Einleitung
Nierensteine (Nephrolithiasis)

Als Nephrolithiasis – umgangssprachlich Nierensteine genannt – (Synonyme: Festsitzender renaler Stein; Kalixurolithiasis; Kalziumnephrolithiasis; Kelchstein; Kelchsteine; Kongenitale Nephrolithiasis; Konkrement im Nierenkelchsystem; Korallenstein; Nephrolithe; Nephrolithiasis; Nephrolithiasis des Nierenbeckens; Nierenabszess mit Stein; Nierenausgussstein; Nierenbeckenausgussstein; Nierenbeckendivertikel mit Stein; Nierenbeckendivertikulitis mit Stein; Nierenbeckendivertikulose mit Stein; Nierenbeckenkelchkonkrement; Nierenbeckenkonkrement; Nierenbeckensolitärstein; Nierenbeckensteine; Nierenkalziumoxalatstein; Nierenkelchkonkrement; Nierenkelchstein; Nierenkolik durch Stein; Nierenkonkrement; Nierenkonkremente; Nierenoberkelchkonkrement; Nierenparenchymstein; Nierenstein der oberen Kelchgruppe; Nierensteinabgang; Nierensteine; Nierensteingrieß; Nierensteinkolik; Nierensteinleiden; Nierenunterkelchkonkrement; Nierenunterkelchstein; Oxalat-Nephrolithiasis; Pelviolithiasis [Nierenbeckenstein]; Rezidivierende Nephrolithiasis; Rezidivierender renaler Stein; Uratablagerung in der Niere; Uratstein im Nierenbecken; Verkapselter Nierenbeckenstein; ICD-10-GM N20.0: Nierenstein) bezeichnet man die Bildung von Harnsteinen in der Niere. Die Nephrolithiasis ist eine Form der Urolithiasis (Harnsteine in den Harnwegen – Nierenbecken, Ureteren (Harnleiter), Harnblase, Urethra (Harnröhre)).

Harnsteine entstehen durch ein Ungleichgewicht in der physikalisch-chemischen Zusammensetzung des Harns mit Bildung von Salzkristallen.

Man kann die Nephrolithiasis aufgrund der Entstehungsursache einteilen:

Entstehungsursache Steinart Häufigkeit in %
Erworbene Stoffwechselstörung Calciumoxalat-Stein 75
  Harnsäure-Stein 11
  Harnsäure-Dihydrat-Stein 11
  Brushit-Stein 1
  Carbonatapatit-Stein 4
Harnwegsinfektion Struvit-Stein 6
  Carbonatapatit-Stein 3
  Ammoniumhydrogenurat-Stein 1
Angeborene Stoffwechselstörung Cystin-Stein 2
  Dihydroxyadenin-Stein 0,1
  Xanthin-Stein            sehr selten

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen; entgegen der bisherigen Evidenz gibt es mehrere Studien, dass sich die Verteilung zwischen den Geschlechtern über die letzten Dekaden angleicht bzw. zulasten der Frauen zunimmt.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der Nephrolithiasis liegt zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 5 % in Deutschland, bei 5-9 % in Europa und bei 12-15 % in den USA. Die Häufigkeit hat in den westlichen Industrieländern signifikant zugenommen. Besonders oft treten Nierensteine in trockenen und heißen Regionen (10-15 %) auf. 

Verlauf und Prognose: Eine Nephrolithiasis kann symptomlos verlaufen und bleibt daher oft unentdeckt. Die Größe der Steine kann von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern variieren. Bis zu einem Durchmesser von 2 mm gehen die Steine in der Mehrheit der Fälle spontan (von selbst) über den Harn ab. Steine, die einen größeren Durchmesser als 5-6 mm haben, gehen nur noch selten spontan ab. Wenn der Stein abgeht, ist dieses vor allem mit kolikartigen Schmerzen und starkem Harndrang verbunden. In der Mehrheit der Fälle treten die Nierensteine einseitig auf.
Bei 50 % der Betroffenen tritt eine Nephrolithiasis (Nierensteine) rezidivierend (wiederkehrend) auf. Bei 10-20 % der Patienten muss mit mindestens 3 Rezidiv-Episoden gerechnet werden.
Durch e
ine sogenannte Metaphylaxe (Harnsteinprophylaxe), die abhängig ist von der Steinart und der Ursache, kann die Rezidivrate unter 5 % gesenkt werden. Zu den Grundregeln gehören: viel trinken (> 2,5 l/Tag), wenig tierische Proteine (Eiweiß), kochsalzarme und kaliumreiche Diät, Gewichtsnormalisierung und körperliche Aktivität. 

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Urolithiasis geht mit einem erhöhten Risiko für einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt) einher (31 %) [1]. Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko für ein Urothelkarzinom (maligne Tumoren des Übergangsgewebes (Urothel), das die ableitenden Harnwege auskleidet) [2].

Literatur

  1. Rule AD, Roger VL, Melton LJ, III, Bergstralh EJ, Li X, Peyser PA, et al.: Kidney stones associate with increased risk for myocardial infarction. J Am Soc Nephrol 2010; 21: 1641-4.
  2. Sun LM, Lin CL, Chang YJ, Liang JA, Liu SH, Sung FC, et al.: Urinary tract stone raises subsequent risk for urinary tract cancer: a population-based cohort study. BJU Int 2013; 112: 1150-5

Leitlinien

  1. Pearle MS, Goldfarb DS, Assimos DG et al.: Medical management of kidney stones: AUA guideline J Urol. 2014 Aug;192(2):316-24. doi: 10.1016/j.juro.2014.05.006. Epub 2014 May 20.
  2. Türk C, Knoll T, Petrik A et al.: (2016) EAU guidelines on urolithiasis. uroweb.​org/​guideline 3/2015
  3. Ordon M, Andonian S, Blew B, Schuler T, Chew B, Pace KT: CUA guideline: management of ureteral calculi. Can Urol Assoc J. 2015 Nov-Dec;9(11-12):E837-51. doi: 10.5489/cuaj.3483. Epub 2015 Dec 14.
  4. Assimos D, Krambeck A, Miller NL et al.: Surgical management of stones: American Urological Association/endourological society guideline. J Urol. 2016 Oct;196(4):1153-60. doi: 10.1016/j.juro.2016.05.090. Epub 2016 May 27.
  5. S2k-Leitlinie: Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe. (AWMF-Registernummer: 043 - 025), Mai 2019 Langfassung

     
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