Prämenstruelles Syndrom (PMS) – Labordiagnostik
PMS-ähnliche Beschwerden können auch in der Prämenopause/Perimenopause und Menopause (Wechseljahren) sowie im Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen auftreten. Laboruntersuchungen dienen primär dem Ausschluss anderer Ursachen – es gibt keinen spezifischen Labortest, der PMS/PMDS positiv diagnostiziert [2].
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Schilddrüsenparameter – TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
- Prolaktin (Milchbildungshormon)
Begründung: Ausschluss von Schilddrüsenfunktionsstörungen und Hyperprolaktinämie (erhöhter Prolaktinspiegel) als Differenzialdiagnosen. Eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) kann zu Hyperprolaktinämie führen und so zyklische Beschwerden verstärken [2, 3]
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Hormonstatus – Zyklusdiagnostik (bei unklarem Zyklusmuster/klinischer Fragestellung)
17-Beta-Östradiol (weibliches Sexualhormon), Progesteron (Gelbkörperhormon), Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG, Transportprotein für Sexualhormone)
Hinweis: Bei Frauen mit prämenstrueller dysphorischer Störung (PMDS) wurden konstant erhöhte SHBG-Spiegel mit in der Lutealphase erniedrigtem freien Estradiol beobachtet [1] - Gonadotropine – FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) (ggf. LH (luteinisierendes Hormon))
Bei Verdacht auf (Prä-)Menopause/ovarielles Versagen oder Zyklusstörungen - Androgene – Testosteron (männliches Sexualhormon)
Bei Verdacht auf Hyperandrogenismus/PCOS (polyzystisches Ovarsyndrom) - Weitergehende Schilddrüsendiagnostik – fT3 (freies Trijodthyronin), fT4 (freies Thyroxin)
Nur bei pathologischem TSH oder starkem klinischem Verdacht; Schilddrüsenantikörper – TPO-Ak (Thyroidea-Peroxidase-Antikörper), TAK (Thyreoglobulin-Antikörper), TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper) – bei Verdacht auf Autoimmunthyreoiditis/Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) - Schwangerschaftstest (quantitatives HCG, humanes Choriongonadotropin)
Bei ausbleibender/verspäteter Menstruation oder Zyklusunregelmäßigkeiten
Wichtige Hinweise zur Testauswahl – Überdiagnostik vermeiden:
- Routinemäßige Messungen von Estradiol/Progesteron/SHBG ohne klare Fragestellung werden nicht empfohlen; Labordiagnostik soll v. a. Differenzialdiagnosen ausschließen [2], [4]
- Bei grenzwertig erhöhtem Prolaktin Störfaktoren (Stress/venöse Stauung) berücksichtigen und ggf. Bestätigungsmessung erwägen; primäre Hypothyreose kann eine Hyperprolaktinämie verursachen [3]
Hinweis: Untersuchungen zu Hormonspiegeln bei Frauen mit prämenstrueller dysphorischer Störung (PMDS) wiesen einen konstant erhöhten SHBG-Spiegel, der in der Lutealphase zu erniedrigtem freien Estradiol führte, nach [1].
Literatur
- Thys-Jacobs S, McMahon D, Bilezikian JP: Differences in free estradiol and sex hormone-binding globulin in women with and without premenstrual dysphoric disorder. J Clin Endocrinol Metab. 2008;93(1):96-102. https://doi.org/10.1210/jc.2007-1726
- American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG). Management of Premenstrual Disorders: ACOG Clinical Practice Guideline No. 7. Obstet Gynecol. 2023;142(6):1516-1533. https://doi.org/10.1097/AOG.0000000000005426
- Petersenn S et al.: Diagnosis and management of prolactin-secreting pituitary adenomas. Nat Rev Endocrinol. 2023;19:613-630. https://doi.org/10.1038/s41574-023-00886-5
- Hofmeister S, Bodden S: Premenstrual Syndrome and Premenstrual Dysphoric Disorder. Am Fam Physician. 2016;94(3):236-240.