Einleitung
Mandelentzündung (Tonsillitis)

Als Tonsillitis oder Angina – umgangssprachlich Mandelentzündung genannt – (Synonyme: Angina; Angina catarrhalis; Angina Plaut-Vincentii; Angina tonsillaris; Pharyngotonsillitis; Streptokokken-Angina; Streptokokken Tonsillitis; Tonsillopharyngitis; ICD-10-GM J35.0: Chronische Tonsillitis; ICD-10-GM J03.-: Akute Tonsillitis) wird im Allgemeinen eine Entzündung der Gaumenmandeln bezeichnet.

Es können auch die Rachenmandeln (Tonsilla pharyngea; Synonyme: Tonsilla pharyngealis, Tonsilla pharyngica, adenoide Vegetationen – umgangssprachlich Polypen genannt) und die Zungenmandel (Tonsilla lingualis) des lymphatischen Rachenringes betroffen sein.

Gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie soll bei Patienten mit Halsschmerzen mit oder ohne Schluckbeschwerden nur noch eine der drei folgenden Diagnosen angegeben werden:

  • "akute Tonsillitis" (Mandelentzündung)
  • "akute Pharyngitis" (Rachenschleimhautentzündung)
  • "akute Tonsillopharyngitis" (Entzündung der Mandeln und der Rachenschleimhaut)

Die akute Tonsillitis wird überwiegend von viralen, seltener von bakteriellen Erregern verursacht. Erreger siehe unter "Ursachen".

Erregerreservoir ist der Mensch.

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) ist hoch.

Die Erkrankung tritt gehäuft in den feucht-kalten Jahreszeiten auf.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt aerogen: Tröpfcheninfektion in der Luft.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 1-3 Tage.

Die Krankheitsdauer beträgt in der Regel 7-14 Tage.

Eine Tonsillitis kann eingeteilt werden nach der Lokalisation in:

  • unilaterale (einseitige) Tonsillitis
  • bilaterale (beidseitige) Tonsillitis

Des Weiteren ist eine Einteilung nach dem klinischen Aspekt üblich:

  • katarrhalische Angina – Rötung und Schwellung der Tonsillen
  • follikuläre Angina – stippchenförmige fibrinöse Beläge auf den Krypten der Tonsillen
  • lakunäre Angina: Rötung und konfluierende (ineinanderfließende) fibrinöse Beläge

Auch der zeitliche Verlauf lässt eine Einteilung zu:

  • akut (Tonsillitis acuta)
  • rezidivierende (akute) Tonsillitis (RAT) – wiederholtes Auftreten akuter Tonsillitiden mit beschwerdefreien oder beschwerdearmen Intervallen

Auch der Schweregrad lässt eine Einteilung zu:

  • einfache Tonsillitis
  • eitrige Tonsillitis
  • nekrotisierende (mit Vernarbung des betroffenen Gewebes einhergehende) Tonsillitis

Häufigkeitsgipfel: Kinder sind häufiger betroffen, da sie sich leichter anstecken können, z. B. in Schule und Kindergarten.

Die Tonsillitis ist eine sehr häufige Erkrankung.

Im Rahmen einer Infektion durch ß-hämolysierende Streptokokken der Lancefield-Gruppe A ist eine Tonsillitis 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie nicht mehr infektiös. Die Erkrankung führt nicht zu einer Immunität.

Verlauf und Prognose: Die Erkrankung kann sowohl in akuter als auch in rezidivierender (akuter) Form auftreten.
Die Angina catarrhalis, die Entzündung im Rahmen einer Virus-bedingten Erkältung, wird ohne Antibiotika behandelt. Bei allen anderen, eitrigen Formen der Tonsillitis ist Penicillin das Mittel der Wahl. Die Prognose bei einer akuten Tonsillitis ist gut.
Bei einer rezidivierende (akute) Tonsillitis sind die Gaumenmandeln dauerhaft durch Bakterien entzündet und es kann zu Folgeerkrankungen kommen.
Ist die Tonsillitis durch
ß-hämolysierende Streptokokken verursacht, kann es zu akutem rheumatischen Fieber, Glomerulonephritis (entzündliche Nierenerkrankung, die beidseits an den Glomeruli (Nierenkörperchen) auftritt und zu bleibenden Nierenschäden führen kann) oder Endo-, Myo- und/oder Perikarditis (Herzinnenhautentzündung; Herzmuskelentzündung; Herzbeutelentzündung) kommen. Der Betroffene kann sogar dauerhafte Schäden wie einen Herzklappenfehler (HKF) davontragen. In der Regel wird bei einer chronischen Tonsillitis eine Tonsillektomie (Entfernung der betroffenen Mandeln) erforderlich. Weitere Indikationen (ein zwingender medizinischer Grund) für eine Tonsillektomie sind eine rezidivierende (wiederkehrend) akute Tonsillitis, ein Peritonsillarabszess (Abszessbildung (abgekapselter, mit Eiter gefüllter Hohlraum) in dem die Gaumenmandel umgebenden lockeren Bindegewebe) und stark vergrößerte Gaumenmandeln bei Kindern.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Entzündliche Erkrankungen der Gaumenmandeln / Tonsillitis, Therapie. (AWMF-Register Nr. 017 - 024), August 2015. Langfassung

     
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