, besser LSF 50+, verwenden.
- Jugendliche: haben ein besonders hohes Risiko für Photodermatosen (lichtbedingte Hauterkrankungen) und frühe Lichtschäden.
Etwa 80 % der kumulativen UV-Schäden treten vor dem 20. Lebensjahr auf und äußern sich später in Form von Falten, Pigmentstörungen und Hautkrebs [3].
Eine norwegische Kohortenstudie zeigte, dass Mädchen, die in der Kindheit häufig Sonnenbrände erlitten, als Erwachsene ein um 50 % erhöhtes Risiko für Melanome (schwarzer Hautkrebs) und ein um 35 % erhöhtes Risiko für Plattenepithelkarzinome (Stachelzellkrebs der Haut) haben [3].
Geschlechtsunterschiede beim Hautkrebsrisiko
Männer erkranken dreimal häufiger an malignen Hauttumoren (bösartigen Hautkrebserkrankungen) als Frauen.
Eine Ursache ist der geringere Gehalt an Antioxidantien (zellschützende Stoffe) in der männlichen Haut, was den natürlichen UV-Abwehrmechanismus reduziert (Ohio State University, Columbus, 2022).
Situationen mit erhöhtem Schutzbedarf
Erhöhter UV-Schutz ist erforderlich:
- bei hoher UV-Reflexion (Rückstrahlung) (Wasser, Sand, Schnee)
- bei dünner oder heißer Luft (Gebirge, Äquator)
- bei Aufenthalten zwischen 11-16 Uhr (höchste UV-Belastung)
- an exponierten Körperstellen: Lippen, Nase, Schultern, Ohren, Augen, Hände, Kniekehlen
- bei enthaarter oder frisch rasierter Haut
- im Gebirge: pro 400 Höhenmeter steigt die UV-B-Intensität um ≈ 4 %
(in 2.000 m Höhe rund 20 % stärker als auf Meereshöhe).
Hautpflege nach dem Sonnenbad
Nach Sonnenexposition ist die Haut ausgetrocknet und gereizt.
Empfohlen werden feuchtigkeitsspendende, kühlende und reparierende Aftersun-Produkte (z. B. Panthenol-, Aloe-vera- oder Glycerin-haltige Präparate).
Achtung:
Bei allergiegefährdeten Personen sollten Aftersun-Produkte vor der nächsten Sonnenexposition gründlich abgewaschen werden, um photoallergische Reaktionen (lichtbedingte Hautallergien) zu vermeiden.
Optimal sind öl- und emulgatorfreie Produkte, da sie sich leichter entfernen lassen.
Fazit
Ein adäquater Sonnenschutz umfasst UV-angepasstes Verhalten, textilen Schutz, Sonnenschutzmittel und Augenschutz.
Er beginnt im Kindesalter und ist lebenslang fortzuführen.
Sonnenschutz verhindert akute Hautschäden (Sonnenbrand), reduziert das Hautkrebsrisiko und beugt vorzeitiger Hautalterung (Photoaging) vor [S3-Leitlinie].
Literatur
- Matta MK et al.: Effect of Sunscreen Application Under Maximal Use Conditions on Plasma Concentration of Sunscreen Active Ingredients A Randomized Clinical Trial JAMA. Published online May 6, 2019. doi:10.1001/jama.2019.5586
- Mohammed YH et al.: Support for the Safe Use of Zinc Oxide Nanoparticle Sunscreens: Lack of Skin Penetration or Cellular Toxicity after Repeated Application in Volunteers JID February 2019;139 (2):30-315 doi: https://doi.org/10.1016/j.jid.2018.08.024
- Lergenmuller S et al.: Lifetime Sunburn Trajectories and Associated Risks of Cutaneous Melanoma and Squamous Cell Carcinoma Among a Cohort of Norwegian Women JAMA Dermatol. Published online October 5, 2022. doi:10.1001/jamadermatol.2022.4053
Leitlinie
- S3-Leitlinie: Prävention von Hautkrebs. (AWMF-Registernummer: 032 - 052OL), März 2021 Kurzfassung Langfassung