Weitere Therapie
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Allgemeine Maßnahmen

  • In der Schwangerschaft gilt absolutes Alkohol- und Nikotinverbot!
  • In der Schwangerschaft muss die Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die Entstehung der Krankheit beim Ungeborenen überprüft werden
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Soziale Belastungen des Kindes wie beispielsweise Vernachlässigung – dem Kind mehr positive Zuwendung, körperliche Nähe und Aufmerksamkeit schenken

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Externe transkutane Nervenstimulation (eTNS) eines supraorbitalen Astes des Nervus trigeminus (fünfte Hirnnerv) – elektrische Stimulation erfolgt nächtlich; in einer randomisierten Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) abgeschwächt wurden. Das Gerät wurde von der US-Arzneimittelbehörde FDA für Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren zugelassen, die keine verschreibungspflichtigen Medikamente einnehmen [3].

Ernährungsmedizin

  • In vielen Studien wurde bereits untersucht, ob und welche ernährungsmedizinischen Maßnahmen die ADHS-Symptomatik mildern könnten. Jedoch lassen sich aus den Ergebnissen keine eindeutigen Zusammenhänge und damit Ernährungsempfehlungen ableiten. Es gilt: ADHS-Patienten sollten sich ausgewogen und vollwertig ernähren.
  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Besteht der Verdacht, dass bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke die Symptomatik verschlechtern, sollten Eltern oder die Betroffenen selbst für einige Tage ein Ernährungsprotokoll führen und den Verlauf der ADHS-Symptomatik dokumentieren. Die Beobachtungen sollten mit einem geschulten Ernährungsberater oder Arzt besprochen werden.
    • Ernährung reich an:
      • Spurenelementen (Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch)
    • Da bei psychischen Störungen und somit auch bei ADHS ein erhöhtes Risiko für Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht, sollte das Ernährungsverhalten daraufhin optimiert werden.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining)
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Sportliche Interventionen scheinen einen positiven Effekt auf kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit- und exekutive Funktionen zu haben, die häufig ADHS Patienten beeinträchtigen.
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Die wirksamsten Methoden der Psychotherapie, die bei der ADHS zur Anwendung kommen, sind direkte verhaltenstherapeutische Interventionen (Verhaltenstherapie, VT) mit dem Kind und das Eltern-Training. Weitere psychotherapeutischen Ansätze s. u. "ADHS im Erwachsenenalter".
  • ADHS im Erwachsenenalter: psychosoziale Interventionen (hier als Stufentherapie)
    • Psychoedukation (= Grundlage weiterer Interventionen) ist ein wesentlicher Teil der Therapie der ADHS. Sie befasst sich mit der Aufklärung des Betroffenen und seiner Erziehungsberechtigten über die Erkrankung und die möglichen Verlaufsformen. Weiterhin hilft die Psychoedukation bei schwierigen Erziehungsfragen im Hinblick auf die Diagnose und gibt dem Kind weitere Hilfestellungen.
    • Psychotherapie (meist kognitive Verhaltenstherapie, KVT)
      • Kognitive behaviorale Verfahren: dazu zählt auch die kognitive Verhaltenstherapie, KVT); Fokus der Behandlung ist die Bearbeitung dysfunktionaler Denkschemata und Verhaltensweisen.
      • Dialektisch-behaviorale Verfahren: Psychotherapieform zur Behandlung von Patienten, die zur Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung neigen. Die Dialektik soll sich dabei widerspiegeln in der Balance zwischen Validierung und Veränderung.
      • Metakognitives Training: Ansatz zur Behandlung sog. positiver Schizophreniesymptome, v. a. Wahn; basiert auf den theoretischen Grundlagen der Verhaltenstherapie der Schizophrenie, fokussiert jedoch insbesondere auf problematische Denkstile bzw. Denkverzerrungen,
      • Achtsamkeitstraining: Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR): hat seine Wurzeln in der buddhistischen Lehre; Programm zur Stressbewältigung durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit und durch Entwicklung, Einübung und Stabilisierung erweiterter Achtsamkeit. Die eigene Aufmerksamkeit willentlich und bewusst sich auf den gegenwärtige Moment auszurichten, sich dem Leben gegenüber zu öffnen und mit einer akzeptierenden Grundhaltung zu begegnen, verbessert Hauptsymptome, neuropsychologische Funktion und zugleich auch Komorbiditäten (Begleiterkrankungen).
      • Reasoning & Rehabilitation Programm©: multimodales, strukturiertes kognitiv-behaviorales Trainingsprogramm.
    • Coaching: Beratung, bei der keine direkten Lösungsvorschläge durch den Coach geliefert werden, sondern die Entwicklung eigener Lösungen begleitet wird. Das Verfahren hilft Erwachsenen, die eigenen Stärken zu identifizieren.
    • Kognitives Training (Hirnleistungstraining) zur Korrektur funktioneller neuropsychologischer Defizite von ADHS-Patienten
    • Neurofeedbacktherapie (Datenlage ist aktuell noch sehr heterogen)
  • Die medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat ist bei Erwachsenen einer psychologischen Gruppentherapie überlegen. Ebenfalls konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkung der Medikation auch nicht durch eine zusätzliche Gruppenpsychotherapie verbessert werden konnte [1].
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Neurofeedback: Dieses soll die Kontrolle von auffälligen Hirnaktivitätsmustern über Methoden der operanten Konditionierung (auch Lernen am Erfolg genannt) erlernbar machen; beim Einsatz eines EEG-Neurofeedbacks werden dabei überwiegend Frequenzbandamplituden trainiert (verstärkt), die als vorteilhaft gelten – Verfahren ist eine nicht invasive Trainingsmethode, die Patienten ermöglichen soll, die eigene Hirnaktivität zu regulieren und zu optimieren.
    • Effekte einer standardisierten Neurofeedbackintervention scheinen dauerhaft zu sein; in Follow-up-Analysen konnten stabile Verbesserungen auch noch mehrere Monate nach dem Training nachgewiesen werden [3].
      Beachte: Ein verhaltenstherapeutisches Gruppentraining (s. u. "Psychotherapie") war bei ADHS genauso wirksam wie eine Neurofeedback-Therapie – allerdings war eine Placebo-Behandlung ebenfalls so wirksam [2].
  • Ergotherapie – zur Verbesserung der feinmotorischen Fähigkeiten und der Wahrnehmung

Organisationen und Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen sind vor allem für die Erziehungsberechtigten eine wichtige Anlaufstelle, um Informationen und Hilfestellungen zu bekommen.

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • ADHS Deutschland e. V.: Internet: www.adhs-deutschland.de
  • ADHS Selbsthilfe Forum, Internet: www.adhs-anderswelt.de
  • ADS-Selbsthilfegruppe Bremen
    ADHS Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit und ohne Hyperaktivität, Diagnosemöglichkeiten, Therapiemöglichkeiten, Medikation; Information über die neuesten medizinischen und psychologischen Erkenntnisse; Eigensteuerung; Erkennen der positiven Eigenschaften; Erkennen der Defizite, was kann man tun. Die Elterngruppe leiten Ronald Schmidt (Telefon: 0421-6979991) und Sieglinde Böddener (Telefon: 04207-7982) an jedem 3. Donnerstag im Monat. Die Erwachsenengruppe leiten Ute Hiestermann (Telefon: 04204-7763) und Kerstin Frenzel (Telefon: 0421-444094) an jedem 1. Donnerstag im Monat
    Amersfoorter Str. 8, im Mütterzentrum Bremen Huchting

Literatur

  1. Philipsen A et al.: Effects of Group Psychotherapy, Individual Counseling, Methylphenidate, and Placebo in the Treatment of Adult Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry. 2015;72(12):1199-1210. doi:10.1001/jamapsychiatry.2015.2146.
  2. Schönenberg M et al.: Neurofeedback, sham neurofeedback, and cognitive-behavioural group therapy in adults with attention-deficit hyperactivity disorder: a triple-blind, randomised, controlled trial. Lancet Psychiatry. 2017 Aug 09. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S2215-0366(17)30291-2
  3. FDA NEWS RELEASE: FDA permits marketing of first medical device for treatment of ADHD For Immediate Release: April 19, 2019
  4. Van Doren J, Arns M, Heinrich H, Vollebregt MA, Strehl U, Loo SK: Sustained effects of neurofeedback in ADHD: a systematic review and meta-analysis. European Child & Adolescent Psychiatry 2019;28(3):293-305
     
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