HOMA-Index
Der sogenannte HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) ist eine einfachere Methode. Es handelt sich um ein mathematisches Modell, das eine Berechnung der Insulinresistenz (verminderte Empfindlichkeit gegenüber Insulin) und der Betazellfunktion (Funktion der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse) erlaubt [1]. Diese Methode bietet eine praxisnahe Möglichkeit, metabolische Störungen (Störungen des Stoffwechsels) frühzeitig zu erkennen und deren Schweregrad abzuschätzen.
Bestimmung und Berechnung des HOMA-Index
Nach einer 12-stündigen Nahrungskarenz (Nahrungsverzicht) werden morgens die Konzentrationen von Nüchterninsulin (Insulinspiegel nach Fasten) und Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) bestimmt. Die Berechnung des HOMA-Index erfolgt nach einer der folgenden Formeln:
- HOMA-Index = Insulin (nüchtern, µU/ml) × Blutzucker (nüchtern, mg/dl) / 405
- HOMA-Index = Insulin (nüchtern, µU/ml) × Blutzucker (nüchtern, mmol/l) / 22,5
Interpretation des HOMA-Index
Die Interpretation orientiert sich an folgenden Stadien:
Stadium | HOMA-Index | Beschreibung |
---|---|---|
1 | < 2 | Insulinresistenz eher unwahrscheinlich |
2 | 2,0 - 2,5 | Hinweis auf eine mögliche Insulinresistenz |
3 | 2,5 - 5,0 | Insulinresistenz sehr wahrscheinlich |
4 | > 5,0 | Durchschnittswert bei Typ 2-Diabetikern (Patienten mit Zuckerkrankheit Typ 2) |
Im klinischen Alltag können zur Abschätzung einer Insulinresistenz auch die Triglycerid-Konzentrationen (Blutfette) und das HDL-Cholesterin (schützendes Cholesterin) herangezogen werden, da diese Parameter signifikant mit der Insulinresistenz korrelieren [2]. Ein Nüchterninsulinwert von über 15 mU/l ist ebenfalls ein Hinweis auf Insulinresistenz. Ferner können ein steigender Insulin- oder oraler Antidiabetikabedarf (zunehmender Bedarf an blutzuckersenkenden Medikamenten) sowie zusätzliche Risikofaktoren die Diagnose unterstützen.
Insulinresistenz-Score nach Standl/Biermann
Als ergänzende Methode kann der Insulinresistenz-Score nach Standl/Biermann verwendet werden. Dieser wurde vom Institut für Diabetesforschung München entwickelt und berücksichtigt verschiedene klinische Parameter (Messwerte):
Parameter | 1 Punkt | 2 Punkte |
---|---|---|
Body-Mass-Index (BMI, Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße) kg/m² | > 26 | > 30 |
Blutdruck (mmHg) | – | > 140/90 |
Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) mg/dl | > 100 | > 110 |
Triglyceride (Blutfette) mg/dl | > 230 | – |
Gesamtcholesterin mg/dl | > 230 | – |
Interpretation:
- 0 bis 3 Punkte: Insulinsensitiv (normale Insulinwirkung) bis leicht insulinresistent
- 4 bis 8 Punkte: Deutlich insulinresistent
Alternative: TyG-Index (Triglyceride-Glucose-Index)
Als alternative Methode zur Abschätzung der Insulinresistenz dient der TyG-Index, der ausschließlich auf Routineparametern (regelmäßig gemessenen Laborwerten) basiert:
TyG = ln (Triglyceride (mg/dl) × Glucose (mg/dl)) / 2
Der TyG-Index korreliert ebenfalls gut mit der Insulinresistenz und hat gegenüber dem HOMA-Index folgende Vorteile:
- Verwendung von Routineparametern (Triglyceride und Blutzucker), die häufig ohne Zusatzkosten bestimmt werden
- Einfache Berechnung, ideal für große Bevölkerungsstudien (Untersuchungen mit vielen Teilnehmern)
- Ähnliche diagnostische Genauigkeit wie der HOMA-Index [2]
Besonders in Situationen, in denen keine Insulinwerte verfügbar sind, stellt der TyG-Index eine praktische und kostengünstige Alternative dar.
Literatur
- Matthews DR, Hosker JP, Rudenski AS, Naylor BA, Treacher DF, Turner RC. Homeostasis model assessment: insulin resistance and beta-cell function from fasting plasma glucose and insulin concentrations in man. Diabetologia. 1985 Jul;28(7):412-9. DOI:10.1007/BF00280883
- Bonora E, Kiechl S, Willeit J, Oberhollenzer F, Egger G, Targher G, Alberiche M, Bonadonna RC, Muggeo M. Prevalence of insulin resistance in metabolic disorders: the Bruneck Study. Diabetes. 1998 Oct;47(10):1643-9. DOI:10.2337/diabetes.47.10.1643