Einleitung
Ringelröteln (Erythema infectiosum)

Bei den Ringelröteln (Erythema infectiosum) (Synonyme: Erythema infektiosum; Exanthema variegatum; Fifth-disease; Fünfte Krankheit; Parvovirus B19 Infektion; ICD-10-GM B08.3: Erythema infectiosum [Fünfte Krankheit]) handelt es sich um eine Infektionserkrankung, die durch das Humane Parvovirus B19 (B19V) ausgelöst wird.

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Humane Parvovirus B19 Infektion

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf.

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) ist sehr hoch, jedoch nicht so hoch ansteckend wie Masern oder Varizellen (Windpocken). Sie besteht schon vor Auftreten klinischer Symptome!

Ringelrötelnviren sind gegen die meisten Desinfektionsmittel resistent (widerstandsfähig).

Epidemiologisch werden endemische Zyklen alle 3-4 Jahre beobachtet.

Saisonale Häufung der Erkrankung: Ringelröteln treten gehäuft im Frühjahr und Winter auf.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt über Tröpfchen, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und ggf. des Auges aufgenommen werden (Tröpfcheninfektion) bzw. aerogen (durch erregerhaltige Tröpfchenkerne (Aerosole) in der ausgeatmeten Luft) oder durch Schmierinfektion bzw. durch Kontakt zu Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Blut.
Das Parvovirus B19 kann auch mit der Muttermilch übertragen werden. 

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 6-18 Tage.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend bei Klein- und Schulkindern, zwischen 6 und 15 Jahren, auf. Bis zu 50 % der Kinder und Jugendlichen haben Antikörper gegen das humane Parvovirus B19 (im Blut). Bei den älteren Personen steigt die Durchseuchungsrate bis auf 80 % an.

Seroprävalenz (prozentuelle Anzahl der serologisch positiv getesteten Patienten) beträgt altersabhängig ca. 40-60 %; bei denen über 75-jährigen 95 %. Frauen im gebärfähigen Alter haben eine Seroprävalenz von 69-72 % [1].

Das Parvovirus B19 ist verantwortlich für mehrere verschiedene Erkrankungen. Zu diesen zählen:

  • Erythema infectiosum (Ringelröteln)
  • Transiente Anämie – vorübergehende Verminderung der roten Blutkörperchen im Blut
  • Transiente Arthritis – vorübergehende Gelenkentzündung
  • Transiente Arthralgie – vorübergehende Gelenkschmerzen

Die Dauer der Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht bis das Exanthem (Hautausschlag) sichtbar wird und wahrscheinlich auch noch einige Tage danach. 5 Tage nach Exanthembeginn kann man Kinder wieder in Gemeinschaftseinrichtungen zulassen.

Die Erkrankung hinterlässt lebenslange Immunität.

Verlauf und Prognose: Bei Kindern mit funktionierendem Immunsystem verläuft die Erkrankung in mehr als einem Drittel der Infektionen asymptomatisch (ohne erkennbare Symptome). Gelegentlich gibt es auch schwere Verläufe, die mit Myokarditis (Herzmuskelentzündung) und Enzephalitis (Gehirnentzündung) verbunden sind.

Bei Erwachsenen ist der Verlauf im Vergleich zu Kindern schwerer. In der Regel ist der Verlauf bei ansonsten Gesunden gut. Nach 10-14 Tagen klingt das Exanthem (Hautausschlag) spontan (von selbst) ab.

Für Schwangere, die bislang keine Antikörper gegen das Virus gebildet haben (d. h. nicht mit dem
Parvovirus B19 Kontakt hatten), ist im Falle einer Infektion das Risiko für Komplikationen erhöht. Dabei handelt es sich zumeist um Aborte (Fehlgeburten) in der Frühschwangerschaft.
Ab 20 + 0 Schwangerschaftswochen sinkt das fetale Risiko für Komplikationen.
Auch eine Primärinfektion der Mutter im dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) kann sich noch postnatal (nach der Geburt) in den ersten Lebenstagen des Neugeborenen auswirken.
Beachte: Das Parvovirus B19 (B19V) wirkt weder embryotoxisch ("giftig für den Embryo") noch teratogen (Einwirkungen, die Fehlbildungen beim ungeborenen Kind hervorrufen können).

Ab der 20. Schwangerschaftswoche erfolgen wöchentlich für 8 (-12) Wochen sonographische Verlaufskontrollen, die insbesondere der fetalen Anämiediagnostik dienenDamit ist eine adäquate Therapie wie eine intrauterine Transfusion bzw. eine terminierte Entbindung mittels Sectio caesarea im Bedarfsfall gewährleistet.

Eine Schutzimpfung gegen Ringelröteln steht bislang nicht zur Verfügung. 

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung

     
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