Hörverlust (Hypakusis) – Einleitung
Hörstörungen (Synonyme: Disacusis; Dysakusis; Hypakusis; Hypoakusis; Surditas; Taubheit; ICD-10-GM H91.9: Hörverlust, nicht näher bezeichnet; ICD-10-GM H91.1: Presbyakusis) sind eine häufige Einschränkung im Alter.
Man unterscheidet vier Formen von Hörstörungen:
- Hypakusis – Schwerhörigkeit (das Spektrum reicht von kaum empfundenen Hörstörungen bis hin zur Gehörlosigkeit)
- Hyperakusis – gesteigertes Hörvermögen im Sinne einer krankhaften Feinhörigkeit
- Veränderte Hörwahrnehmung – z. B. Diplakusis (Doppelhören), Parakusis (falsche akustische Wahrnehmung), z. B. gestörtes Richtungshören
- Akustische Halluzinationen – z. B. bei Delir, Psychose oder als akustische Aura bei Epilepsie
Die typische Verschlechterung des Hörvermögens im Alter wird umgangssprachlich auch als Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) bezeichnet.
Vornehmlich betrifft die Hörminderung im Alter die hohen Frequenzen, bereits 30jährige zeigen im Hochtonbereich eine statistisch signifikante Einschränkung.
Es können aber auch tiefe und mittlere Frequenzen betroffen sein, also den für Sprache relevanten Bereich. Das konnte in einer großen evaluierten Studie gezeigt werden, in welcher mehrere Altersgruppen verglichen wurden [1].
Häufigkeitsgipfel: Ca. 40 % der über 65-Jährigen leiden an der altersbedingten Schwerhörigkeit (ARHL, age related hearing loss).
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für behandlungsbedürftige Hörstörungen liegt bei 19 %. Ab dem 65. Lebensjahr leiden 50 % unter Hörstörungen. Bei den über 85-Jährigen steigt die Prävalenz bis zu 80 % an.
Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für eine angeborene bilaterale (beidseitige) Schwerhörigkeit beträgt ca. 1,2 Erkrankungen pro 100.000 Neugeborene pro Jahr (in Deutschland).
Verlauf und Prognose: Betroffene Personen nehmen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr ihren beginnenden Hörverlust stärker wahr, als solche, die älter als 60 Jahre sind; möglicherweise haben sich letztere im Verlauf der Zeit an ihrer Schwerhörigkeit gewöhnt.
Die angeborene bilaterale Schwerhörigkeit ist in 30 % der Fälle zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr progredient (fortschreitend), sodass auch eine geringgradige Schwerhörigkeit im Abstand von drei bis sechs Monaten wiederkehrend kontrollbedürftig ist!
Die Therapie von Hörstörungen erfolgt ursachenbezogen.
Je nach Grad der Ausprägung können Hörstörungen die Lebensqualität der Betroffenen stark vermindern.
Literatur
- Hesse G: Altershörigkeit – Audiometrische Befunde zur Differenzierung peripherer und zentraler Anteile der Hörfähigkeit im Alter. 2003 Habilitationsschrift der Universität Witten/Herdecke
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Periphere Hörstörungen im Kindesalter. (AWMF-Registernummer: 049 - 010), September 2013 Kurzfassung Langfassung