Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – Einleitung

Bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung – umgangssprachlich COPD genannt – besteht eine progrediente (fortschreitende), nicht vollständig reversible (umkehrbare) Obstruktion (Verengung) der Atemwege.

Synonyme und ICD-10: Atemwegobsstruktion; chronic obstructive airway disease (COAD); chronic obstructive lung disease (COLD); Chronic obstructive lung disease (COLD); Chronic obstructive pulmonary disease (COPD); chronische obstruktive Atemwegserkrankungen; Chronische obstruktive Pulmonalerkrankung (COPE); chronisch obstruktive Bronchitis; chronisch obstruktive Lungenerkrankung; Chronisch obstruktive pulmonale Krankheit; obstruktive Lunge; obstruktive Lungenerkrankung; ICD-10-GM J44.9-: Chronische obstruktive Lungenkrankheit, nicht näher bezeichnet.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) stellt keine eigene Erkrankung dar, sondern ist ein funktionell durch die Atemwegsobstruktion definiertes Krankheitsbild aus chronisch-obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (Lungenüberblähung). Asthma bronchiale ist jedoch nicht in die Definition einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eingeschlossen.

Ein ACOS (Asthma-COPD Overlap Syndrome) liegt vor, wenn eindeutig typische Zeichen beider Krankheiten vorhanden sind, d. h. zum Beispiel, dass seit der Kindheit ein Asthma bekannt ist.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine der häufigsten chronischen Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) die vierthäufigste Todesursache weltweit.

Formen der COPD

  • Chronisch-obstruktive Bronchitis: Charakterisiert durch anhaltende Husten und Auswurf aufgrund von Entzündung und Verengung der Atemwege.
  • Lungenemphysem: Zerstörung der Alveolen (Lungenbläschen), was zu einer verminderten Lungenfunktion und Überblähung der Lungen führt.
  • Asthma-COPD Overlap Syndrome (ACOS): Kombination von Symptomen und Merkmalen beider Erkrankungen, Asthma und COPD.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 2 : 1, wobei der Anteil der Frauen steigt.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der
chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) liegt zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Liegt bei ca. 13,2 % in Deutschland [1]. In der Gruppe der Menschen, die älter als 40 Jahre sind, beträgt die Prävalenz 13 %. In Europa und Nordamerika haben ca. 8-13 % der Erwachsenen eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Progredienter Verlauf

  • COPD ist eine fortschreitende Erkrankung, die durch eine nicht vollständig reversible Obstruktion (Verengung) der Atemwege gekennzeichnet ist.
  • Die Krankheit führt zu einer deutlichen Leistungsminderung, die sich bereits bei alltäglichen Aktivitäten wie Treppensteigen bemerkbar macht.
  • Im fortgeschrittenen Stadium tritt Atemnot nicht nur bei körperlicher Belastung, sondern auch in Ruhe auf.

Symptome und Exazerbationen

  • Typische Symptome sind Husten, Sputum (Auswurf) und Dyspnoe (Atemnot). Diese können sich plötzlich und erheblich verschlechtern, was als Exazerbation bezeichnet wird.
  • Exazerbationen treten durchschnittlich einmal pro Jahr auf. Patienten mit mindestens mittelschwerer Obstruktion bleiben nur in 23 % der Fälle drei Jahre lang frei von Exazerbationen.
  • Eine Exazerbation ist definiert als eine akute Verschlechterung der respiratorischen Symptome über mindestens zwei Tage, die eine Steigerung der Therapie erfordert.

Krankheitsprogression und Gewichtsverlust

  • Typisch ist im weiteren Verlauf der Erkrankung ein zunehmender Leistungsabfall bei schnellem Gewichtsverlust (sogenanntes "COPD-Wasting"). Innerhalb von wenigen Wochen kann sich das Gewicht um mehrere Kilogramm verringern.

Asymptomatische COPD

  • Auch eine asymptomatische COPD, also eine bislang nicht erkannte COPD, erhöht bereits Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) [2]. Daher sollte ein Spiroergometrie-Screening für langjährige Raucher in Erwägung gezogen werden.

Prognose

Langzeitprognose

  • Eine Heilung der COPD ist nicht möglich, aber eine adäquate Therapie kann die Symptome mildern und die Progression der Erkrankung verlangsamen.
  • Die Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten kann durch frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung erheblich verbessert werden.

Komorbiditäten

  • COPD ist häufig mit anderen Erkrankungen vergesellschaftet (s. u.)
  • Eine Clusteranalyse identifizierte fünf Phänotypen von Komorbiditäten: kardiovaskulär, wenige Komorbiditäten, metabolisches Syndrom, Schlafapnoe, Angst/Depression, Malnutrition, Osteoporose (Knochenschwund), Bronchiektasen (Aussackungen der Bronchien in der Lunge). Diese Cluster sind häufig mit symptomatischen Patienten (GOLD B und GOLD D) assoziiert [6].
  • Exazerbationen erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Myokardinfarkt oder Lungenarterienembolie [5].

Overlap-Syndrom

  • Jeder sechste COPD-Patient im fortgeschrittenen Stadium (GOLD III oder IV) hat gleichzeitig ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSA). Dieses geht mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher.

Komorbiditäten

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist vermehrt mit Hypertonie (Bluthochdruck), Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung), periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK; fortschreitende Verengung der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund von Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)), pulmonale Hypertonie (PH; Lungenhochdruck), Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Vorhofflimmern (VHF) vergesellschaftet. Eine weitere Komorbidität ist Diabetes mellitus Typ 2 (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 10-20 %) [3, 4].
Eine Clusteranalyse deckte fünf Phänotypen von Komorbiditäten auf: 1. kardiovaskulär, 2. wenige Komorbiditäten, 3. metabolisches Syndrom, Schlafapnoe, Angst /Depression, 4. Malnutrition (Fehlernährung), Osteoporose, 5. Bronchiektasen. Die Cluster waren meistens signifikant assoziiert mit symptomatischen Patienten, d. h. GOLD B und GOLD D [6].
Unter Exazerbationen ist vermehrt mit dem Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses, wie z. B. einem Myokardinfarkt oder einer Lungenarterienembolie zu rechnen [5].

Beachte: Jeder sechste COPD-Patient im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium III oder IV hat nach GOLD gleichzeitig ein Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSA; Atemaussetzer im Schlaf, die durch die Verlegung der Atemwege entstehen) (Overlap-Syndrom); dieses geht mit einer erhöhten Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) einher.

Literatur

  1. Geldmacher H et al.: Die Prävalenz der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland. Ergebnisse der BOLD-Studie. Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: 2609-2614
  2. Çolak Y et al.: Prognosis of asymptomatic and symptomatic, undiagnosed COPD in the general population in Denmark: a prospective cohort study. Lancet Respir Med 2017; 5: 426-34 doi: http://dx.doi.org/10.1016/S2213-2600(17)30119-4
  3. Cavailles A, Brinchault-Rabin G, Dixmier A, Goupil F, Gut-Gobert C, Marchand-Adam S et al.: Comorbidities of COPD. Eur Respir Rev 2013 Dec;22(130):454-75. doi: 10.1183/09059180.00008612.
  4. Karch A, Vogelmeier C, Welte T, Bals R, Kauczor HU, Biederer J et al.: The German COPD cohort COSYCONET: aims, methods and descriptive analysis of the study population at baseline. Respir Med 2016 May;114:27-37. doi: 10.1016/j.rmed.2016.03.008. Epub 2016 Mar 11.
  5. MacDonald MI, Shafuddin E, King PT, Chang CL, Bardin PG, Hancox RJ: Cardiac dysfunction during exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease. Lancet Respir Med 2016 Feb;4(2):138-48. doi: 10.1016/S2213-2600(15)00509-3. Epub 2016 Jan 16.
  6. Raherison C et al.: Comorbidities and COPD severity in a clinic-based cohort. BMC Pulmonary Medicine 2018;18:117 https://doi.org/10.1186/s12890-018-0684-7

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Tabakentwöhnung bei COPD. (AWMF-Registernummer: 020 - 005), Januar 2014 Langfassung
  2. Vogelmeier CF et al.: Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Lung Disease 2017 Report. GOLD Executive Summary. Am J Respir Crit Care Med. 2017 Mar 1;195(5):557-582. doi: 10.1164/rccm.201701-0218PP.
  3. S2k-Leitlinie: Diagnostik, Prävention und Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). (AWMF-Registernummer: 020 - 006), Januar 2018 Langfassung
  4. S3-Leitlinie: Akuter und chronischer Husten. (AWMF-Registernummern: 053-013) Februar 2021. Kurzfassung Langfassung
  5. Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD): 2021 GOLD Report. Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Pulmonary Disease. www.goldcopd.org
  6. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie COPD. (AWMF-Registernummer: nvl- 003). Juni 2021 Kurzfassung Langfassung