Medikamentöse Therapie
Hepatische Enzephalopathie

Therapieziele

  • Verringerung des Ammoniakanfalls
  • Symptomatische Therapie, abhängig vom Schweregrad

Therapieempfehlungen

  • Beseitigung auslösender Faktoren: 
    • bei gastrointestinalen Blutungen (Blutungen im Magen-Darm-Bereich): Blutstillung und Darmreinigung sowie prophylaktische Antibiotikagabe
    • Hydrierung bei Exsikkose (Austrocknung)
  • Absetzen von Diuretika (entwässernde Medikamente), Sedativa (Beruhigungsmittel)
    • evtl. kurzfristige Gabe von Benzodiazepinantagonisten (Flumazenil) bei Nachwirkungen von Benzodiazepinen
  • Reduktion ZNS-toxischer (für das Nervensystem giftige) Proteinmetabolite des Darms wie Ammoniak, gamma-Aminobuttersäure (GABA), Mercaptane etc.:
    • i. v.-Gabe (intravenös) von L-Ornithin-Aspartat: senkt den Ammoniakspiegel durch Beschleunigung des Harnstoffzyklus; die Entgiftungsfunktion der Leber wird verbessert
    • Zur Reinigung des Darms empfehlen sich Lactulose (synthetisches (künstlich hergestelltes) Disaccharid/Zweifachzucker aus Galactose und Fructose (Monosaccharide/Einfachzucker)), oral aufgenommen, sowie hohe Darmeinläufe (unter Zugabe von Lactulose)
    • Unterdrückung der ammoniakbildenden Darmflora:
      • Disaccharid Lactulose → wird im Kolon (Dickdarm) von den Darmbakterien unter Laktatbildung (Milchsäurebildung) und Absenkung des pH-Wertes in Galactose und Fructose gespalten → Verschiebung des Keimspektrums, Hemmung der Bakterienurease (bakterieneigenes Enzym, dass die Hydrolyse (Auflösung) von Harnstoff zu Kohlenstoffdioxid und Ammoniak katalysiert ("in Gang bringt")) im Darm; Eine prophylaktische Einnahme ist wegen der Nebenwirkungen (Diarrhoe/Durchfall, Flatulenz/Blähungen, Nausea/Übelkeit) nicht ratsam.
        • alternativ zu Lactulose: Lactitol – Wirkt wie Lactulose, aber die Nebenwirkungen fallen schwächer aus.
      • Gabe von schlecht resorbierbaren Antibiotika: Rifaximin
        • wirksam in der Akuttherapie und der Rezidivprophylaxe (Vorbeugung des Wiederauftretens der Erkrankung)
        • Senkung der HE-Episodenfrequenz um ca. 60 % [1]
  • Ggf. Ausgleich einer Hypoglykämie (Unterzuckerung)
  • Ggf. Verbesserung der Nierenfunktion
  • Überwachung/Korrektur des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes – Hypokaliämie (Kaliummangel)? Zinkmangel?
  • Ggf. Korrektur des Säure-Basen-Haushaltes

Mögliche weitere therapeutische Maßnahmen

  • Fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT); In der FMT-Gruppe war es im Follow-up nach FMT zu signifikant weniger schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (serious adverse events, SAE) gekommen als in der Gruppe mit Standardtherapie (2 vs. 11 in FMT vs. SOC, p=0,02) [2, 3]. 

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Lebergesundheit sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (D3, E)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Mariendistelfrucht-Extrakt (Silymarin))
  • Weitere Vitalstoffe (Cholin, Probiotika)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Bass NM et al.: Rifaximin Treatment in Hepatic Encephalopathy. N Engl J Med 2010; 362: 1071-1081
  2. Bajaj JS et al.: Colonic mucosal microbiome differs from stool microbiome in cirrhosis and hepatic encephalopathy and is linked to cognition and inflammation. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol 2012;303:G675-85. doi:10.1152/ajpgi.00152.2012.
  3. Bajaj JS et al.: Fecal Microbiota Transplant from a Rational Stool Donor Improves Hepatic Encephalopathy: A Randomized Clinical Trial. Hepatology 2017. doi:10.1002/hep.29306.
     
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