Hyperhomocysteinämie – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen Baustein in der Diagnostik der Hyperhomocysteinämie dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie vermehrt Fälle von Gefäßerkrankungen (z. B. Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Apoplex (Schlaganfall), Thrombosen) im jungen Lebensalter?
  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte genetische Stoffwechselstörungen (z. B. MTHFR-Mutation)?

Sozialanamnese

  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen aufgrund Ihrer familiären Situation?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

Die nachfolgenden Fragen zielen auf mögliche Folgeerkrankungen einer Hyperhomocysteinämie ab, insbesondere auf Gefäßveränderungen und neurologische Begleitsymptome.

  • Leiden Sie bei körperlicher Belastung unter Brustenge, Herzschmerzen oder Atemnot?* (Hinweis auf koronare Herzkrankheit/Herzkranzgefäßerkrankung)
  • Kommt es häufig zu Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen?* (Hinweis auf zerebrovaskuläre Beteiligung/Durchblutungsstörung im Gehirn)
    Haben Sie beim Gehen Schmerzen in den Beinen, die Sie zu Pausen zwingen?* (Hinweis auf periphere arterielle Verschlusskrankheit/Durchblutungsstörungen in den Beinarterien)

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Hat sich Ihr Gewicht in den letzten Monaten deutlich verändert? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen (viel Obst, Gemüse, Ballaststoffe)?
  • Trinken Sie täglich ausreichend?
  • Bewegen Sie sich regelmäßig (mindestens 30 Minuten an 5 Tagen pro Woche)?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Autoimmunerkrankungen (z. B. Psoriasis (Schuppenflechte))?
    • Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)?
    • Depression?
    • Diabetes mellitus?
    • Erektionsstörungen?
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. koronare Herzkrankheit (KHK; Erkrankung der Herzkranzgefäße), Hypertonie (Bluthochdruck), Apoplex (Schlaganfall) oder transitorische ischämische Attacke (TIA))?
    • Helicobacter pylori-Infektion?
    • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)?
    • Thrombosen oder Embolien?
  • Wurden bei Ihnen relevante Operationen durchgeführt (z. B. Bypass, Herzklappenersatz, Darmresektion)?
  • Haben Sie bekannte Allergien (z. B. gegen Medikamente, Nahrungsmittel oder Kontrastmittel)?
  • Bestehen bekannte Vitaminmangelzustände (z. B. B12, Folsäure)?

Medikamentenanamnese

Folgende Medikamente interferieren u. a. mit dem Methionin-Homocystein-Stoffwechsel bzw. induzieren einen Mehrbedarf für Folsäure, B6 und B12:

  • Antagonisten des Folsäure-, Vitamin B6- und B12-Metabolismus
    • Folsäure: Methotrexat (Analogon der Folsäure (Vitamin B9); es inhibiert als Folsäure-Antagonist kompetitiv und reversibel das Enzym Dihydrofolat-Reduktase (DHFR)), Trimethoprim, Antiepileptika
    • Vitamin B6: Theophyllin
    • Vitamin B12: Hemmung beziehungsweise Störung der Absorption durch Metformin und Protonenpumpenhemmer
  • Antiepileptika: Carbamazepin, Phenytoin 
  • Isoniazid
  • N-Acetylcystein – stört den SH-Gruppentransfer
  • Lachgas (Distickstoffmonoxid)
  • Lipidsenkern vom Fibrat-Typ – möglicherweise Beeinträchtigung der renalen Elimination (Ausscheidung über die Nieren)

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.