Immunfixationselektrophorese (IFE)
Die Immunfixationselektrophorese (IFE) ist ein qualitatives laborchemisches Verfahren zur spezifischen Identifikation von Immunglobulinen (Antikörpern) und deren Leicht- oder Schwerkettenkomponenten im Serum, Urin oder Liquor (Nervenwasser). Sie dient dem Nachweis monoklonaler Gammopathien (krankhafte Vermehrung eines einzigen Antikörpertyps) und der weiteren Differenzierung bei unklaren Proteinbanden in der Elektrophorese (Trennverfahren für Eiweiße).
Synonyme
- Immunfixation
- IFE
- Immunfixations-Elektrophorese
- Immunfikationstest
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum (Blutflüssigkeit ohne Blutkörperchen)
- 24-Stunden-Urin (bei Verdacht auf freie Leichtketten im Urin, z. B. Bence-Jones-Proteinurie)
- Liquor (Nervenwasser) (bei Verdacht auf intrathekale Immunglobulinsynthese)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Bei Urindiagnostik: vollständige 24-Stunden-Sammelurin-Erhebung erforderlich
- Störfaktoren
- Unvollständige Urinsammlung (bei Urinanalytik)
- Hämolytische oder lipämische Proben (Blutproben mit Zerfall der roten Blutkörperchen oder Fettbelastung) können die Auswertung erschweren
- Niedrige Konzentrationen von monoklonalen Proteinen (unterhalb der Nachweisgrenze)
- Hochverdünnte Liquorproben (Nervenwasserproben)
- Methode
- Kombination aus Proteinelektrophorese (Trennung von Eiweißen durch elektrische Spannung) und Immunfällung (Ausfällung von Eiweiß-Antikörper-Komplexen)
- Nach elektrophoretischer Trennung der Proteine erfolgt eine spezifische Antikörper-Fixierung der Immunglobuline (Antikörper) (IgG, IgA, IgM) sowie der Leichtketten (kappa, lambda)
- Detektion durch Fällung der Immunkomplexe und Färbung
Normbereiche (je nach Labor)
Die Immunfixation ist ein qualitatives Verfahren – Normbereiche im eigentlichen Sinn existieren nicht. Als unauffällig gilt:
- Kein Nachweis monoklonaler Banden
- Polykonklonales Muster der Immunglobuline (vielgestaltige Antikörperverteilung)
Bei pathologischem Befund zeigt sich:
- Monoklonale Bande (typisch für monoklonale Gammopathien)
- Isotyp-spezifische Bande (z. B. IgG-kappa)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Verdacht auf monoklonale Gammopathien (bösartige oder gutartige Erkrankungen mit krankhaft vermehrten Antikörpern)
- Multiples Myelom (Plasmazellkrebs)
- Morbus Waldenström (seltene Lymphomerkrankung)
- Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) (auffällige Eiweißveränderung ohne Krankheitszeichen)
- Leichtkettenerkrankungen (z. B. AL-Amyloidose) (Erkrankung mit Ablagerung krankhafter Eiweiße)
- Abklärung auffälliger Befunde in der Serumelektrophorese (Eiweißtrennung im Blut)
- Nachweis und Differenzierung verdächtiger M-Banden (monoklonaler Eiweißband)
- Unklare Hypergammaglobulinämie oder Hypogammaglobulinämie (zu viele oder zu wenige bestimmte Antikörper im Blut)
- Nachweis freier Leichtketten (Eiweißbestandteile von Antikörpern)
- Bence-Jones-Proteinurie im Urin (spezielle Eiweiße im Urin bei Plasmazellerkrankungen)
- Diagnostik von Leichtketten-Myelomen oder Amyloidosen (Form von Knochenmarkkrebs oder Eiweißspeicherkrankheit)
- Liquor-Diagnostik bei Verdacht auf intrathekale Immunglobulinproduktion (vermehrte Bildung von Antikörpern im Nervenwasser)
- Multipler Sklerose (chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems)
- Chronisch-entzündliche ZNS-Erkrankungen (z. B. Neuroborreliose, Neurosyphilis) (langwierige Entzündungen des Gehirns und Rückenmarks)
- Verlaufskontrolle bekannter monoklonaler Gammopathien (Kontrolle von Krankheiten mit krankhaft vermehrten Antikörpern)
- Therapieüberwachung und Remissionsbeurteilung bei multiplem Myelom, Morbus Waldenström etc.
- Differenzierung polyklonaler vs. monoklonaler Immunglobulinvermehrungen (Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten vermehrter Antikörper)
- z. B. bei chronischen Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder lymphoproliferativen Syndromen (langwierige Infekte, Abwehrstörungen oder Lymphdrüsenkrankheiten)
- Screening bei unklarer Proteinurie (Eiweiß im Urin unbekannter Ursache)
- Verdacht auf paraproteinbedingte Nierenschäden (Nierenerkrankungen durch krankhafte Eiweiße)
(z. B. Cast-Nephropathie, Leichtkettenglomerulopathie)
- Verdacht auf paraproteinbedingte Nierenschäden (Nierenerkrankungen durch krankhafte Eiweiße)
Interpretation
- Erhöhte Werte / pathologische Befunde
- Nachweis einer monoklonalen Bande (z. B. IgG-kappa) spricht für eine monoklonale Gammopathie (krankhafte Antikörpervermehrung)
- Monoklonale freie Leichtketten im Urin: Hinweis auf Plasmazell-Dyskrasie (Erkrankung der Antikörper-produzierenden Zellen), z. B. Bence-Jones-Myelom
- Intrathekale Bande im Liquor (Nervenwasser): Hinweis auf lokale Immunglobulinproduktion, z. B. bei Multipler Sklerose
- Normale Werte / unauffälliger Befund
- Polykolonale Verteilung ohne dominantes Band (vielfältige Antikörpermuster)
- Kein Nachweis freier Leichtketten oder oligoklonaler Banden (wenige dominante Antikörperlinien)
- Spezifische Konstellationen
- Kombination mit Serum-Protein-Elektrophorese (Bluteiweißanalyse) zur initialen Detektion
- Ergänzend zu freien Leichtketten im Serum zur Diagnose und Verlaufskontrolle
Weiterführende Diagnostik
- Quantitative Bestimmung freier Leichtketten – insbesondere bei nonsekretorischem Myelom (Myelom ohne messbare Antikörper im Blut)
- Knochenmarkdiagnostik – bei Verdacht auf Plasmazellneoplasien (bösartige Erkrankungen der Antikörper-produzierenden Zellen)
- Bildgebung (z. B. Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT)) – zur Detektion osteolytischer Läsionen (Knochenabbauherde)
- Serum-Protein-Elektrophorese – initiale Screeningmethode zur Detektion von Dysproteinämien (Fettstoffwechselstörung)