Labordiagnostik
Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen:

Bei Verdacht auf eine genetische Belastung für ein Ovarialkarzinom (bzw. ein Mammakarzinom):

  • BRCA-Mutationsanalyse/BRCA-Genstatus* (BRCA1**, BRCA2**, BRCA3/RAD51C-Gen); erfolgt an formalinfixiertem paraffineingebetteten ("formalin-fixed, paraffin-embedded", FFPE) Tumorgewebe; Durchführung innerhalb weniger Tage 

Hinweise zu Tumormutationen in BRCA1/2

  • *Bei Frauen mit einer BRCA-Mutation beträgt das Risiko – im Laufe des Lebens – an einem Mammakarzinom zu erkranken, circa 60 bis 80 Prozent. Das Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, beträgt für Trägerinnen der BRCA1-Mutation circa 40 bis 60 Prozent und bei Trägerinnen der BRCA2-Mutation circa 10 bis 30 Prozent. Trägerinnen der BRCA3-Mutation (RAD51C) haben ebenso ein hohes Risiko von circa 20 bis 40 Prozent für ein Mammakarzinom.
  • **Bei invasivem epithelialem Ovarialkarzinom haben Patientinnen mit BRCA1/2-Mutationen eine bessere Prognose als Nicht-Merkmalträger! [1]
  • Vorhandensein von Tumormutationen in BRCA1/2 sind zur Vorhersage einer Sensitivität gegenüber PARP-Hemmern eignet.

Labordiagnostik in Abhängigkeit von histologischen Kriterien

Bei Verdacht auf ein epitheliales Ovarialkarzinom:

  • CA 125 (in bis zu 96 % der Fälle nachweisbar) – auch zur Verlaufsbeurteilung geeignet (führt nicht zur Verlängerung des Überlebens [2])
  • CA 72-4 (in 50-80 % der Fälle nachweisbar)
  • CA 15-3 (in 40-70 % der Fälle nachweisbar)
  • Calretinin (CRT) (korreliert mit Prognose und Platinresistenz; geht unter der Therapie zurück und steigt bei einem Rezidiv wieder an) [5]
  • Cytokeratin-19-Fragmente (in 30-35 % der Fälle nachweisbar)

Bei Verdacht auf Keimstrangstromatumoren:

  • Androgene – z. B. bei Sertolizell-Tumoren
  • Östrogene – z. B. bei Granulosa-, Theka-, Sertolizell-Tumoren
  • Steroidhormone (Androgene, Östrogene) – z. B. bei Gynandroblastom

Bei Verdacht auf Keimzelltumoren:

  • Alpha-Fetoprotein (AFP) – z. B. beim endodermalen Sinustumor
  • Androgene – z. B. bei Dysgerminom, embryonalem Karzinom, gemischten Keimzelltumoren
  • Human-Choriongonadotropin (HCG) – bei z. B. Chorionkarzinom, embryonalem Karzinom
  • Östrogene – z. B. bei Dysgerminom, embryonalem Karzinom, gemischten Keimzelltumoren

Rezidivdiagnostik

  • Asymptomatische Patientinnen: Sollte entgegen der Leitlinien-Empfehlung ein Rezidivverdacht durch einen erhöhten CA 125-Wert begründet sein, so sollte das weitere diagnostische Vorgehen individuell mit der Patientin diskutiert werden. Ein früherer präsymptomatischer Beginn einer Rezidivbehandlung ist nicht mit einem verbesserten Überleben verbunden [2].

Ovarialkarzinom-Screening (ROCA) [3]

  • ROCA (Risk of Ovarian Cancer Algorithm)-Screening – viermonatige CA-125-Serumspiegel (im Vergleich des jeweiligen Kurvenverlaufs mit Referenzkurven von gesunden Frauen) und
  • Vaginalsonographie (Transvaginalsonographie; Ultraschalluntersuchung mittels einer Ultraschallsonde, die in die Scheide (Vagina) eingeführt wird) – jährlich (soweit der CA-125 normal ausfiel)

Studienergebnisse von 4.000 Frauen: Nachbeobachtungszeit im Median knapp fünf Jahre; 19 Patienten erhielten die Diagnose eines invasiven Ovarial- oder Tubenkarzinoms  (Eierstock- oder Eileiterkrebs) (13 Tumoren per Screening; zwölf inzidentell/zufällig). Sechs weitere fanden sich erst im Operationspräparat nach indizierter Salpingo-Oophorektomie/operative Entfernung von Eileiter und Eierstock); aufgrund der Screeningresultate wurden 162 Frauen operiert, bei 149 erwies sich das Screening als falsch-positiv (95 hatten benigne (gutartige) Veränderung, zwei Borderlinetumoren des Ovars (Subgruppe von Ovarialtumoren, die sich durch semimalignes (halbbösartig) Verhalten auszeichnen) und 52 keine pathologische Veränderungen)

Die US Preventive Services Task Force hält Früherkennungs­untersuchungen des Ovarialkarzinoms für Frauen ohne bekannte genetische Risiken für unwirksam und potentiell schädlich. Sie berufen sich dabei auf die Ergebnisse der beiden größten Screeningstudien aus den USA (PLCO-Trial mit mit 78.216 Frauen) und Großbritannien (UKCTOCS mit 202.638 Frauen) [4].
Auch die Ergebnisse der UKCTOCS-Studie nach median 16,3-jähriger Nachbeobachtung zeigten keinen signifikanten Nutzen der Screeningstrategien im Vergleich zu den Frauen in der Gruppe ohne Screening [6].

Literatur

  1. Bolton KL, Chenevix-Trench G, Goh C, Sadetzki S et al.: Associateioin between BRCA1 and BRCA2 mutations and survival in women with invasive epithelial ovarian cancer. JAMA 2012; 307:382-90
  2. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren. (AWMF-Registernummer: 032 - 035OL), September 2021 Kurzfassung Langfassung
  3. Rosenthal AN et al.: Evidence of Stage Shift in Women Diagnosed With Ovarian Cancer During Phase II of the United Kingdom Familial Ovarian Cancer Screening Study. J Clin Oncol 2017, online 27. Februar; doi: 10.1200/JCO.2016.69.9330
  4. Screening for Ovarian Cancer US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. US Preventive Services Task. Force Recommendation Statement. February 13, 2018
  5. Link T et al.: Serum calretinin as an independent predictor for platinum resistance and prognosis in ovarian cancer. Int J Cancer 2019. doi: https://dx.doi.org/10.1002/ijc.32676
  6. Menon U et al.: Ovarian cancer population screening and mortality after long-term follow-up in the UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening (UKCTOCS): a randomised controlled trial. Lancet 2021; https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)00731-5

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren. (AWMF-Registernummer: 032 - 035OL), September 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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