Östrogentest
Der Östrogen-Gestagen-Test ist ein funktioneller Hormontest zur Beurteilung der Reaktionsfähigkeit der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bei ausbleibender Monatsblutung (Amenorrhoe). Er wird nach einem negativen Gestagentest eingesetzt, um zwischen einem Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogenmangel) und einer organischen Ursache (z. B. Asherman-Syndrom) zu unterscheiden.
Östrogene (weibliche Sexualhormone) sind Hormone, die hauptsächlich in den Eierstöcken (Ovarien) gebildet werden – insbesondere in der Eibläschenphase (Graaf-Follikel) und im Gelbkörper (Corpus luteum). Geringe Mengen entstehen auch in der Nebennierenrinde und im Fettgewebe. 17-β-Östradiol ist das biologisch wirksamste Östrogen. Die Bildung erfolgt aus Cholesterin über Zwischenstufen wie Androstendion.
Synonyme
- Estrogen-Challenge-Test
- Estrogen-Progestin-Challenge-Test
- (veraltet: Östrogentest)
Das Verfahren
- Vorbereitung des Patienten
- Durchführung im Anschluss an einen vorherigen Gestagentest
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Zu geringe Dosierung oder zu kurze Einnahmezeit der Hormone
- Schäden an der Gebärmutterschleimhaut (z. B. nach Ausschabung, Infektion, Bestrahlung)
- Medikamente, die die Östrogenwirkung hemmen (z. B. Tamoxifen)
- Methode
- Einnahme eines Östrogens über 10–14 Tage (z. B. Ethinylestradiol)
- Danach Einnahme eines Gestagens (Gelbkörperhormons) über 5–10 Tage
- Alternativ Einnahme eines Kombinationspräparats (z. B. Femoston® 2/10)
- Nach Absetzen der Hormone Beobachtung, ob es innerhalb von 2–7 Tagen zu einer Blutung kommt
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Abklärung einer ausbleibenden Monatsblutung (primäre oder sekundäre Amenorrhoe)
- Unterscheidung zwischen Hormonmangel und organischen Ursachen (z. B. Verwachsungen in der Gebärmutter)
- Überprüfung der Reaktionsfähigkeit der Gebärmutterschleimhaut bei Östrogenmangel
- Einschätzung der Schleimhautfunktion nach Operationen oder Bestrahlungen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwerwiegende Erkrankungen der Leber (Leberfunktionsstörungen)
- Frühere oder aktuelle Blutgerinnsel (z. B. Thrombose, Lungenembolie)
- Hormonabhängige Krebserkrankungen (z. B. Mammakarzinom (Brustkrebs), Endometriumkarzinom/Gebärmutterkrebs)
- Starker Bluthochdruck (Hypertonie)
- Blutungen aus der Scheide ohne bekannte Ursache
Interpretation
- Erhöhte Reaktion (positiver Test)
- Innerhalb von 2-7 Tagen tritt eine Blutung ein
- Hinweis auf eine intakte und hormonempfindliche Gebärmutterschleimhaut
- Spricht für ausreichenden Aufbau der Schleimhaut durch das Östrogen
- Fehlende Reaktion (negativer Test)
- Keine Blutung trotz korrekter Durchführung
- Hinweis auf Schleimhautveränderungen oder -schädigungen (z. B. Asherman-Syndrom)
- Weitere Untersuchungen sind notwendig
Weiterführende Diagnostik
- Ultraschall durch die Scheide (transvaginale Sonographie) zur Messung der Schleimhautdicke
- Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) bei Verdacht auf Verwachsungen
- Blutuntersuchung der Hormone FSH, LH, Prolaktin, TSH, Östradiol
- Genetische Untersuchung bei Verdacht auf Chromosomenveränderungen (z. B. Turner-Syndrom)