Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Camouflage (korrektive Kosmetika) bzw. Permanent-Make-up – kosmetische Optionen, um Depigmentierungen zu kaschieren.
- Lichtschutz – konsequenter Einsatz von Sonnenschutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor (SPF ≥ 30), da depigmentierte Areale besonders empfindlich auf UV-Strahlung reagieren.
- Mechanische Reize/Verletzungen meiden – zur Vermeidung des Köbner-Phänomens (Entstehung neuer Läsionen an verletzten Hautstellen).
- Vermeidung psychosozialer Belastungen – insbesondere Stress, da Stressfaktoren Vitiligo-Schübe triggern können.
- Psychologische Unterstützung – ggf. psychosoziale Beratung oder Verhaltenstherapie bei starker emotionaler Belastung durch die Erkrankung.
- Patientenschulung – strukturierte Information über Erkrankung, Prognose und Therapiemöglichkeiten; unterstützt die Adhärenz und reduziert Fehlvorstellungen.
- Selbsthilfegruppen – können helfen, den Erfahrungsaustausch zu fördern und die Krankheitsbewältigung zu erleichtern.
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Mikrodermabrasion (Abschleifen der obersten Hautschicht) in Kombination mit topischer (örtlicher) Tacrolimus-Behandlung (Salbe zur Unterdrückung der Immunreaktion)
- Eine Mikrodermabrasion mit anschließender topischer Behandlung mit Tacrolimus zeigte sich erfolgreicher als eine alleinige Salbenbehandlung.
- In einer Studie erreichten 11,4 % der weißen Stellen eine sehr gute Repigmentierung (Wiedereinlagerung von Pigment).
- Die Repigmentierung war abhängig von der anatomischen Region:
- Hals und Rumpf: in 75 % der Fälle mehr als 50 % Repigmentierung
- Extremitäten (Arme und Beine): 41 %
- Hände und Füße: 7 %
- Damit eignet sich dieses Verfahren vor allem als unterstützende Therapie [1].
- Xenon-Chlorid Excimer-Laser (308 nm; monochromatisches Licht)
- Indikation: lokal begrenzte Vitiligo, vorrangig segmentale Vitiligo (eine Körperseite betreffend) oder limitierte nicht-segmentale Vitiligo (beidseitige Form).
- Dosierung: drei Anwendungen pro Woche.
- Eigenschaften: besonders für kleine Areale geeignet; bewirkt eine schnellere und intensivere Repigmentierung als herkömmliche UV-Therapien aufgrund der höheren lokal applizierbaren Dosis.
- Kombination: Die Wirkung wird durch gleichzeitige Anwendung von Cremes oder Tabletten mit Glukokortikosteroiden (Kortisonpräparate) oder Calcineurin-Inhibitoren (Salben zur Unterdrückung der Immunreaktion) verstärkt [S1-Leitlinie].
- Schmalband-UVB-Therapie (NB-UVB, 311 nm; spezielle UV-Lichttherapie) [s. u.: physikalische Medizin]
- Indikation: Standardverfahren bei ausgedehnter nicht-segmentaler Vitiligo.
- Dosierung: 2-3 Anwendungen pro Woche, Dosisanpassung nach Hauttyp und Verträglichkeit.
- Wirksamkeit: gilt als wirksamstes und am besten belegtes Phototherapieverfahren; bevorzugt gegenüber PUVA [S1-Leitlinie].
- PUVA (Psoralen + UVA; Kombination von Wirkstoff und UVA-Licht) [s. u.: physikalische Medizin]
- Indikation: bei Erwachsenen mit sehr ausgedehnter Vitiligo, wenn NB-UVB nicht verfügbar ist.
- Einschränkung: Nebenwirkungsprofil ungünstiger, daher heute nur noch selten eingesetzt [S1-Leitlinie].
Vergleich nicht-operativer Therapieverfahren bei Vitiligo
| Verfahren | Indikation | Dosierung/Frequenz | Wirksamkeit | Besonderheiten / Limitationen |
|---|---|---|---|---|
| Mikrodermabrasion (Abschleifen der obersten Hautschicht) + topische Tacrolimus-Behandlung (Salbe zur Unterdrückung der Immunreaktion) | Unterstützende Therapie bei lokalisierter Vitiligo | Nach Mikrodermabrasion topische Applikation von Tacrolimus | 11,4 % sehr gute Repigmentierung (Wiedereinlagerung von Pigment); abhängig von der Lokalisation: Hals/Rumpf 75 % > 50 % Repigmentierung, Extremitäten (Arme und Beine) 41 %, Hände/Füße 7 % [1] | Vor allem unterstützend wirksam; Effektivität stark lokalitätsabhängig |
| Xenon-Chlorid Excimer-Laser (308 nm; monochromatisches Licht) | Lokal begrenzte Vitiligo; vorrangig segmentale Vitiligo (eine Körperseite betreffend) oder limitierte nicht-segmentale Vitiligo (beidseitige Form) | Drei Anwendungen pro Woche | Schnelle und intensive Repigmentierung (Wiedereinlagerung von Pigment), stärker als konventionelle UV-Therapien | Nur für kleine Areale geeignet; Wirkung durch Kombination mit Cremes oder Tabletten mit Glukokortikosteroiden (Kortisonpräparate) oder Calcineurin-Inhibitoren (Salben zur Unterdrückung der Immunreaktion) verstärkt [S1-Leitlinie] |
| Schmalspektrum-UVB (NB-UVB, 311 nm; spezielle UV-Lichttherapie) | Generalisierte Vitiligo (großflächige Form); indiziert bei > 15-20 % Körperoberfläche oder bei progredienter Vitiligo (fortschreitende Form) | Zwei- bis dreimal pro Woche; Fortführung bei Ansprechen ≥ 9 Monate, max. 2 Jahre | Bevorzugtes Verfahren; sehr gut belegt; höhere Wirksamkeit als PUVA [S1-Leitlinie] | Kein erhöhtes Risiko für Hautkrebs; bei ≥ 200 Sitzungen erhöhtes Risiko für aktinische Keratosen (lichtbedingte Hautschädigung, die in Hautkrebs übergehen kann) [2] |
| PUVA (Psoralen + UVA; Kombination von Wirkstoff und UVA-Licht) | Erwachsene mit generalisierter Vitiligo (großflächige Form) als Zweitlinientherapie, wenn NB-UVB nicht verfügbar oder nicht wirksam ist | Örtlich oder systemisch (Tablettenform); Behandlungsserien nach ärztlichem Schema | 70–80 % partielle Repigmentierung (Wiedereinlagerung von Pigment), vollständige Repigmentierung bei ca. 20 % | Geringere Wirksamkeit als NB-UVB; ungünstigeres Nebenwirkungsprofil; heute selten eingesetzt [S1-Leitlinie] |
Quellen: [1], [2], [S1-Leitlinie].
Impfungen
Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:
- COVID-19-Impfung
- Grippe-Impfung
- Hepatitis A- und B-Impfung (so oft wiederholen, bis der Anti-HBS-Titer erreicht ist)
- Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Vitiligo)
- HPV-Impfung (auch im Erwachsenenalter)
- Pneumokokken-Impfung
Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden. - Falls im Kindesalter nicht oder nicht vollständig durchgeführt: Masern (notwendige Lebendimpfung auch bei Immunsuppression), Mumps, Varizellen (Windpocken), Röteln, Polio
- Auffrischimpfungen empfehlenswert: Tetanus, Diphtherie, Pertussis
Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)
- Schmalspektrum-UVB-Therapie (311 nm; Narrowband-UVB, NB-UVB; spezielle UV-Lichttherapie)
- Indikationen:
- Generalisierte Vitiligo (großflächige Form), wenn eine örtliche Behandlung (Salbenbehandlung) aufgrund der Ausdehnung (> 15–20 % der Körperoberfläche) nicht mehr praktikabel ist
- Aktive, progrediente Vitiligo (fortschreitende Form), um die Erkrankungsaktivität zu stoppen
- Therapieprinzip: Anstreben eines gerade sichtbaren Erythems (Hautrötung).
- Therapiedauer: Fortführung bei Ansprechen für mindestens 9 Monate, maximal 2 Jahre.
- Frequenz: zwei- bis dreimal pro Woche [S1-Leitlinie].
- Sicherheit:
- Kein erhöhtes Risiko für Melanome („schwarzer Hautkrebs“), nicht-melanozytären Hautkrebs oder Morbus Bowen (Vorstufe eines Hautkrebses).
- Bei Patienten mit ≥ 200 Sitzungen signifikant erhöhtes Risiko für aktinische Keratosen (lichtbedingte Hautschädigung, die in Hautkrebs übergehen kann) [2].
- Kombinationen:
- Mit Corticosteroiden (Kortisonpräparate) oder Calcineurin-Inhibitoren (Salben zur Unterdrückung der Immunreaktion) zur Wirkungsverstärkung.
- Bei rasch fortschreitender nicht-segmentaler Vitiligo (beidseitige Form) auch Kombination mit Corticosteroiden in Tablettenform möglich [S1-Leitlinie].
- Ergänzend kann die Kombination mit oraler Supplementierung (Nahrungsergänzungsmittel) spezifischer Mikronährstoffe erwogen werden (vgl. „Therapie mit Mikronährstoffen“).
- Indikationen:
- PUVA-Therapie (Psoralen + UVA; Kombination von Wirkstoff und UVA-Licht)
- Anwendung: örtlich oder systemisch (Tablettenform).
- Indikation: orale PUVA-Therapie bei erwachsenen Patienten mit generalisierter Vitiligo als Zweitlinientherapie, insbesondere wenn NB-UVB nicht verfügbar oder nicht wirksam ist.
- Limitationen: geringere Wirksamkeit und ungünstigeres Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu NB-UVB (kurz- und langfristig erhöhtes Risiko).
- Wirksamkeit:
- 70-80 % der Patienten erreichen eine teilweise Repigmentierung (Wiedereinlagerung von Pigment).
- Nur etwa 20 % der Patienten erreichen eine vollständige Repigmentierung.
Vergleich der Phototherapien bei Vitiligo
| Verfahren | Indikation | Dauer/Frequenz | Wirksamkeit | Risiken/Limitationen |
|---|---|---|---|---|
| Schmalspektrum-UVB (NB-UVB; spezielle UV-Lichttherapie) | Generalisierte Vitiligo (großflächige Form), wenn eine örtliche Behandlung (Salbenbehandlung) bei > 15-20 % Körperoberfläche nicht praktikabel ist; aktive, progrediente Vitiligo (fortschreitende Form), um die Erkrankungsaktivität zu stoppen | Zwei- bis dreimal pro Woche; Fortführung bei Ansprechen mindestens 9 Monate, maximal 2 Jahre [S1-Leitlinie] | Gut belegt; bevorzugtes Verfahren gegenüber PUVA [S1-Leitlinie] | Kein erhöhtes Risiko für Melanome („schwarzer Hautkrebs“), nicht-melanozytären Hautkrebs oder Morbus Bowen; bei ≥ 200 Sitzungen signifikant erhöhtes Risiko für aktinische Keratosen (lichtbedingte Hautschädigung) [2] |
| PUVA (Psoralen + UVA; Kombination von Wirkstoff und UVA-Licht) | Orale PUVA bei erwachsenen Patienten mit generalisierter Vitiligo als Zweitlinientherapie, insb. wenn NB-UVB nicht verfügbar oder nicht wirksam ist | Topisch oder systemisch (Tablettenform); Behandlungsserien nach ärztlichem Schema | 70–80 % erreichen eine partielle Repigmentierung (Wiedereinlagerung von Pigment), vollständige Repigmentierung bei ca. 20 % | Geringere Wirksamkeit als NB-UVB; ungünstigeres Nebenwirkungsprofil mit kurz- und langfristig erhöhtem Risiko; daher heute seltener eingesetzt [S1-Leitlinie] |
Quellen: [S1-Leitlinie], [2].
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de - Deutscher Vitiligo-Bund e. V.
Frankenring 74, 91325 Adelsdorf
Telefon: 09195-992039, Fax: 09195-993935, E-Mail: mail@vitiligo-bund.de, Internet: www.vitiligo-bund.de
Literatur
- Abd-Elazim NE, Yassa HA, Mahran AM: Microdermabrasion and topical tacrolimus: A novel combination therapy of vitiligo. J Cosmet Dermatol. 2019 Oct 30. doi: 10.1111/jocd.13193.
- Bae JM et al.: Evaluation for Skin Cancer and Precancer in Patients With Vitiligo Treated With Long-term Narrowband UV-B Phototherapy. JAMA Dermatol. 2020. https://doi.org/10.1001/jamadermatol.2020.0218
Leitlinien
- Taieb A et al.: Guidelines for the management of vitiligo: the European Dermatology Forum consensus. Br J Dermatol 2013 Jan;168(1):5-19. doi: 10.1111/j.1365-2133.2012.11197.x. Epub 2012 Nov 2.
- S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Vitiligo. (AWMF-Registernummer: 013-093), April 2021 Langfassung