Wie lange sollte ein Baby gestillt werden und wann mit Beikost beginnen?

Die Dauer des Stillens ist eine ganz persönliche Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt – etwa vom Alltag der Familie, dem geplanten Wiedereinstieg in den Beruf oder auch von den individuellen Bedürfnissen von Mutter und Kind. Aus medizinischer Sicht ist Stillen jedoch von großem Vorteil, sowohl für das Kind als auch für die Mutter.

Empfehlungen zum Stillen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten 6 Lebensmonaten ausschließlich zu stillen. Danach sollte schrittweise Beikost eingeführt werden, während das Stillen ergänzend weitergeführt wird (in der Regel bis zum ersten Geburtstag). Wichtig ist: Jede Stilldauer ist wertvoll, auch wenn nicht ausschließlich oder kürzer gestillt wird.

In der Praxis wird häufig eine etwas flexiblere Empfehlung gegeben:

  • Säuglinge sollten mindestens bis zum Beginn des 5. Lebensmonats ausschließlich gestillt werden, besser bis zum 7. Lebensmonat.
  • Besonders bei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko ist ein längeres Stillen vorteilhaft.
  • Während dieser Zeit benötigen Babys keine zusätzliche Flüssigkeit, auch kein Wasser.

Ab wann Beikost sinnvoll ist

  • Ab dem 5. Monat, spätestens aber ab dem 7. Monat, kann mit Beikost begonnen werden. Wichtig ist, dass die Einführung individuell, langsam und stufenweise erfolgt. Ergänzend wird weiterhin gestillt.
  • Ab dem 6. Lebensmonat reicht die Muttermilch allein zur Versorgung des Babys nicht mehr aus.
  • Eine Zufütterung mit Beikost wird notwendig.
  • Der Anteil der normalen Ernährung steigt, während die Stillmahlzeiten weniger werden. Die Milchmenge passt sich dabei automatisch an.
  • Besonders geeignet zum Einstieg sind leicht verdauliche Lebensmittel wie Kartoffeln, Reis oder Gemüse.

Allergien vorbeugen

Früher galt die Empfehlung, allergene Lebensmittel wie Ei oder Nüsse im ersten Lebensjahr zu vermeiden. Heute weiß man, dass es sinnvoll sein kann, kleine Mengen geeigneter Lebensmittel bereits ab dem Beikoststart einzuführen. Studien zeigen, dass dies das Risiko für Allergien sogar verringern kann. Wichtig ist, dass dies in sicherer Form geschieht – zum Beispiel als fein pürierte Kost oder Nussmus, niemals als ganze Nüsse wegen der Erstickungsgefahr.

Besondere Hinweise

  • Mit Beginn der Beikost können kleine Mengen Wasser angeboten werden.
  • Honig sollte im ganzen ersten Lebensjahr nicht gegeben werden, da er zu einer seltenen, aber gefährlichen Lebensmittelvergiftung (Säuglingsbotulismus) führen kann.
  • Kuhmilch als Getränk ist erst ab dem 12. Monat empfohlen, kleinere Mengen in Speisen sind jedoch schon vorher erlaubt.
  • Spezielle Ersatznahrungen wie Soja-Säuglingsmilch werden nur in besonderen Fällen empfohlen, da es Hinweise auf mögliche hormonelle Effekte gibt.

Gesundheitliche Vorteile des Stillens

  • Für das Kind: Schutz vor Infektionen (z. B. Durchfallerkrankungen, Atemwegsinfekte), geringeres Risiko für Übergewicht, Typ-1- und Typ-2-Diabetes, sowie positive Effekte auf die Zahnentwicklung.
  • Für die Mutter: Längeres Stillen senkt das Risiko für Mamma- und Ovarialkarzinome (Brust- und Eierstockkrebs), wirkt sich günstig auf das Körpergewicht nach der Schwangerschaft aus und reduziert das Risiko für Typ-2-Diabetes.

Risikofaktoren für einen frühen Stillabbruch

  • Kaiserschnitt oder schwierige Geburt
  • Schmerzen beim Anlegen und wunde Brustwarzen
  • Unzureichende Unterstützung im Alltag
  • Stress und Berufsrückkehr ohne Stillpausen
  • Sozioökonomische Faktoren

Diese Aspekte sind wichtig für die Beratung, da sie gezielt angesprochen und präventiv unterstützt werden können.

Literatur

  1. World Health Organization: WHO Guideline for complementary feeding of infants and young children 6-23 months of age. Geneva: WHO; 2023. Verfügbar unter: www.who.int/publications/i/item/9789240081864.
  2. Meek JY, Noble L: AAP Section on Breastfeeding. Breastfeeding and the Use of Human Milk. Pediatrics. 2022;150(6):e2022057988. doi:10.1542/peds.2022-057988.
  3. Venter C et al.: Early Introduction of Novel and Less-Studied Food Allergens and Updated Guidelines. Nutrients. 2023;15(21):4530. doi:10.3390/nu15214530.
  4. Adgent M A et al.: A longitudinal study of estrogen-responsive tissues and hormone concentrations in infants fed soy formula. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2018; online 1. März 2018. doi.org/10.1210/jc.2017-02249.