Subduralhämatom (SDH) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Gehirn ist von drei dicht aneinander liegenden Hirnhäuten (Meningen; Bindegewebsschichten) umhüllt. Sie schützen und stabilisieren das Gehirn. Die Dura mater ist die äußerste und dickste Schicht. Sie grenzt direkt an den Schädel an. Die mittlere Hirnhaut heißt Arachnoidea mater (Spinnwebenhaut). Die Pia mater (zarte Hirnhaut) ist die innerste Hirnhaut und liegt direkt dem Gehirn auf. Die beiden inneren Schichten werden auch als weiche Hirnhaut bezeichnet bzw. zusammengefasst. Zwischen den Hirnhäuten verlaufen Blutgefäße und befindet sich der Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, engl  Cerebrospinal fluid (CSF), umgangssprachlich "Nervenwasser").

Die subdurale Blutung ist zwischen der Dura mater und der Arachnoidea mater lokalisiert. Der Ursprung der Blutung liegt in rupturierten (zerreißenden) Brückenvenen, die durch den Subduralraum verlaufen.
Im Alter kommt es zu einer äußeren Atrophie des Gehirns (Hirnvolumenminderung), wodurch der Zug auf die Brückenvenen größer wird und das Risiko für eine Ruptur ansteigt. Die Einblutungen können sich durch eine Neomembran abkapseln. Die Kapillaren (feine Blutgefäße) der Neomembranen sind sehr permeabel (durchlässig), sodass es immer wieder zu Nachblutungen kommen kann. Eine Hirnatrophie ist nicht nur bei Älteren zu beobachten, sondern auch bei Alkoholikern.

Akute Subduralhämatome sind meist einseitig lokalisiert, chronische in der Regel doppelseitig (vor allem bei Therapie mit Antikoagulantien/Gerinnungshemmern).

Ätiologie (Ursachen)

Akutes Subduralhämatom

  • Im Rahmen von schweren Schädel-Hirn-Traumata (SHT): Schlag oder Stoß gegen den Kopf, Verkehrsunfälle

Chronisches Subduralhämatom

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Alkoholabusus (Alkoholabhängigkeit)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus – begünstigt die Entstehung eines Subduralhämatoms durch gefäßschädigende Wirkungen
  • Hypertonie (Bluthochdruck) – begünstigt die Entstehung eines Subduralhämatoms durch gefäßschädigende Wirkungen
  • Koagulopathien (Blutgerinnungsstörung)
  • Zerebrale Amyloidangiopathie (ZAA) – extrazelluläre Ablagerung von β‑Amyloid in die Gefäßwand kleiner bis mittelgroßer zerebraler und leptomeningealer Arterien, Arteriolen, Venen und Kapillaren; dieses führt zu Mikroaneurysmen (Ausweitungen der Gefäßwand der kleinen Blutgefäße), fibrinoiden Nekrosen (Absterben von Zellen), Gefäßverschlüssen und Aufsplitterungen [1]

Medikamente

  • Antikoagulantien (Gerinnungshemmer)

Weitere Ursachen

  • Im Rahmen von leichten bis mittelschweren Schädel-Hirn-Traumata (SHT) – Bagatelltraumata, z. B. durch Stürze (vor allem bei älteren Personen), Sportunfälle
  • Veränderungen des Hirndrucks – z. B. bei Druckentlastung bei epileptischen Anfällen (Krampfanfällen), Hydrocephalus (krankhafte Erweiterung der liquorgefüllten Flüssigkeitsräume (Ventrikel) des Gehirns/veraltet "Wasserkopf"), Liquordrainagen (zur Ableitung von Hirnwasser), Lumbalpunktion (Liquorpunktion)

Literatur

  1. Rivier CA et al.: Cerebral Amyloid Angiopathy and Risk of Isolated Nontraumatic Subdural Hemorrhage Author Affiliations JAMA Neurol. Published online December 26, 2023. doi:10.1001/jamaneurol.2023.4918