Erkrankungen durch Hitze

Die folgenden Symptome/Erkrankungen können hitzebedingt auftreten:

Symptom/Krankheit Beschwerden, Ursachen, Folgen
Prävention und Therapie

Kopfschmerzen

Ursachen

  • plötzliche Warm-Kalt-Wechsel innerhalb kurzer Zeit um > 5 °C
  • übermäßige Wärme/Hitze
  • blendendes Sonnenlicht
  • erhöhte Ozonwerte
  • ggf. auch Genuss von Eis oder Sonnencremes (wg. enthaltener Duftstoffe)

Prävention

  • viel trinken (in kleinen Portionen), um Wasser- und Salzverluste zu vermeiden
  • schnellen Temperaturwechsel vermeiden
  • intensives Sonnenlicht vermeiden
  • kalte Lebensmittel langsam verzehren
  • vorsichtiger Umgang mit Duftstoffen

Therapie

  • Eisbeutel oder Kühlakku, eingewickelt in einem Baumwolltuch

Hitzepickel
(Synonyme: Miliaria, Schweißfriesel, "Roter Hund*")

*Akutes Ekzem nach Dauerschweiß in den Tropen (Lichen tropicus)

Beschwerden

  • brennende/juckende Hautrötungen
  • ggf. Bläschen/Knötchen


Ursachen

  • Verlegung der Ausführungsgänge der Schweißdrüsen

Prävention

  • Es sollte keine eng anliegende Kleidung getragen werden.
  • häufig kalt duschen ohne Reinigungs- bzw. Waschmittel (um einer Talgverarmung vorzubeugen)

Therapie

  • Zinkschüttelmixtur, ggf. Antiseptikum (Wirkstoffe, die Erreger von Infektionskrankheiten zerstören) lokal
  • ggf. Analgetika (Schmerzmittel; z. B. Ibuprofen) und Cortisonsalbe

Sonnenstich
(Synonyme: Insolation, Heliosis, Ictus solari, Insolationsmeningismus)

Beschwerden

  • Blässe
  • schwitzige Haut
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
  • Vertigo (Schwindel)
  • Krämpfe
  • Benommenheit
  • Bewusstlosigkeit

Ursachen

  • lang andauernde direkte Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf und Nacken, mit der Folge der Irritation der Meningen (Hirnhäute) und des Hirngewebes, die zu einer Entzündungsreaktion führen kann

Komplikationen

  • Hirnödem (Hirnschwellung als Folge einer zerebralen Volumen- und Druckzunahme)

Prävention

  • Es sollte stets eine Kopfbedeckung getragen werden.

Therapie

  • Person in den Schatten bringen, abkühlen (kalte Kompressen)
  • In schweren Fällen Arzt aufsuchen (wg. Gefahr eines Hirnödems); 
    Antikonvulsiva (Arzneimittel zur Verhütung bzw. zur Verhinderung von Krämpfen) und Mannitol-Infusion/Osmosteril 20 %; Kontraindikationen (Gegenanzeigen) sind zu beachten!
Hitzekollaps
(Synonyme: Hitzesynkope (Hitzeohnmacht))

Beschwerden

  • kurz andauernde Bewusstlosigkeit, die sich häufig durch Schwindel und Nausea (Übelkeit)/Erbrechen ankündigt

Ursachen

  • hitzebedingte Dilatation (Erweiterung) von peripheren Blutgefäßen → Blutdruckabfall → Kreislaufkollaps

Prävention

  • Vor schwerer Anstrengung sollte der Körper an das neue Klima gewöhnt werden.
  • Es sollte luftdurchlässige Kleidung und eine Kopfbedeckung getragen werden.

Therapie

  • Person in den Schatten bringen, Kopftieflage, Getränke anbieten, z. B. Brühe mit ca. 20 g Kochsalz (NaCl)
  • In schweren Fällen Arzt aufsuchen (2 x 4.000 ml physiologische Kochsalzlösung innerhalb 12-24 Stunden)
Hitzekrampf

Beschwerden

  • Vertigo (Schwindel)
  • Schwäche
  • Muskelkrämpfe


Ursachen

  • Flüssigkeits- und Elektrolytverlust (Salzverarmung des Körpers, vor allem Natrium)

Prävention

  • Es sollte auf eine ausreichende Trinkmenge (z. B. natriumreiches Mineralwasser) geachtet werden.

Therapie

  • orale Salzlösungen anbieten
Hydroprive (durch Flüssigkeitsmangel verursachte) Hitzeerschöpfung

Beschwerden

  • Zeichen einer Exsikkose (Austrocknung): Eine frisch gezogene Hautfalte auf dem Handrücken bleibt „stehen“.
  • starker Durst
  • Müdigkeit
  • Oligurie (maximal 500 ml Urin pro Tag), evtl. auch Anurie (maximal 100 ml Urin pro Tag)
  • bei schwerer Exsikkose: zunehmende Schocksymptomatik – Desorientiertheit, Muskel-/Krämpfe, Kreislaufversagen –, meistens Apathie bis Bewusstlosigkeit

Die Symptome entwickeln sich in der Regel innerhalb eines Tages.

Ursachen

  • Wasserverarmung des Körpers durch anhaltend starkes Schwitzen bzw. nicht ausreichende Wasserzufuhr bei schwerer Belastung unter hoher Umgebungstemperatur

Komplikationen

  • Hitzschlag (s. u.)

Prävention

  • Es sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (4-9 l/Tag) geachtet werden (Urin muss hell bleiben)

Therapie

  • Person an einen kühlen Ort bringen, ausreichend Getränke (bis zu 8 l Wasser pro Tag) anbieten (Ziel ist eine normale Urinausscheidung + normale Körperkerntemperatur)
  • Arzt aufsuchen bei Somnolenz (Benommenheit) bzw. Koma (Benommenheit bzw. Schläfrigkeit) → Infusionstherapie: 4.000 ml physiologische Kochsalzlösung
Anhydrotische Hitzeerschöpfung
(Hitzeerschöpfung ohne Schweißbildung)

Beschwerden

  • Dyspnoe (Atemnot)
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
  • Herzbeklemmung
  • Reizbarkeit
  • Unruhe
  • Haut heiß und trocken

Tritt gewöhnlich erst nach längerem Tropenaufenthalt auf.

Ursachen

  • Durch Miliaria (Hitzepickel) vermindert sich die Schweißsekretion im Bereich des Körperstamms und der Extremitäten. Infolgedessen kommt es zum Schweißstauungssyndrom mit kompensatorischer Hypersekretion (krankhaft gesteigerte Absonderung) der ungeschädigten Schweißdrüsen im Gesicht. 

Prävention

  • Aufenthalt an kühlem Ort

Therapie

  • Aufenthalt an kühlem Ort
  • ggf. Arzt aufsuchen
Saloprive Hitzeerschöpfung
(Hitzeerschöpfung, die durch Salzmangel (Natriumverlust) entsteht)

Beschwerden

  • Schwäche
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Krämpfe
  • Sehstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Ohrensausen
  • Anurie (maximal 100 ml Urin pro Tag)
  • Kreislaufschwäche
  • psychoneurotische Störungen
Die Symptome entwickeln sich über mehrere Tage (3-5 Tage).

Ursachen

  • Elektrolytverarmung (Salzverarmung des Körpers) durch starkes Schwitzen bzw. nicht ausreichende Elektrolytzufuhr bei schwerer Belastung unter hoher Umgebungstemperatur

Komplikationen

  • Hitzschlag (s. u.)

Prävention

  • Salzreiche Ernährung bzw. Einnahme von Salztabletten bei hitzeexponierten Personen

Therapie

  • Fleischbrühe, Tomatensaft mit Kochsalz (20 g/Tag)
  • In schweren Fällen Arzt aufsuchen → Infusionstherapie

Hitzschlag
(Synonyme: Hitzehyperpyrexie)

Risikofaktoren

  • feuchtheißes Klima (z. B. Regenzeit)
  • kein Wind
  • Schattentemperaturen über 45 °C
  • hohe Strahlenreflektion (in Städten)
  • mangelnde Gewöhnung an das Klima
  • Vorerkrankungen
  • Alkoholkonsum


Beschwerden – Trias:

  • stark erhöhte Körperkerntemperatur (rektal > 40 °C): heiße, trockene Haut
  • Kreislaufschwäche
  • Schädigung des zentralen Nervensystems (Krämpfe, Unruhe, Desorientiertheit, Bewusstseinseintrübung)
  • Weitere Symptome sind:
    • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
    • starker Durst
    • Polyurie (übermäßige Urinausscheidung)
    • Müdigkeit
    • Schwäche
    • Kopfschmerzen

Ursachen

  • hydoprive (durch Flüssigkeitsmangel verursachte) bzw. saloprive (durch Salzmangel verursachte) Hitzeerschöpfung

Prävention

  • Es sollte auf eine ausreichende Gewöhnung an das Klima geachtet werden.
  • Es sollte luftdurchlässige Kleidung getragen werden.
  • Keine sportlichen Tätigkeiten
  • Alkohol meiden

Therapie

  • Hydrotherapie (Wassertherapie), Eiswassertherapie (z. B. Eiswasserklistiere), feuchte Kompressen, Duschen bei Luftventilation
  • Arzt aufsuchen (Notfall)

Weitere Hinweise

  • Steigen die Außentemperaturen von einem auf den nächsten Tag um mehr als fünf Grad, erhöht sich das Myokardinfarktrisiko (Herzinfarktrisiko) für Menschen mit Hypertonie (Bluthochdruck) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen um rund 60 % wegen möglicher Herzrhythmusstörungen.
  • Bei hohen Temperaturen über längere Zeit sinkt der Blutdruck, da es zu einer Vasodilatation (Gefäßerweiterung) kommt. Bei Patienten mit blutdrucksenkender Therapie kann dieser Effekt noch verstärkt werden. Die Folgen sind Schwindel, Schwächeanfälle und im schlimmsten Fall ein Kreislaufkollaps.
    Sinkt bei länger anhaltenden Temperaturen über 25 Grad der systolische Blutdruckwert dauerhaft auf 110 mmHg oder sogar darunter, sollte eventuell eine vorübergehende Dosisreduktion erfolgen. Allerdings sollte der Patient den Blutdruck weiterhin mehrfach täglich kontrollieren, um bei einem Anstieg rechtzeitig nach Anweisung des behandelnden Arztes gegenregulieren zu können. Sollte die Hitze nur für wenige Tage bestehen, ist eine Anpassung der Medikamente meist nicht notwendig.
  • Hitzebedingt kann es zu einer Dehydratation (Austrocknung) kommen. Durch einen veränderten Wasser- und Elektrolythaushalt und daraus resultierender Reduzierung des effektiven Kreislaufvolumens im intravaskulären Raum und Hyperosmolarität erhöht sich das Risiko für eine Steinbildung (v. a. in den Nieren und ableitenden Harnwegen).
  • Anstieg der Herzfrequenz kann Hitzestress ankündigen: Man spricht von einem "kardiovaskulären Drift", wenn der Anstieg ohne Anlass etwa durch körperliche Bewegung erfolgt. Laut einer Studie setzt der kardiovaskuläre Drift etwa 20 Minuten vor der Zunahme der Körperkerntempe­ratur ein [5].
  • Hohe Temperaturen sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden. Dieses gilt insbesondere für Menschen mit bereits vorbestehenden Herz- und Gefäßkrankheiten.
    • Heiße Sommernächte gehen mit einem erhöhten kardiovaskulären Mortalitätsrisiko (Sterberisiko für Herz- und Gefäßkrankheiten) einher. Davon betroffen sind Männer zwischen 60 und 64 Jahren. Dieses wurde nicht beobachtet bei älteren Männern oder Frauen [4].

Literatur

  1. CRMCRM Handbuch Reisemedizin 2017. Thieme Verlag Stuttgart 2017
  2. Jelinek T: Kursbuch Reisemedizin: Beratung, Prophylaxe, Reisen mit Erkrankungen. Thieme Verlag Stuttgart 2012
  3. Löscher T, Burchard GD: Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin. Thieme Verlag  Stuttgart 2010
  4. Majeed H et al.: Warmer summer nocturnal surface air temperatures and cardiovascular disease death risk: a population-based study BMJ Open 2022;12:e056806. doi: 10.1136/bmjopen-2021-056806
  5. Cottle RM et al.: Onset of Cardiovascular Drift during Progressive Heat Stress in Young Adults (PSU HEAT Project) Journal of Applied Physiology 22 JUN 2023 https://doi.org/10.1152/japplphysiol.00222.2023