Diabetes mellitus Typ 1 – Differentialdiagnosen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Genetische Lipodystrophie einschließlich lipatrophischer Diabetes
  • Hereditäre neuromuskuläre Erkrankungen
  • Mendenhall-Syndrom – Gruppe der extrem insulin-resistenten Syndrome (zusammen mit Leprechaunismus, den Lipodystrophien und den Insulinresistenz-Syndromen Typ A und B); Mendenhall-Syndrom hat einen autosomal-rezessiven Erbgang: Wachstumsverzögerung bereits intrauterin ("in der Gebärmutter") beginnend
  • Myotone Dystrophie
    • Myotone Dystrophie Typ 1 (DM1, Morbus Curschmann-Steinert) – myotonen (krankhaft verlängerte, tonische Muskelanspannung) Muskelerkrankung mit Muskelschwäche, Katarakt (Linsentrübung) und Hypogonadismus (Keimdrüsenunterfunktion)
    • Myotone Dystrophie Typ 2 (DM2, Proximale myotone Myopathie, PROMM) – Form der myotonen Muskelerkrankung mit Muskelschwäche, Katarakt und Herzrhythmusstörungen
  • Laurence-Moon-Biedl-Bardet-Syndrom (LMBBS) – seltene genetische Erkrankung; nach klinischer Symptomatik wird unterschieden in:
    • Laurence-Moon-Syndrom (ohne Polydaktylie, d. h. ohne Auftreten überzähliger Finger oder Zehen, und Adipositas, dafür aber mit Paraplegie  (Querschnittlähmung) und Muskelhypotonie/verminderte Muskelspannung) und
    • Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) (mit Polydaktylie, Adipositas und Besonderheiten der Nieren)
  • Prader-Willi-Syndrom (PWS; Synonyme: Prader-Labhard-Willi-Fanconi-Syndrom, Urban-Syndrom und Urban-Rogers-Meyer-Syndrom) – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang, die bei ca. 1 : 10.000 bis 1 : 20.000 Geburten auftritt; charakteristisch sind u. a. ein ausgeprägtes Übergewicht bei fehlendem Sättigungsgefühl, Minderwuchs und Intelligenzminderung; im Laufe des Lebens treten bedingt durch das Übergewicht Erkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus Typ 2 auf
  • Werner-Syndrom – (engl.: adult progeria) – autosomal-rezessive Erkrankung, vor allem mesodermaler Gewebe, die zu einem massiven, etwa in der Lebensmitte einsetzenden Alterungsprozess (Progerie) führt

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Weitere Formen des Diabetes mellitus:
    • Sonderform: Late onset autoimmune diabetes mellitus
    • Typ-2-Diabetes (circa 90 %), mit und ohne Übergewicht
    • MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young) [genetische Defekte der β-Zell-Funktion] – typische Konstellation: junge schlanke Patienten (< 25 Jahre) mit positiver Diabetes-Familienanamnese, die Antikörper-negativ sind; schleichender Beginn der Krankheit und kein Auftreten einer Ketoazidose (Form der metabolischen Azidose (stoffwechselbedingten Übersäuerung), die besonders häufig als Komplikation des Diabetes mellitus bei absolutem Insulinmangel auftritt; ursächlich ist eine zu hohe Konzentration von Ketonkörpern im Blut)
    • Gestationsdiabetes (> 1 %)
  • DIDMOAD-Syndrom (Synonym: Wolfram-Syndrom) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang; Symptomenkomplex mit Diabetes mellitus, Diabetes insipidus (Hormonmangel-bedingte Störung im Wasserstoffwechsel, die zu einer extrem hohen Harnausscheidung (Polyurie; 5-25 l/Tag) durch eine eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit der Nieren führt), Optikusatrophie (Gewebeschwund (Atrophie) des Nervus opticus/Sehnerv), Innenohrschwerhörigkeit
  • Durch Infektionen ausgelöster Diabetes mellitus wie beispielsweise durch eine Infektion mit dem Röteln-Virus (z. B. kongenitale Röteln, CMV-Infektion)
  • Endokrinopathien (Erkrankung endokriner Drüsen mit Störung der Hormonproduktion oder -regulation)
    • Akromegalie (Riesenwuchs)
    • Aldosteronom (Synonym: Morbus Conn) – Form des primären Hyperaldosteronismus. Es ist charakterisiert durch eine Überproduktion von Aldosteron in der Nebennierenrinde aufgrund eines Adenoms (gutartiger Tumor) ohne Aktivierung durch das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)
    • Cushing-Syndrom (Synonym: Morbus Cushing) – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus) (Überangebot von Cortisol) führen
    • Glucagonom – hormonaktiver Tumor der Bauchspeicheldrüse, der das stoffwechselaktive Hormon Glukagon produziert, welches starken Einfluss auf den Zuckerhaushalt des Körpers hat; es dient der Bereitstellung von Glucose (Traubenzucker)
    • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang mit vermehrter Ablagerung von Eisen als Folge einer erhöhten Eisenkonzentration im Blut mit Gewebeschädigung 
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
    • Phäochromozytom – meist benigner (gutartiger) Tumor (ca. 90 % der Fälle), der überwiegend von der Nebenniere ausgeht und zu Bluthochdruckkrisen (hypertensive Krise) führen kann
    • Somatostatinom – hormonaktiver Tumor, der sowohl im Bereich des endokrinen Pankreas (Bauchspeicheldrüse), als auch im Duodenum (Zwölffingerdarm) auftreten kann; er produziert  Somatostatin; dieses hemmt die Sekretion von Pankreasenzymen, Gastrin und Pepsin 
  • Mukoviszidose (Synonyme: CF (Fibrosis cystica); Clarke-Hadfield-Syndrom (Mukoviszidose); zystische Fibrose) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die durch die Produktion von zu zähmen Schleim in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist. Sie ist die häufigste autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung unter Kaukasiern.

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Erkrankungen des exokrinen Pankreas (Bauchspeicheldrüse) wie beispielsweise
    • chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
    • cystische Fibrose (Mukoviszidose; genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, bei der sehr zäher Schleim produziert wird)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs)
  • Phäochromozytom
  • Somatostatinom

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Stiff-man-Syndrom (SMS; Synonyme: Stiff-person-Syndrom, SPS; Moersch-Woltman-Syndrom); neurologische Erkrankung, die durch eine generalisierte Tonuserhöhung der Muskulatur gekennzeichnet ist; zusätzlich treten in den betroffenen Muskeln spontan oder getriggert Krämpfe auf; meist sind die Rücken- und Hüftmuskulatur symmetrisch betroffen; Gang wird steifbeinig und bizarr; viele haben Insulin-bedürftigen Diabetes mellitus (30 %), Autoimmunthyreoiditis (Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt; 10 %), atrophische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) mit perniziöser Anämie (Vitamin B12-Mangelanämie (Blutarmut); 5 %)

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)

Medikamente

  • Siehe unter "Ursachen" unter Medikamente

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Rodentizid – chemisches Mittel gegen Nagetiere