Weitere Therapie
Morbus Alzheimer

Allgemeine Maßnahmen

  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Alkoholkarenz (Verzicht auf Alkoholkonsum)
  • Erhalt des Normalgewichts anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. Programm für Untergewichtige:
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Psychosoziale Stressoren, die zu einer kognitiven Überforderung führen.
  • Wg. Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit: Dazu ist es erforderlich, dass die Kriterien Informationsverständnis, Krankheits- und Behandlungseinsicht, Urteilsvermögen sowie Kommunizieren einer Entscheidung beurteilt und in ein Gesamturteil einbezogen werden [S2k-Leitlinie].

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Plasmapherese/Austausch des Blutplasmas als therapeutische Maßnahme plus Albuminersatz – In einer kontrollierten Studie deuteten sich Vorteile bei der Kognition, der Alltagsfunktion sowie Sprachflüssigkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Lebensqualität an. Eine Subgruppenanalyse deutet auf Vorteile des Plasmaaustauschs bei Kognition und vor allem bei Patienten mit moderater Demenz hin [3]. Weitere Studien sind abzuwarten.
  • Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS): es werden dabei zwei Elektroden auf der Kopfhaut im Bereich des dorsolateralen präfrontalen Kortex angebracht, die konstant Gleichstrom von geringer Stärke abgeben – Ergebnisse einer kleinen klinischen Studie deuten darauf hin, dass eine zweimal tägliche, Stimulation des Gehirns bei Menschen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer die kognitive Funktion verbessern könnte [4].

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Morbus Alzheimer)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Auch bei fortgeschrittener Demenz keine Sondenernährung über eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG; endoskopisch angelegter künstlicher Zugang von außen durch die Bauchdecke in den Magen). Stattdessen den Patienten beim Essen helfen und mit der Hand füttern.
    Sondenernährung macht die Patienten unruhig und erhöht den Bedarf an Zwangsmaßnahmen wie körperliche Fixierung oder die Gabe entsprechender Arzneien.
    Das Füttern von Hand hat keine Nachteile hinsichtlich Aspiration (hier: Einatmung von Speise bei der Atmung), Pneumonie (Lungenentzündung) und Mortalität (Sterberate).
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
      Hinweis: Geringer Konsum von Früchten, Gemüse, Fisch und Omega-3-reichen Ölen führt bei Nicht-ApoE-Trägern zu einem erhöhten Risiko für Demenz und Morbus Alzheimer
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Meiden gesättigter oder trans-gesättigter Fette (die Fette kommen beispielsweise in Margarine vor)
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (B1, Folsäure, C)
      • Mineralstoffen (Magnesium)
      • Spurenelementen (Chrom, Kupfer, Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch)
      • Acetyl-L-Carnitin; Coenzym Q10, Phosphatidyl-Serin
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
  • Eine Interventionsstudie an 18 Menschen ohne kognitive Einschränkung und an 17 Menschen mit milder kognitiver Einschränkung (Mild Cognitive Impairment, (MCI); alle waren im Alter zwischen 61 und 88 Jahren) konnte zeigen, dass Sport Gedächtnisleistung und Sprachkompetenz verbessert. Die Teilnehmer dieser Studie trainierten über zwölf Wochen regelmäßig im aeroben Bereich. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden u. a. neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt. Das Ergebnis war positiv [2]. Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass eine beginnende Demenz durch körperliche Aktivität positiv beeinflusst werden kann; weitere Studien sind allerdings erforderlich.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Psychosoziale Verfahren/Maßnahmen gemäß S3-Leitlinie: Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen
    • Selbstmanagement als Teil der Krankheitsbewältigung; in diesem Kontext auch Hinweise auf Selbsthilfekontaktstellen
    • Einzelinterventionen
      • Psychoedukative Intervention zur Erweiterung des Krankheitswissens
      • Training von Alltags- und sozialen Fertigkeiten
      • Künstlerische Therapien
      • Ergotherapie – Arbeits- bzw. Beschäftigungstherapie
      • Bewegungs- und Sporttherapien
      • Gesundheitsfördernde Interventionen
    • Ambulante psychiatrische Pflege (APP) als Hilfe in Krisenzeiten 
  • Kognitive Trainingsverfahren
  • Ergotherapie (in der frühen Phase der Erkrankung): Verbesserung der Lebensqualität und möglicherweise Verlangsamung des körperlichen Abbaus [1]
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Bundesvereinigung Lebenshilfe, Bundeszentrale
    Raiffeisenstr. 18, 35043 Marburg
  • Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. 
    Friedrichstr.236, 10969 Berlin
    Telefon: 030-25 93 79 5-0, Fax: 030-25 93 79 5-29, info@deutsche-alzheimer.de, Internet: www.
    deutsche-alzheimer.de

Literatur

  1. Pimouguet C et al.: Benefits of Occupational Therapy in Dementia Patients: Findings from a Real-World Observational Study. Journal of Alzheimer's Disease, vol. Preprint, no. Preprint, pp. 1-9, 2016. doi: 10.3233/JAD-160820
  2. Alfini AJ, Weiss LR, Nielson K et al.: Resting Cerebral Blood Flow After Exercise Training in Mild Cognitive Impairment. Journal of Alzheimer's Disease 2019;67(2):671-684. doi: 10.3233/JAD-180728.
  3. Boada M et al.: A randomized, controlled clinical trial of plasma exchange with albumin replacement for Alzheimer’s disease: Primary results of the AMBAR Study. Alzheimer & Dementia 2020; https://doi.org/10.1002/10.1002/alz.12137
  4. Li X et al.: Impact of twice-a-day transcranial direct current stimulation intervention on cognitive function and motor cortex plasticity in patients with Alzheimer’s diseaseGeneral Psychiatry 2023;36:e101166. doi: 10.1136/gpsych-2023-101166

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. (AWMF-Registernummer: 038-020), Oktober 2018 Kurzfassung Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen (AWMF-Registernummer: 108-001) Oktober 2019 Langfassung
     
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