Symptome – Beschwerden
Gehörgangsentzündung (Otitis externa)

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Otitis externa (Gehörgangsentzündung) hinweisen:

In der Regel akuter Beginn innerhalb von 48 Stunden.

Leitsymptome

  • Otalgie – starke Schmerzen in der Ohrmuschel und im Gehörgang, vor allem beim Sprechen und Kauen (einseitige, selten beidseitige Ohrenschmerzen (10 %))
  • Druckschmerzhafter Tragus (Tragusdruckschmerz; als Tragus wird die kleine Knorpelmasse an der Ohrmuschel bezeichnet, die kurz vor dem Gehörgang aufliegt; Schmerzen beim Zug an der Ohrmuschel)
  • Pruritus (Juckreiz) im Ohr [dabei auch an Mykosen/Pilzinfektionen denken; diese rufen eher Juckreiz hervor]

Mögliche Begleitsymptome

  • Otorrhoe (Ohrenlaufen; Ausfluss von schleimigem Sekret oder Pus/Eiter)
  • Entzündung im Bereich des Gehörgangseingangs oder der Ohrmuschel/ödematöse (angeschwollene) Ohrmuschel
  • Schüppchenbildung
  • Hörminderung, ggf Schwerhörigkeit
  • Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung)

Differentialdiagnostische Kriterien bei Entzündungen des Gehörganges [modifiziert nach 1]

  Otitis externa diffusa Otitis externa circumscripta Otitis externa mycotica (feuchte Otomykose)
Verlauf lang, rezidivierend kurz lang
Allgemeinbefinden oft nicht gestört, kein Fieber gestört, Fieber nicht gestört
Schmerz mäßig bis stark stark, pulsierend nur Juckreiz
Sekretion (Otorrhoe) wässrig, süßlich-fad eitrig bröckelig
Klinische Besonderheiten  wie oben beschrieben
  • Rötung und Schwellung mit Bildung von Lymphdrüsenabszessen,
  • Bildung von Furunkeln
  • druckschmerzhafter Tragus (Tragusdruckschmerz); Warzenfortsatz meist nicht druckschmerzhaft
  • starke Schmerzen beim Zug an der Ohrmuschel
  • Ggf. Hörminderung durch zuschwellen des Gehörgangs
 
  • gehäuft bei Diabetikern und immungeschwächten Patienten
  • Auftreten gehäuft im Sommer (wenn der Gehörgang über einen längeren Zeitraum feucht bleibt)
Erreger

Pseudomonas aeruginosa (20-60 %), auch Staphylococcus aureus (10-70 %)

hämolysierenden Staphylokokken,
häufig auch Staphylococcus aureus
Aspergillusarten; häufig auch Candida albicans

Beachte: In seltenen Fällen treten auch Viruserkrankungen des äußeren Ohres auf (z. B. Herpes zoster oticus und Herpes simplex).

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Otitis externa necroticans (maligne Otitis externa; Otitis externa maligna) hinweisen:

  • Otalgie  starke Schmerzen in der Ohrmuschel und im Gehörgang, vor allem beim Sprechen und Kauen (einseitige, selten beidseitige Ohrenschmerzen (10 %))
  • Otorrhoe, fötide (stinkend)
  • Granulationen im Gehörgang
  • Ausfälle von Hirnnerven (insb. N. facialis)
  • reduzierter Allgemeinzustand

Entscheidungsalgorithmus: Akute Otitis externa, die zum HNO-Arzt überwiesen werden muss„Evidence-based Acute Otitis Externa Referral Score“ (EAR-Score) [2]

Risikofaktoren   Punktzahl 
Eines dieser Merkmale     Alter > 65  1 Punkt    
Chemo- oder Radiotherapie (Strahlentherapie)
Gut kontrollierter Diabetes mellitus
Otitis-externer-Rezidiv 
Entweder ... Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) 2 Punkte  
...oder Schlecht kontrollierte Diabetes mellitus (HbA1c > 8,0 %)
Dauer der Behandlung    3 Punkte  
Entweder... Nicht geplante wieder Vorstellung in den ersten 10 Therapietagen
...oder Andauernde Otitis externa trotz 14-tätiger Behandlung
Red Flags (Warnzeichen)    

Einer dieser Faktoren
Hirnnervenlähmung 5 Punkte
Übermäßige ipsilateral ( "auf derselben Körperseite oder -hälfte gelegen) Kopfschmerzen
Erythem (flächenhafte Hautrötung) oder Schwellung der Ohrmuschel oder des Gesichts
Vollständig stenosierter (eingeengt) Gehörgang (Spekulum nicht einführbar)

Interpretation

  • 0 Punkte: Notwendigkeit fachärztlicher Behandlung unwahrscheinlich. Patient kann nach initialer Konsultation mit Rezept und Instruktionen über Warnsymptome (hier: Red Flgs) entlassen werden.
  • 1-2 Punkte: Aktives Monitoring ist erforderlich. Der Patient sollte während und nach der Behandlung allgemeinärztlich nachuntersucht werden.
  • 3-4 Punkte: Dringende Überweisung zum HNO-Arzt binnen zwölf bis 48 Stunden ist ratsam.
  • ≥ 5 Punkte: Sofortige Notfallüberweisung zum HNO-Arzt

Der der EAR-Score erreichte eine Sensitivität von 100 % und eine Spezifität von 90 %, bezogen auf das Heraufziehen von Komplikationen, die eine fachärztliche Behandlung erfordern. Der negative Vorhersagewert lag bei 100 % [2].

Literatur

  1. Böheim K. (1992) Diagnose und Therapie der infektiösen Otitis externa – Eine Übersicht für den Nicht-HNO-Arzt WMW 20/21, 481-484, 1992
  2. Selwyn D, Lau A: When to refer: validating the Evidence-based Acute Otitis Externa Referral Score (EARS). Our experience of 287 cases of otitis externa in Primary Care. Clin Otolaryngol 2019; https://doi.org/10.1111/coa.13320
     
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