Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Linderung der Beschwerden
  • Verhinderung von Folgeerkrankungen (Folgeschäden), insbesondere neurologischer Defizite (Nervenschäden) und respiratorischer Komplikationen (Atemkomplikationen)

Therapieempfehlungen

  • Für die FSME existiert keine kausale Therapie:
    • Es steht kein wirksames Virustatikum (Virusmedikament) zur Verfügung.
    • Immunmodulatoren (Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen; z. B. Glukokortikoide) sollten wegen potenzieller Verschlechterung der Immunabwehr nicht eingesetzt werden.
  • Symptomatische Therapie:
    • Analgetika (Schmerzmittel)/Antipyretika (Fiebermittel):
      • Paracetamol
      • Metamizol
    • Antiphlogistika (entzündungshemmende Mittel):
      • Diclofenac
      • Ibuprofen
    • Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit) nach Bedarf
    • Antiepileptika (Mittel gegen Krampfanfälle) bei zerebralen Anfällen (Gehirnkrampfanfällen)
    • Opiate (starke Schmerzmittel) bei therapierefraktären Kopfschmerzen (Kopfschmerzen, die auf andere Mittel nicht ansprechen; strenge Indikation)
  • Therapie bei schweren Verläufen:
    • Intensivmedizinische Überwachung/Behandlung (Behandlung auf der Intensivstation) bei ca. 5 % der Betroffenen infolge Atemlähmung (Atemstillstand) oder schwerer Bewusstseinsstörung (starke Störung des Bewusstseins)
    • In den ersten 72 Stunden:
      • Sechsstündliche Kontrolle von neurologischem Befund (Nervenstatus) und Vitalkapazität (Lungenfunktion)
        (Risiko fulminanter Hirnstammenzephalitis [Entzündung des Hirnstamms] oder Myelitis [Rückenmarksentzündung])
  • Therapie weiterer Funktionsstörungen:
    • Physiotherapie (Krankengymnastik)
    • Ergotherapie (Arbeits- und Funktionstherapie)
    • Logopädie (Sprachtherapie)
  • Fiebersenkung:
    • Erst ab Körpertemperatur > 39 °C empfohlen
    • In der Praxis oft im Rahmen der Behandlung starker Kopfschmerzen (z. B. Paracetamol, Metamizol)
  • Rehabilitation:
    • Häufig (> 40 % der Fälle) längerfristig erforderlich (Phasen B–D)
    • Insbesondere bei Meningoenzephalitis (Gehirnhaut- und Gehirnentzündung) und Enzephalomyelitis (Gehirn- und Rückenmarksentzündung) mit persistierenden neuropsychologischen oder motorischen Störungen (bleibenden geistigen oder körperlichen Funktionsstörungen)

Postexpositionsprophylaxe (PEP)

  • Passive Immunisierung:
    • Die Gabe von spezifischem FSME-Hyperimmunglobulin (Antikörpern gegen FSME) ist nicht mehr verfügbar und daher nicht möglich.
  • Aktive Impfung nach Zeckenstich:
    • Eine Impfung direkt nach Exposition wird mangels klinischer und epidemiologischer Evidenz nicht empfohlen.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). (AWMF-Registernummer: 030-035), Januar 2020 Langfassung