Allgemeine Regeln zum Verhalten in der Kälte
In den letzten Jahren wird das Angebot an Reisen in klimatisch extreme Regionen immer größer. Auch Reisen in kalte Regionen zählen dazu. Dabei ist u. a. Folgendes zu beachten: Kälte ist für etwa 20 Mal mehr Todesfälle verantwortlich als Wärme [1].
In der Kälte sind Todesfälle, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder Apoplex (Schlaganfall) zurückzuführen sind, etwa 20 bis 50 Mal häufiger. Eine Ursache dafür ist unter anderem ein höherer Blutdruck. In der Kälte ist der Blutdruck deutlich höher und damit auch das Risiko für schwere Komplikationen. Gleichzeitig ist auch die Herzfrequenz niedriger und die Konzentration von gefäßerweiterndem Stickstoffmonoxid verringert. Die Gefäße werden somit enger und lassen den Blutdruck steigen.
Patienten mit Krankheiten der nachfolgend beschriebenen Organsysteme sollten bei Reisen in klimatisch extremen Regionen reisemedizinisch beraten werden:
- Atmungssystem
- Augen und Augenanhangsgebilde
- Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
- Haut und Unterhaut
- Kreislaufsystem (körperliche Aktivität in extremer Kälte (> -12 °C) erhöht das Risiko für:
- Myokardinfarkt (Herzinfarkt; dieses betrifft vor allem Patienten mit Stenosen (Verengungen) der Koronargefäße (Herzkranzgefäße))
- Thrombosen
- Muskel-Skelett-System und das Bindegewebe
- Ohren – Warzenfortsatz
Die folgenden Maßnahmen können Ihnen helfen, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und Verletzungen/Erkrankungen zu vermeiden:
- Wichtig ist eine adäquate Kleidung – Mütze nicht vergessen! Ca. 20-30 % der Wärmeverluste laufen über den Kopf. Es empfiehlt sich eine mehrschichtige Kleidung, die atmungsaktiv und windabweisend ist.
- In Höhen über 2.000 m empfiehlt sich zusätzlich Sonnenschutz. Hier ist die Intensität der Sonnenbrand erzeugenden UV-B-Strahlen um 20 % stärker als in Meereshöhe (Sonnenschutzfaktor > 25).
- durch die Nase atmen
- Verzicht auf Alkohol (erweitert die Blutgefäße und der Körper kühlt so schneller aus)
Erfrierungen und Unterkühlung
Die nachfolgende Tabelle stellt die Symptomatik von Erfrierungen und Unterkühlung dar:
| Erfrierungen (vor allem Finger, Zehen, Ohren, Nase betroffen) |
Unterkühlung | |
| 1. Grades | Rötung, Taubheit | Rektaltemperatur 37-34 °C Kältezittern, Herzfrequenz/Blutdruck erhöht |
| 2. Grades | Ödem-/Blasenbildung auf geröteter Haut | Rektaltemperatur 34-27 °C zunehmende Schmerzempfindlichkeit, Puls/Atmung verlangsamt, Bewusstlosigkeit |
| 3. Grades | Nekrosen (Kältebrand) | Rektaltemperatur 27-22 °C Körperfunktionen brechen zusammen, Kältetod |
| 4. Grades | Vereisung | - |
Allgemeine Maßnahmen bei Erfrierungen
- Falls gleichzeitig eine Erfrierung und eine Hypothermie (Unterkühlung) vorliegen, ist die Hypothermie zuerst zu behandeln!
- Langsame Wiedererwärmung bei Erfrierungen 1. und 2. Grades, d. h. im körperwarmen Wasserbad erwärmen, bis die Haut wieder rosig ist; max. 30 min; Cave: Nur, wenn keine Hypothermie vorliegt!
- Blasen nicht eröffnen
- Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- betroffene Körperteile durch warme Körperteile erwärmen
- mit Decken und warmer Kleidung für Wiedererwärmung sorgen
- Heiße Getränke geben, keinen Alkohol!
Literatur
- Gasparrini A et al.: Mortality risk attributable to high and low ambient temperature: a multicountry observational study. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)62114-0