Angio-MRT

Die Angio-Magnetresonanztomographie (Synonyme: Angio-MRT; Kernspintomographie bzw. NMR (nuclear magnetic resonance imaging) der Gefäße; MRT-Gefäße; MRT-Angio; MR-Angiographie (MRA); Gefäßdarstellung durch Kernspintomographie) bezeichnet ein radiologisches Untersuchungsverfahren, bei dem mithilfe eines Magnetfeldes die Gefäße dargestellt werden.

Mit dieser Untersuchungsmethode sind gezielte Aufnahmen der Gefäße verschiedenster Körperregionen möglich wie z. B. Gehirn, Thorax, Abdomen (Bauchraum), Becken, Extremitäten (Arme oder Beine).

Die Gefäßdarstellung im Kernspintomographen (MRT) ist ohne Kontrastmittel möglich, eine bessere Aussagefähigkeit ist aber unter Injektion eines Kontrastmittels zu erreichen,

Die Kernspintomographie der Gefäße ist ein sehr präzises diagnostisches Verfahren, das heutzutage bei vielen Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt wird.

Beurteilbare Strukturen

Bei einer Angio-MRT können verschiedene Gefäßstrukturen im Detail beurteilt werden, darunter:

  • Arterien und Venen in allen Körperregionen, einschließlich derjenigen im Gehirn, Thorax (Brustkorb), Abdomen (Bauchraum), Becken und in den Extremitäten. Dies ermöglicht eine detaillierte Betrachtung von Gefäßwandstrukturen, Lumengröße und Flussdynamik.
  • Gefäßanomalien, wie Aneurysmen oder Gefäßmalformationen, können präzise identifiziert werden.
  • Gefäßengstellen und -verschlüsse, einschließlich derjenigen, die durch Atherosklerose (Arteriosklerose) oder Thrombosen verursacht wurden.
  • Venöse Strukturen, einschließlich der tiefen Venenthrombosen (TVT) oder der venösen Sinus im Gehirn.
  • Vaskuläre Entzündungen, wie sie bei der Vaskulitis (Gefäßentzündung) auftreten, lassen sich durch Wandverdickungen und andere charakteristische Merkmale erkennen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Aneurysma – Aussackung von Blutgefäßen
  • Veränderungen der Gefäße oder Anomalien [z. B. Angiome (Gefäßgeschwülste)]
  • Gefäßverschlüsse oder Stenosen (Engstellung in den Gefäßen)
  • Darstellung von kollateralen Kreisläufen (Umgehungskreisläufen)
  • Venenthrombosen, vor allem im Bereich des Gehirns oder der Bauchgefäße, wie auch der Gefäße der Extremitäten (Arm oder Bein)
  • Lungenembolie – Verschluss eines oder mehrerer Lungengefäße

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Für eine Angio-MRT gelten die üblichen Kontraindikationen wie für jede MRT-Untersuchung:

  • Herzschrittmacher (mit Ausnahmen)
  • Mechanische künstliche Herzklappen (mit Ausnahmen)
  • ICD (implantierter Defibrillator)
  • Metallische Fremdkörper in gefährlicher Lokalisation (z. B. in direkter Nähe zu Gefäßen oder Augapfel)
  • Andere Implantate wie: Cochlear-/Okularimplantat, implantierte Infusionspumpen, Gefäßclips, Swan-Ganz-Katheter, epikardiale Drähte, Neurostimulatoren etc.

Bei hochgradiger Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und bestehender Schwangerschaft sollte auf eine Kontrastmittelgabe verzichtet werden.

Vor der Untersuchung

Patientenvorbereitung

  • Entfernung aller metallischen Gegenstände
  • Bequeme Kleidung ohne Metallteile tragen
  • Überprüfung der MRT-Tauglichkeit von medizinischen Implantaten

Medizinische und gesundheitliche Vorbereitung

  • Fortführung der regulären Medikation, es sei denn, es gibt spezifische Anweisungen
  • Überprüfung der Nierenfunktion bei geplanter Verwendung von gadoliniumhaltigem Kontrastmittel
  • Berücksichtigung einer möglichen Schwangerschaft

Aufklärungsgespräch und Einwilligung

  • Erläuterung des Verfahrens, inklusive Dauer und Kontrastmittelgebrauch
  • Besprechung möglicher Risiken und Nebenwirkungen
  • Einholung der schriftlichen Einwilligung

Das Verfahren

Prinzip der Magnetresonanztomographie

Die MRT beruht auf der Kernspinresonanz von Protonen, insbesondere der Wasserstoffprotonen, die in hoher Konzentration im menschlichen Körper vorhanden sind. Wenn der Patient in das starke Magnetfeld des MRT-Gerätes gelangt, richten sich die Protonen entlang des Magnetfeldes aus. Durch gezielte Radiowellenimpulse werden diese Protonen aus ihrer Ausrichtung gebracht. Wenn die Radiowellenimpulse enden, kehren die Protonen in ihre ursprüngliche Ausrichtung zurück und senden dabei Radiowellen aus. Diese Signale werden von Spulen, die um den Körper des Patienten angeordnet sind, aufgefangen und an einen Computer weitergeleitet. Der Computer verarbeitet die Signale zu detaillierten Schnittbildern des untersuchten Körperabschnitts.

Bildgebung und Gewebedifferenzierung

Die erzeugten MRT-Bilder zeigen Unterschiede in den Grautönen, die auf der Verteilung und Dichte der Wasserstoffprotonen im Gewebe basieren. Verschiedene Gewebearten, wie Muskeln, Fettgewebe und Organe, erscheinen aufgrund ihrer unterschiedlichen Wasserstoffkonzentrationen in verschiedenen Graustufen.

Es gibt verschiedene Aufnahmesequenzen, die in der MRT verwendet werden, um unterschiedliche Gewebecharakteristika hervorzuheben. Zu den häufigsten Sequenzen gehören die T1- und T2-gewichteten Sequenzen. T1-gewichtete Bilder bieten eine gute Darstellung der anatomischen Struktur, während T2-gewichtete Bilder Flüssigkeiten und entzündliche Prozesse besser sichtbar machen.

Kontrastmittel und Untersuchungstechnik

Zur weiteren Verbesserung der Gewebedifferenzierung kann ein Kontrastmittel verabreicht werden. Meist handelt es sich um gadoliniumhaltige Kontrastmittel, die sich in bestimmten Geweben unterschiedlich anreichern und somit pathologische Prozesse wie Tumoren, Entzündungen oder Gefäßanomalien besser sichtbar machen.

Die MRT-Untersuchung erfolgt im Liegen und dauert in der Regel etwa 30 Minuten. Der Patient wird auf einer Liege in das MRT-Gerät geschoben, das einen röhrenförmigen Magneten darstellt. Während der Untersuchung herrscht ein starkes Magnetfeld, und das Gerät erzeugt laute Klopfgeräusche. Um den Lärm zu reduzieren, erhalten Patienten meistens Kopfhörer oder Ohrstöpsel. Moderne Geräte bieten manchmal auch Musik oder beruhigende Klänge an, um den Komfort während der Untersuchung zu erhöhen.

Mögliche Befunde

Die Angio-MRT kann eine Vielzahl von Befunden liefern, die für die Diagnose und Behandlungsplanung wesentlich sind:

  • Aneurysmen: Aussackungen der Gefäßwände, die das Risiko einer Ruptur bergen.
  • Stenosen: Verengungen der Gefäße, die den Blutfluss beeinträchtigen und zu Ischämien führen können.
  • Gefäßverschlüsse: Komplette Blockaden in Gefäßen, die kritische Bedingungen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte verursachen können.
  • Venenthrombosen: Blutgerinnsel in den Venen, die das Risiko einer Lungenembolie bergen, wenn sie sich lösen und in die Lunge gelangen.
  • Vaskuläre Malformationen/Gefäßmissbildungen: Abnorme Verbindungen zwischen Arterien und Venen, die zu verschiedenen klinischen Symptomen führen können.
  • Lungenembolien: Blockaden der Lungenarterien, die eine sofortige medizinische Intervention erfordern.

Nach der Untersuchung

  • Auswertung der Bilder: Beschreibung des Prozesses zur Interpretation der Angio-MRT-Bilder durch den Radiologen.
  • Kommunikation der Ergebnisse: Erklärung, wie und wann die Ergebnisse dem Patienten mitgeteilt werden und welche Schritte folgen könnten, basierend auf den Befunden.
  • Mögliche Folgeuntersuchungen oder Behandlungen: Hinweise auf zusätzliche erforderliche Tests oder auf die Basis der MRT-Ergebnisse empfohlene Behandlungsoptionen.

Mögliche Komplikationen

Ferromagnetische Metallkörper (auch metallisches Make-up oder Tätowierungen) können zur lokalen Wärmeentwicklung führen und möglicherweise Parästhesie-ähnliche Empfindungen (Kribbeln) auslösen.

Durch eine Kontrastmittelgabe können allergische Reaktionen (bis zum lebensbedrohlichen, jedoch nur sehr seltenen anaphylaktischen Schock) auftreten. Die Gabe eines Gadolinium-haltigen Kontrastmittels kann außerdem in seltenen Fällen eine nephrogene systemische Fibrose auslösen.