Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – Symptome – Beschwerden

Asymptomatische Infektionen und biphasischer Verlauf

  • Ein großer Teil der Infektionen mit dem FSME-Virus verläuft ohne klinische Symptome. Schätzungen zufolge bleiben rund 70-95 % aller Infektionen asymptomatisch oder enden nach der ersten, unspezifischen Phase, ohne dass eine neurologische Beteiligung entsteht.
  • Kommt es zu einem symptomatischen Verlauf, zeigt die Erkrankung häufig ein zweiphasiges Muster: Nach einer typischen Inkubationszeit von etwa 5 bis 28 Tagen folgt zunächst eine unspezifische, grippeähnliche Erkrankungsphase. Bei einem Großteil der klinisch manifesten Fälle geht dieser Abschnitt nach einem symptomfreien Intervall in eine zweite Phase mit neurologischen Symptomen über.

Klinische Zeichen der ersten Krankheitsphase

Die frühe Phase der FSME ähnelt einer sommerlichen Grippe und dauert meist einige Tage bis etwa eine Woche.

Leitsymptome

  • Cephalgie (Kopfschmerzen): Ein sehr häufiges und oft dominantes Symptom, das bei der Mehrzahl der Betroffenen auftritt.

Hauptsymptome

  • Fieber: Typischerweise moderat erhöht, meistens im Bereich von 38-39 °C.
  • Katarrhalische Beschwerden (Schleimhautentzündung der Atemwege): Leichte Schleimhautentzündungen der oberen Atemwege mit allgemeinem Krankheitsgefühl.

Begleitende Symptome

  • Nausea (Übelkeit) und Erbrechen: Kommen regelmäßig vor, insbesondere bei stärker ausgeprägtem Fieber.
  • Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen): Werden gelegentlich berichtet, sind aber nicht wegweisend.
  • Vertigo (Schwindel): Ein mögliches, jedoch unspezifisches Begleitsymptom.

Zweite Krankheitsphase

Bei einem Teil der symptomatischen Patienten – insgesamt etwa 20-30 % der Infizierten, die eine erste Phase entwickelt haben – tritt nach einem beschwerdefreien Intervall von ungefähr einer Woche eine zweite Erkrankungsphase auf.

Diese spätere Phase ist durch ein erneut einsetzendes hohes Fieber (häufig um 39 °C, gelegentlich höher) und neurologische Symptome (Störungen des Nervensystems) wie Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myelitis (Rückenmarksentzündung) gekennzeichnet.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der zweiten Phase der FSME:

  • Meningitis (Hirnhautentzündung): Tritt in etwa 50 % der Fälle auf und geht mit starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit einher
  • Meningoenzephalitis (kombinierte Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute): Betrifft etwa 40 % der Betroffenen und führt zu zusätzlichen neurologischen Symptomen wie Bewusstseinsstörungen und Krampfanfällen

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Enzephalomyelitis (Entzündung des Gehirns und Rückenmarks): Bei etwa 10 % der Betroffenen, begleitet von Muskelschwäche und Lähmungen
  • Myelitis (Rückenmarksentzündung): Geht mit Muskelschwäche, Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen einher

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit und Müdigkeit

Typische Symptome einer Meningitis

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Meningitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Reduziertes Allgemeinbefinden und Fieber: Bei fast allen Betroffenen (> 90 %)
  • Plötzliche Kopfschmerzen (Cephalgie): Treten bei 80-90 % der Patienten auf

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Meningitis:

  • Nackensteifigkeit (Meningismus): Wird bei etwa 70 % der Fälle beobachtet und ist besonders typisch für bakterielle Meningitis
  • Verändertes Bewusstsein: In bis zu 70 % der Fälle zeigt sich eine Veränderung im Bewusstseinszustand, die von leichter Verwirrtheit bis hin zu Bewusstlosigkeit reichen kann.
  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit): Bei ca. 30-50 % der Patienten

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Neuritis der Hirnnerven III, V-XII: Kommt bei etwa 10 % der Patienten vor und kann zu Symptomen wie Sehstörungen, Hörverlust oder Schwierigkeiten beim Sprechen führen
  • Krämpfe: Treten bei 20-30 % der Betroffenen auf, besonders bei Kindern und Jugendlichen
  • Hautveränderungen (Petechien): Bei etwa 20 % der Patienten, insbesondere bei Meningokokken-Meningitis, können punktförmige Hautblutungen auftreten
  • Nausea und Erbrechen: Treten bei ca. 50 % der Betroffenen auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein: Treten bei einem großen Teil der Patienten auf
  • Gelenk- und Muskelschmerzen: Häufig bei viralen Formen der Meningitis

Typische Symptome einer Enzephalitis 

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Enzephalitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Erheblich reduziertes Allgemeinbefinden und Fieber: In fast allen Fällen (> 90 %) tritt ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl auf

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Enzephalitis:

  • Bewusstseinsstörungen: Quantitative Bewusstseinsstörungen wie Sopor oder Koma treten bei ca. 40-60 % der Betroffenen auf. Qualitative Bewusstseinsstörungen wie Delir oder Halluzinationen werden bei etwa 50 % der Patienten beobachtet.
  • Kognitive Störungen: Merkfähigkeitsstörungen und andere Gedächtnisprobleme treten bei ca. 30-50 % der Patienten auf.
  • Lähmungen der Extremitäten (Extremitätenparesen): Kommen bei 10-20 % der Fälle vor
  • Lähmungen von Hirnnerven: Betreffen etwa 10-15 % der Patienten, oft in Form von Gesichtslähmung, Hörstörungen oder Schluckstörungen
  • Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination): Kommt bei ca. 20 % der Betroffenen vor

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Tremor (Zittern): Tritt bei 10-15 % der Patienten auf, häufig bei bestimmten viralen Enzephalitiden
  • Schluckstörungen (Dysphagie): Bei 5-10 % der Patienten aufgrund von Lähmungen der beteiligten Muskeln
  • Mimisches Beben: Selten beobachtet, oft in Verbindung mit anderen fokalen neurologischen Symptomen
  • Krampfanfälle (Epilepsie): Treten bei 20-30 % der Betroffenen auf und sind ein Anzeichen für eine schwere Hirnbeteiligung

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit, Schwächegefühl und allgemeine Erschöpfung

Typische Symptome einer Myelitis

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Myelitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Reduziertes Allgemeinbefinden und Fieber: Ein plötzliches Krankheitsgefühl, oft begleitet von Fieber; tritt bei etwa 50 % der Betroffenen auf

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Myelitis:

  • Blasenstörungen: Probleme beim Wasserlassen oder unkontrollierter Harnverlust; treten bei ca. 70-80 % der Patienten auf
  • Lähmungen der Extremitäten (Extremitätenparesen): Schwäche oder Lähmung der Arme oder Beine sind in 50-60 % der Fälle zu beobachten.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Blasenspasmen: Schmerzhaftes, krampfartiges Zusammenziehen der Blasenmuskulatur; tritt gelegentlich auf, etwa bei 20-30 % der Betroffenen
  • Schmerzen im Bereich von Rumpf und Extremitäten: Brennende oder stechende Schmerzen entlang des betroffenen Rückenmarksegments; treten in etwa 30-40 % der Fälle auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeine Schwäche, Müdigkeit und Abgeschlagenheit

Bei Kindern und Jugendlichen treten schwere Krankheitsverläufe im Vergleich zu Erwachsenen ca. 10-mal seltener auf.